Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Cogdill ihr wieder auf die Füße half und sie den Flur hinunterführte, erhob sich ein wildes Stimmengewirr, das nur noch lauter wurde, als sie schließlich im Büro des Schulleiters verschwanden. Selbst seine Sekretärin hielt im Tippen inne und starrte sie an, als führte der Direktor eine Herde Elefanten an ihrem Schreibtisch vorbei. Haven wusste, die Frau würde am Telefon hängen, sobald sich die Zwischentür hinter ihnen geschlossen hatte.
»Ich denke, es wäre das Beste, wenn Sie das Schuljahr von zu Hause aus beenden würden«, informierte der Schulleiter Haven, bevor sie sich auch nur hinsetzen konnte.
Haven nickte, aber der Mann redete weiter, als hätte sie ihm widersprochen. »So eine Vorstellung darf es hier nicht jeden Tag geben. Und um ehrlich zu sein, kann ich auch nicht mehr für Ihre Sicherheit garantieren. Das verstehen Sie doch, oder, Haven?«
Er gab sich keinerlei Mühe, zu verbergen, wie überaus froh er wäre, sie los zu sein.
KAPITEL 20
S ehr geehrte Damen und Herren,
ich heiße Haven Moore. Ich bin siebzehn Jahre alt und ich lebe in einer Stadt namens Snope City im Osten von Tennessee. Schon solange ich denken kann, habe ich Visionen von einem anderen Leben in New York, obwohl ich noch nie in dieser Stadt gewesen bin.
Damals hieß ich Constance und war mit einigen Mitgliedern Ihrer Gesellschaft befreundet. Ich muss um die zwanzig gewesen sein, als ich Mitte der Zwanzigerjahre bei einem Feuer ums Leben kam.
Der Mensch, an den ich mich am deutlichsten erinnere, ist ein junger Mann namens Ethan Evans. Er war Mitglied der Ouroboros-Gesellschaft; darum kennen Sie womöglich seinen Namen? Damals war ich in ihn verliebt, und so seltsam es auch klingen mag: Ich glaube, ich bin es auch heute noch. Er ist ebenfalls zurückgekommen, und ich denke, ich weiß, wer er in diesem Leben sein könnte. Ich würde ihn gern finden, aber ich bin mir nicht sicher, ob das richtig wäre. Einiges, was ich in meinen Visionen gesehen habe, macht mir Angst, und der Mensch, zu dem Ethan geworden ist, weckt in mir Zweifel, ob ich ihn je wirklich gekannt habe.
Aber das alles scheint nichts zu ändern. Ich fühle mich noch immer zu Ethan hingezogen und ich weiß nicht, warum. Es gibt etwas, das ich tun muss, und solange ich nicht herausfinde, was es ist, werde ich wohl niemals Frieden finden. Ich hoffe, Sie können mir helfen …
Haven hielt inne und stellte sich vor, was für eine Reaktion sie wohl auf diese E-Mail erhalten würde. Sie konnte ihre Geschichte ja selbst kaum glauben. Sie speicherte die Datei ab und klappte den Laptop zu. Es hatte keinen Sinn, die Ouroboros-Gesellschaft mit etwas zu belästigen, das für die meisten Leute doch nur klingen würde wie die liebeskranken Fantasien einer Siebzehnjährigen.
KAPITEL 21
H avens Geschäfte gingen unaufhaltsam den Bach runter. Vierzehn Abschlussballkleider kamen zurück – die meisten davon jedoch wenigstens in besserem Zustand als das von Morgan Murphy. Nach und nach wurden alle noch ausstehenden Anprobetermine abgesagt, bis Haven und Beau schließlich auf Seide, Satin und Pailletten im Wert von tausendfünfhundert Dollar sitzen blieben. Ein hübsches hellblaues Chiffonkleid hoben sie als kleines Dankeschön für Leah Frizzell auf und brachten dann den Rest auf den Dachboden der Deckers. Die Einnahmen, derer Beau und Haven sich so sicher gewesen waren, hatten sich über Nacht in Luft aufgelöst. Bei dem Gedanken daran, dass sie Beaus Ausbildungsgeld verspielt hatte, wurde Haven fast schlecht.
Haven blieb fortan zu Hause, wo Imogene jeden ihrer Schritte überwachte. Aber sie hatte auch gar nicht das Bedürfnis, das Haus zu verlassen. Sie hätte es einfach nicht ertragen, mit all dem Hass und der Wut konfrontiert zu werden, die in den Seelen so vieler Menschen schwelten, die sie schon ihr ganzes Leben lang kannte. Selbst Dr. Tidmore hatte sich gegen sie gewendet. Havens Lehrer schickten ihr Aufgaben für zu Hause, die sie auch gewissenhaft erledigte. Sie schrieb Klausuren unter den wachsamen Augen ihrer Großmutter, während Mae Moore geschäftig im Haus herumwirtschaftete, als hätte ihre Tochter nur eine schlimme Erkältung.
Der Abend des Abschlussballs kam, begleitet von einem nicht enden wollenden Hupkonzert und Jubelgeschrei, das aus der Stadt herauftönte. Danach bereiteten sich die Schüler der Blue Mountain High auf ihre Abschlussprüfungen vor, während Haven von ihrem Zimmerfenster aus beobachtete, wie es langsam Sommer wurde. Das zarte
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