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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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Papierschnipsel, die dem Sägemehl
beigemischt sind, um die Fährte deutlicher zu machen, haben des öfteren das
Misstrauen der Bevölkerung erregt. Manchmal fegen Leute das Zeug einfach weg,
weil sie es für Rattengift halten. In Dorset beschlagnahmte das Landratsamt gar
die gesamte Fährte, um sie im Labor untersuchen zu lassen. Eine Zeitung hatte
nämlich am Vortag mit der Schlagzeile aufgemacht: »Hundekiller treiben ihr
Unwesen.«
    Nichts
liegt den Haschhäuslern jedoch ferner, als irgend jemandem ein Leid zuzufügen.
»Das Ganze ist ein großartiger Gleichmacher«, sagt der 75jährige Rentner Phil
Davies. »Wir haben Taxifahrer und Anwälte, Arbeitslose und Botschafter, aber
wir sind alle gleich.« Die friedliche Jagd ist vermutlich das einzige
Wettrennen, bei dem die Schnellsten und die Langsamsten gleichzeitig ins Ziel
kommen, weil Kurzatmige Abkürzungen nehmen dürfen. Das Ziel ist stets eine
Kneipe. »Hashing« sei eine Spülung des Geistes, sagt der Großmeister der
»Wessex Hash House Harriers«. Mindestens ebenso wichtig ist ihnen die
gemeinsame Spülung von Hunde- und Hasennieren im Pub nach der Hatz.
    Auch
mit Rosskastanien treibt der Engländer exzentrische Spielchen. Sie haben eine
Meisterschaft rund um die Kapselfrucht erfunden. In Ashton in Northamptonshire
gibt es seit 1964 die Weltmeisterschaften im »Conkers«, wie die Kastanien
genannt werden. Eigentlich wollten die Stammgäste der Dorfkneipe damals angeln
gehen, aber das Wetter war so miserabel, dass sie statt dessen Rosskastanien
zerschlugen.
    Das
Spiel gibt es, seit die Kastanie im 16. Jahrhundert aus dem Balkan
eingeschleppt wurde - sehr zur Freude der Schnecke übrigens, denn bis dahin
benutzte man Schneckenhäuser für das Spiel. Die Regeln sind einfach: Man bohrt
ein Loch in die Kastanie und zieht eine Schnur hindurch, die am Ende verknotet
wird.
    Der
Verteidiger hält seine Kastanie mit ruhiger Hand in eine Höhe, die der
Angreifer bestimmen darf. Der hat drei Versuche, um das gegnerische Spielgerät
mit der eigenen Kastanie zu zerschmettern. Wenn einer der beiden Spieler seine
Kastanie fallen lässt, kann der Gegner »stampfen« rufen und die Kastanie
zertreten - es sei denn, der kastanienlose Spieler brüllt vorher »nicht
stampfen«.
    Der
Ex-Weltmeister Chris Jones erklärte seine Taktik: »Genauigkeit ist wichtiger
als Kraft, denn ein kräftiger Schlag kann deine eigene Kastanie beschädigen.
Ich schlage stets von oben nach unten, dann trifft man besser als bei einem Hieb
von der Seite.« Es gibt viele Tricks, um die Kastanien zu härten: Man kann sie
backen, lackieren oder in Essig einlegen. Der zweifache Weltmeister Charlie
Bray hat einen anderen Trick: Er verfüttert seine Kastanie an ein Schwein und
wartet, bis sie wieder ausgeschieden wird. Bei Weltmeisterschaften ist das
verboten.
    John
Hadman, Clubsekretär in Ashton, erklärte Conkers so: »Ein Spiel für zwei
Personen, und es steckt voller Aggression. Die normale Reaktion ist es, beim
Angriff zusammenzuzucken, aber das ist gegen die Regeln. Am besten schließt man
die Augen und denkt an England.« Aber bloß nicht an Wimbledon und die schweren
Bälle.
    Ebenso
wenig, wie der Engländer mit Tennisbällen fertig wird, schafft er es,
Alltagsprobleme zu bewältigen. Frank zum Beispiel. Es war nicht sein Tag. Am
Morgen wollte er eine Tüte Milch öffnen, um ein paar Tropfen davon in seinen
Kaffee zu schütten, aber das Tetrapack ließ sich nicht so einfach bezwingen.
Als er endlich seinen Zeigefinger in die kleine Öffnung gebohrt hatte, rutschte
er ab und goss sich einen Liter Milch über die Hose. Beim Versuch, der weißen
Dusche auszuweichen, warf er die Kaffeetasse um.
    Nachdem
Frank sich umgezogen hatte, klingelte der Postbote und brachte ihm ein Päckchen
von einem Musikversand: die nicht mehr ganz so neue und deshalb herabgesetzte
CD von U2. Frank fand den Zipfel des Bändchens nicht, mit dem man die
Zellophanhülle aufreißen konnte, und rückte der Verpackung mit einem Messer zu
Leibe. Dabei brach der Deckel der CD-Box am Scharnier ab, und die CD fiel auf
den Fußboden. Frank beobachtete ungläubig, wie die Scheibe durch die Küche
rollte und im Abflussgitter hinter der Waschmaschine verschwand. Was danach
geschah, weiß ich nicht, da Frank mich hinauswarf, nachdem ich erklärt hatte,
dass diese grässliche Band aus Dublin nun an ihrem Bestimmungsort angekommen
sei.
    Frank
ist nicht ungeschickter als andere Engländer. Er hat, wie die meisten seiner
Landsleute,

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