Nichts gegen Engländer
Dichter aller Zeiten zu
vergleichen!« Dann fügt sie resigniert hinzu: »Eines Tages wird Charles König sein.
Aber glücklicherweise bin ich die einzige, die das mit Sicherheit nicht erleben
wird.«
Socken sind die Punk-Rocker
des
Kleiderschranks
Der Engländer und seine
Urlaubsfreuden
Obwohl
der Engländer sein Land für das beste der Welt hält, verlässt er es dennoch
manchmal. Zwar findet er das unbeständige englische Wetter viel interessanter
als das langweilige südländische Klima, aber im Sommer hat er gerne etwas
Sonne. Weil er die aber nicht gewöhnt ist, erkennt man ihn schon von weitem an
der Hummerhautfarbe. »Nur verrückte Hunde und Engländer begeben sich hinaus in
die Mittagssonne«, heißt ein bereits erwähntes Sprichwort, das sich jeden
Sommer bestätigt.
Neben
der unnatürlichen Hautfarbe gibt es ein weiteres Kennzeichen für den Engländer:
seine Bekleidung. Die Socken sind im Allgemeinen das Letzte, das er ablegt. Im
Frühjahr, wenn es selbst in England etwas wärmer wird, macht er bisweilen den
Oberkörper frei und schlüpft schon mal in kurze Hosen. Aber die Socken bleiben
an den Füßen, auch wenn es noch so warm ist. Sogar im Bett, so hat man mir
versichert, zeigt der Engländer untenrum keine Blöße. Und wenn doch, dann sind
die Socken das erste Bekleidungsstück, das er am Morgen wieder anzieht.
Was
für das Fußvolk gilt, trifft erst recht auf den Adel zu. Wenn ein Lord von
exzentrischen Anwandlungen übermannt wird, was im Londoner Oberhaus alle Nase
lang vorkommt, zieht er zum schwarzen Anzug rote Socken an. Der Oberschicht
wird die Bedeutung der Socke schon von frühester Jugend eingebläut.
Auf
der Eliteschule Eton benutzen sie Socken als Brandzeichen. Es gibt dort mehr
als hundert verschiedene Sockenfarben, die den Träger nicht nur als Betreiber
einer bestimmten Sportart identifizieren, sondern auch verraten, wie weit er es
darin gebracht hat.
»Socken
sind die Punk-Rocker des Kleiderschranks«, findet hingegen die englische Fußbekleidungsspezialistin
Annalisa Barbieri. »Sie sind anarchistisch und schwer einzuschätzen, sie leben
nach eigenen Gesetzen: Sie können einen Berg Wäsche, der weit größer ist als
sie selbst, mühelos verfärben. Socken lassen einfach nicht mit sich reden.«
Und
sie sind schlau, könnte man hinzufügen: Sie trennen sich bei der ersten Wäsche
und lassen sich fortan nie mehr gemeinsam blicken. Die britische Ausgabe der
Modezeitschrift Vogue spekulierte kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
darüber, was Männer wohl im 21. Jahrhundert tragen werden. »Wegwerfsocken«,
glaubte die Autorin des Beitrags damals. »Oh nein«, widerspricht Barbieri.
»Eines Tages übernimmt er vielleicht den Euro und freundet sich sogar mit den
Deutschen an, aber seine Socken wird der Engländer niemals wegwerfen.«
Freundschaft
mit den Deutschen? In Deutschland kommt der Engländer selten vor, außer bei
Fußballweltmeisterschaften. Zu anderen Zeiten verbringt er seinen Urlaub lieber
anderswo, und das ist gut so. Wenn die Sommerferien vorbei und die Engländer
wieder zu Hause sind, atmet die Welt auf. Vor allem die Tschechen. Prag ist zu
einem der Sammelpunkte für schlecht erzogene Engländer geworden. Zehntausende
von ihnen fallen jeden Sommer über die Stadt her, viele feiern ihren
Junggesellenabschied mit solchen Mengen Alkohol, dass sie sich später nicht
mehr daran erinnern. Die Prager erinnern sich dafür umso genauer.
Peter
Wickenden, dem britischen Botschafter in Tschechien, bleiben viele seiner
Landsleute ebenfalls unvergessen. Neulich klingelte mal wieder das Not-Telefon
mitten in der Nacht. Es war ein Ehemann in spe, der nicht nur seine Bezugsgruppe,
sondern auch seine Brieftasche verloren hatte und nicht mehr wusste, in welchem
Hotel er abgestiegen war. Einmal, so erzählte Wickenden dem Guardian, stand einer vor der Botschaft und war nur in ein Laken gehüllt, weil ihm mitten
in Prag seine gesamte Kleidung abhanden gekommen war. Wie das passiert war,
konnte er sich nicht erklären.
Das
britische Außenministerium hat einen Bericht über peinliche Engländer im
Ausland veröffentlicht. Demnach landeten 51 von ihnen in einem Prager
Krankenhaus, und 445 verloren innerhalb eines Jahres ihren Pass. In
Griechenland waren es im selben Zeitraum nur 391, obwohl viermal so viele
Engländer und Engländerinnen das Land belästigen. Letztere laufen dort jedoch
mehr als anderswo Gefahr, vergewaltigt zu werden. 48 Fälle wurden
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