Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
hätte Morgan Murphys Abschlussballkleid fast nicht wiedererkannt. Das Kleid, das noch nicht einmal bezahlt war.
»Wir haben ja immer gewusst, dass du ein Freak bist.« Haven versuchte, Morgans hasserfüllte Stimme zu ignorieren, und kramte auf dem Boden ihres Spinds nach ihrem Mathebuch. »Ich meine, welche normale Viertklässlerin fällt denn bitte ständig in Trance und redet so einen versauten Mist? Aber wir hätten nicht gedacht, dass du mal richtig gefährlich werden würdest. Was machst du eigentlich mit dem Geld, das du an uns verdienst? Gibst du es für schwarze Kerzen und Opferziegen aus?«
»Hey, wie ist dieser Dämon eigentlich in dich reingekommen, Haven?«, rief einer der Jungen.
Haven spürte, wie ihr jemand auf den Rücken tippte, und schrie leise auf. Hinter ihr stand Leah Frizzell.
»Alles okay mit dir?«, fragte das dünne Mädchen. Haven schluckte und antwortete nicht, aus Angst, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Während sie wieder die unsichtbaren Flammen ihre Beine hochkriechen fühlte, wandte Leah sich wütend an die Menge vor ihnen. »Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?«, schrie sie. »Was gibt euch das Recht, dieses Mädchen zu quälen? Glaubt ihr etwa, so benehmen sich Christen? Glaubt ihr, dass euer Pastor stolz auf euch ist, wenn er davon hört?«
Bradley Sutton fing an zu lachen. »Na, was hält man denn davon? Die Schlangenbeschwörerin schlägt sich auf die Seite des Teufels. Na, hast du wieder eins von deinen Viechern in der Tasche, Leah?«
» Ich hab was für dich, Bradley.« Beau war plötzlich aufgetaucht. »Willst du mal sehen?«
»Guck an, jetzt haben wir ’ne Schlangenbeschwörerin, ’nen Dämon und ’ne Schwuchtel.« Dewey Jones feixte.
»Alles besser als so ein Haufen Heuchler wie ihr!«, schrie Leah, die immer wütender wurde. »Ihr sauft, lästert und vögelt mit allem, was sich bewegt, und da haltet ihr euch für so unfehlbar?«
»Schluss jetzt, das reicht.« Das war Direktor Cogdill – der für seine knallharte Disziplin bekannt war und in Havens erstem Highschooljahr vom Sportlehrer zum Schulleiter befördert worden war. »Mr Decker, kommen Sie ja nicht auf die Idee, hier eine Schlägerei anzuzetteln. Und die anderen begeben sich bitte in ihre Klassenräume. Miss Moore, würden Sie kurz mit mir mitkommen?«
Haven schaffte einen einzigen Schritt, bevor ihre Knie unter ihr nachgaben und sie dem Direktor vor die Füße fiel.
Als sie am Fenster eines Restaurants vorbeikamen, warf sie einen prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild. Das goldene Kleid, das sie selbst entworfen hatte, funkelte im Licht der Straßenlaterne.
»Du bist schöner denn je«, flüsterte Ethan ihr ins Ohr. Sie lachte und ließ seinen Arm los, als er ihr die Tür aufhielt. Es war das erste Mal, dass sie seit der Beerdigung ausgingen – das erste Mal, dass ihnen beiden der Sinn nach einem Abend in der Stadt gestanden hatte.
Im Restaurant war es ohrenbetäubend laut und die Leute in bester Stimmung durch den heimlich gebrannten Gin, der in kristallenen Wassergläsern serviert wurde. Ein geschniegelter Typ im Smoking sang gerade »Yes, Sir! That’s My Baby«.
»Seht mal!«, rief eine weibliche Stimme über die Musik hinweg. Eine sichtlich beschwipste Frau erhob sich und deutete zum Eingang des Restaurants, wo sie darauf warteten, dass man ihnen einen Tisch zuwies. Die langen Perlenketten der Frau schwangen hin und her. Einer nach dem anderen wandte sich ihnen jeder einzelne Kopf in dem Lokal zu. Es wurde still, und die Gäste warteten mit gehobenen Augenbrauen und offenen Mündern ab, was als Nächstes passierte.
»Miss Whitman, Mr Evans!« Der Oberkellner kam auf sie zugeeilt. »Was machen Sie denn hier?«
»Stimmt etwas nicht?«, wollte Ethan wissen, und der Mann starrte ihn einen Moment lang sprachlos an.
»Sie sollten wieder gehen«, flüsterte er schließlich. »Kommen Sie in ein paar Wochen wieder, wenn das Gerede sich gelegt hat.«
»Welches Gerede?«, hakte sie nach.
»Mörder!«, rief plötzlich ein Mann aus dem hinteren Teil des Raums.
»Bitte!«, drängte der Oberkellner.
Ein greller Lichtblitz empfing sie, als sie wieder nach draußen auf den Bürgersteig traten. Ethan packte den Mann mit dem Fotoapparat am Kragen.
»Was wollen Sie?«, herrschte er ihn an.
»Lassen Sie mich gefälligst los! Ich bin vom New York Daily Mirror! «
Die Augen der ganzen Schule schienen auf den Fleck gerichtet zu sein, an dem Haven lag und langsam wieder zu sich kam. Als Direktor
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