Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Blütenmeer an den Berghängen verschwand und wich einem undurchdringlichen Dschungel. Kudzuranken verschlangen einen Telegrafenmast am Stadtrand. Fast jeden Abend suchten heftige Gewitter das Tal heim, sodass die Jugendlichen von der Tankstelle sich hastig einen Unterstand suchen mussten.
Haven gab sich alle Mühe, die Vergangenheit zu vergessen. Was auch immer Constances Geheimnis sein mochte, es musste warten, bis sie sich aus den Fängen ihrer Großmutter befreit hatte. Zehn Monate in der Nervenheilanstalt war es jedenfalls nicht wert. Diesmal aber ließ sich die Vergangenheit nicht so leicht verdrängen. Jede Nacht, wenn Haven einschlief, kam Ethan zu ihr. Es war, als weigerte er sich schlicht, sie gehen zu lassen. Haven träumte von den Nächten, die er mit Constance in dem kleinen weißen Haus in der kopfsteingepflasterten Gasse verbrachte, und es fühlte sich an, als wäre ein verlorener Teil ihrer selbst zu ihr zurückgekehrt. Jeden Morgen wachte sie mit dem Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper auf. Der Duft seiner Haut hing in der Luft, und sie brannte vor lauter Verlangen, bis der Traum schließlich verblasste.
Aus Angst, dass sie vor den Augen ihrer Großmutter wieder eine Vision überkommen könnte, verbrachte Haven die Tage im Bett – mit dem Jungen, der sie bis in ihre Träume verfolgte. Bald stand sie nur noch auf, um etwas zu essen. Ihre Mutter begann sich Sorgen zu machen, und als eines Tages Beau auftauchte, um Haven aus dem Haus zu locken, führte Mae Moore ihn mehr als bereitwillig die Treppe hoch ins Schlafzimmer ihrer Tochter.
»Was machst du denn hier?«, fragte Haven schläfrig, als ihre Mutter beiseitetrat, um Beau hereinzulassen. »Schwänzt du etwa die Schule?«
»Los, steh auf! Wir machen einen kleinen Ausflug«, verkündete Beau. »Ich hab mir von meinem Dad den Wagen geliehen, und deine Großmutter ist heute den ganzen Tag im Schönheitssalon.«
»Ich gehe nirgendwohin.« Haven zog sich die Decke über den Kopf. »Ich bin noch gar nicht angezogen, und außerdem muss ich einen Aufsatz für Miss Henderson fertig machen.«
»Der Aufsatz kann warten«, beharrte Beau. »Du brauchst ein bisschen Bewegung, sonst bist du irgendwann nur noch ein dicker, schwabbeliger Klops.«
»Na, herzlichen Dank.« Haven wusste, dass sie ein wenig zugelegt hatte. Kein Wunder, ihre Mutter backte ja auch, als wäre allein gutes Essen die Antwort auf die Probleme ihrer Tochter.
»Und pack Badesachen ein.«
Sie schlug die Decke bis zum Hals hinunter und funkelte den Jungen wütend an. »Nachdem du mich gerade einen ›dicken, schwabbeligen Klops‹ genannt hast?«
»Ein Nein lasse ich nicht gelten.« Beau wartete mit verschränkten Armen darauf, dass Haven sich in Bewegung setzte, und als sie das nicht tat, stampfte er mit dem Fuß auf. »Na los, jetzt mach schon! Wir fahren nach Eden Falls, und es ist Dienstagmittag. Wir begegnen schon keinem, den du kennst. Außerdem haben sowieso alle in Snope City vergessen, dass du existierst.«
»Nein, haben sie nicht. Sie strafen mich jeden Sonntag mit dem bösen Blick. Und das in der Kirche! Als würden sie erwarten, dass ich jeden Moment den Altar schmelzen lasse oder dass mir eine Million Heuschrecken aus dem Hintern fliegen.«
»Du übertreibst. Hör gefälligst auf, dich selbst zu bemitleiden.«
»Und warum bitte schön darf ich das nicht?«, nörgelte Haven, den Tränen nahe. »Ich hab ja wohl allen Grund dazu.«
Mae, die im Flur wartete, ergriff die Gelegenheit beim Schopf und mischte sich ein. »Haven Moore! Du tust jetzt gefälligst, was der Junge sagt, und ziehst deinen Badeanzug an. Ich habe es satt, dich den ganzen Tag mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter hier zu Hause hocken zu sehen.«
»Ohne dich verlasse ich dieses Zimmer nicht«, informierte Beau sie und ließ sich auf die Bettkante plumpsen.
Haven war klar, dass sie keine Chance hatte. »Na gut«, stöhnte sie. »Gib mir ein paar Minuten.«
Mae marschierte siegreich von dannen, während Beau sie angrinste wie ein Kind, das auf den Rummel durfte. »Ich warte draußen auf dich«, sagte er.
Mit laut stotterndem Motor und jeder Menge Fehlzündungen quälte sich der alte Pick-up der Deckers die steilen Bergstraßen mit den vielen Haarnadelkurven hoch. Es war kühler hier oben, und in der Luft lag der süßliche Duft von Geißblatt. Sie hatten Snope City kaum hinter sich gelassen, als Haven spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel. Sie schloss die Augen und ließ sich vom Wind
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