Nichts gegen Engländer
lediglich Schwierigkeiten mit Objekten des täglichen Bedarfs. Ein
paar clevere Geschäftsleute haben das ausgenutzt und das Unternehmen »User
Vision« gegründet, das die Benutzerfreundlichkeit von Produkten untersucht und
sich von den Herstellern dafür gut bezahlen lässt. Weit oben auf der Liste der
Frustobjekte stehen Digitalkameras, gefolgt von Auto-Kindersitzen und
Mobiltelefonen. Ein Unternehmen hat bereits darauf reagiert und ein Handy auf
den Markt gebracht, mit dem man weder fotografieren, noch sich rasieren,
sondern lediglich telefonieren kann.
Aber
auch Dosenöffner, Waschmaschinen und Einwegwindeln treiben den Engländer zur
Weißglut - ebenso wie Klebeband, bei dem nur die wenigsten der Testpersonen
das Ende der Rolle fanden. Überraschenderweise stellte es die meisten auch vor
eine unlösbare Aufgabe, ein Osterei auszuwickeln. Möglicherweise muss der
Osterhase dafür büßen, denn Gewehre gehören nicht zu den Objekten, mit denen
der Engländer seine Schwierigkeiten hat.
Am
Abend schaute ich noch einmal bei Frank vorbei. Die CD hatte er aus dem Abfluss
befreit, musste dazu aber das einzementierte Abflussgitter mit einem
Schlagbohrer zerstückeln. Weil das eine Weile dauerte, hatte er den
Videorecorder eingeschaltet, um seine Lieblingssendung aufzunehmen. Als er sie
ansehen wollte, stellte er fest, dass er versehentlich einen Dokumentarfilm
über Schönheitsreparaturen an einem Einfamilienhaus aufgenommen hatte. Das
sei typisch englisch, meinte ich: »User Vision« habe herausgefunden, dass die
Engländer den Videorecorder zum schwierigsten Objekt im Haushalt gewählt haben.
Millionen seiner Landsleute würden jetzt beim Tapezieren eines
Einfamilienhauses zusehen, weil sie das Gerät falsch bedient haben, erklärte
ich Frank, bevor er mich erneut vor die Tür setzte.
Aber
eins kann der Engländer: Großbritannien ist das Land der Wichser. So hoffte jedenfalls
das Centre for Sex and Culture. Die in San Francisco beheimatete Organisation
veranstaltete in London ein »Wankathon« und hatte dazu aufgerufen, massenhaft
zum Masturbationsmarathon in die Drop
Studios
in der Clerkenwell Road zu kommen - für einen wohltätigen Zweck.
Jeder
Teilnehmer und jede Teilnehmerin sollte sich Sponsoren suchen, die das
Massenonanieren bezuschussen. Normalerweise sammeln Schulkinder auf diese
Weise Geld für einen guten Zweck - natürlich nicht fürs Masturbieren. Sie
lassen sich von den Nachbarn und Verwandten die Zusage für eine Spende geben,
wenn sie im Freibad zehn Bahnen schwimmen oder in den Bergen fünf Kilometer
laufen. Meistens geht das Geld an irgendwelche kirchlichen Organisationen. Mit
dem »Wankathon« will der Klerus freilich nichts zu tun haben, die
Marie-Stopes-Klinik dafür um so lieber. »Es ist vollkommen richtig, dass wir
uns mit dieser risiko- und folgenlosen sexuellen Aktivität assoziieren«,
begrüßte die Familienplanungsklinik das Ereignis.
In
dem Aufruf hieß es zweideutig: »Kommt für einen guten Zeck.« In den Drop
Studios gab es weiches Licht, weiche Möbel, entspannende Musik sowie drei
Zonen: eine für Frauen, eine für Männer und eine gemischte Zone. Jede Zone
enthielt auch Einzelwichserzellen für scheue Teilnehmer, die aber nicht beim
offiziellen Wettbewerb mitmachen können. Wer die meisten Orgasmen hatte, und
wer am längsten masturbieren konnte, bekam einen Preis - vermutlich eine
Armbinde und einen Hund, denn Wichsen soll ja blind machen. Als Trostpreis wurde
wohl eine Brille vergeben.
Die
Regeln waren streng: Pro Stunde waren höchstens fünf Minuten Atempause - oder
wie immer man es nennen möchte - erlaubt. Der bisherige Rekord stand bei
achteinhalb Stunden.
Diese
Zeit konnte jedoch niemand überbieten: Das »Wankathon« dauerte von 14 bis 22
Uhr, also lediglich acht Stunden. Der Marathon der anderen Art wurde für
Channel 4 aufgezeichnet. Offenbar hatte man sich bei dem unabhängigen Fernsehsender
mit dem Thema angefreundet. Der Unterhaltungsredakteur Andrew MacKenzie
erklärte, dass man eine kleine Serie daraus machen werde: »Die Woche der
Wichser.«
MacKenzie,
der 2005 die »Penis-Woche« veranstaltet hatte, sagte: »Das sind genau die
provokanten Programme, die Channel 4 nachts um elf ausstrahlen sollte. Viele
Menschen masturbieren, aber nicht so viele reden darüber.« Die Produktionsfirma
Zig Zag fügte in einer Presseerklärung hinzu: »Es wird Zeit, dass wir
herausfinden, ob die Oberlippe das einzige ist, das in Großbritannien steif
sein darf.« Er
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