Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
eines Verbrechens beschuldigt hat, das du nicht begangen hast?«
»Das war was ganz anderes«, widersprach Haven.
»Ach ja? Inwiefern? Ich …«
»Pssst!«, zischte Haven. »Warte mal kurz.«
Zwei Männer in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen waren soeben um die Ecke der Mercer Street gebogen. Sie wirkten konzentriert und wandten die Köpfe langsam von links nach rechts, als suchten sie beide Straßenseiten ab. Als sie an Havens Versteck vorbeikamen, lächelte der Kleinere der beiden sie direkt an. Irgendetwas an seiner kitschigen, bunten Krawatte sagte ihr, dass von ihm keine Bedrohung ausging, doch auch nachdem er und sein Freund verschwunden waren, konnte sie sich nicht entspannen. Die Angst, die Haven an ihrem ersten Tag in New York verspürt hatte, war wieder da.
»Haven? Alles okay?«
»Entschuldige«, sagte sie zu Beau. »Falscher Alarm. Ich bin wohl wirklich ein bisschen paranoid in letzter Zeit. Als ich hier angekommen bin, war ich mir ganz sicher, dass mir jemand folgt, aber dann hat sich herausgestellt, dass mein Stalker bloß ein Typ war, der im selben Hotel wohnte wie ich. Ich hätte im Boden versinken können, so peinlich war das.«
»Kann dir ja niemand verübeln, wenn du im Moment ein bisschen durch den Wind bist. Weißt du schon, dass das Feuer bei deiner Grandma jetzt offiziell als Brandstiftung eingestuft wird? Wer weiß, vielleicht hätte der Sheriff noch ’ne Chance gehabt, den Kerl zu schnappen, wenn er von Anfang an auf dich gehört hätte.«
»Ja, genau, er war ja auch so kurz davor, mir zu glauben.« Haven stieß ein bitteres Lachen aus. »Wahrscheinlich denkt die halbe Stadt, der Teufel persönlich hätte den Brand gelegt.«
»Ach was, der neuesten Theorie zufolge hast du ein Tor zur Hölle geöffnet.«
»Na, dann ist es aber wirklich ein Jammer, dass es nicht die ganze verdammte Stadt verschlungen hat. Ist das etwa auf Dr. Tidmores Mist gewachsen?«
»Keine Ahnung. Seit du weg bist, bin ich im Kirchenstreik. Nicht dass das irgendwas ändern würde. Dad sagt, Tidmore ist in den Urlaub gefahren. Aber wir kommen vom Thema ab. Was willst du denn jetzt wegen Iain Morrow unternehmen?«
»Wahrscheinlich gar nichts«, sagte Haven.
»Wie, gar nichts? Du hast mich die letzten paar Minuten verzweifelt davon zu überzeugen versucht, dass er ein krankhafter Lügner ist, der einen Musiker umgebracht hat, und trotzdem willst du dich einfach weiter mit ihm rumtreiben?«
»Ich hab im Moment kaum eine andere Wahl, Beau. Ich muss rausfinden, warum ich hier bin. Vielleicht ist Iain nicht unbedingt der Typ, mit dem ich in den Sonnenuntergang reiten sollte, aber aus irgendeinem Grund wollte Constance, dass ich hierher nach New York komme. Und sie wollte, dass ich Ethan finde. Ich kann jetzt nicht einfach zurück nach Snope City rennen, nur weil es hier ein bisschen unbequem wird.«
»So spricht nur jemand, dem guter Sex völlig den Verstand vernebelt hat.«
»Beau! Halt die Klappe!«
»Sorry«, entgegnete er und versuchte, sein Lachen unter Kontrolle zu bekommen. »Ich kann einfach nicht anders. Aber mal im Ernst … haben dir die Leute von der Ouroboros-Gesellschaft irgendwie weiterhelfen können?«
»Ich war noch gar nicht da.«
»Was?«, brüllte Beau regelrecht ins Telefon. »Das ist doch einer der Gründe, warum du überhaupt nach New York gefahren bist. Warum warst du noch nicht bei denen?«
»Ich hab dir doch gesagt, ich bin gerade erst aus Rom zurückgekommen.«
»Tja, dann setz deinen Hintern aber mal schleunigst in Bewegung, Schätzchen. Vielleicht können die dir ja helfen rauszufinden, ob dein Loverboy wirklich gefährlich ist.«
»Vielleicht hast du recht«, stimmte Haven zögerlich zu.
»Selbstverständlich hab ich recht! Sag Bescheid, wenn ich dir noch irgendwie helfen kann. Und versprich mir, dass du vorsichtig bist, ja?«
»Versprochen.« Sie wollte schon auflegen, als sie gerade noch ein leises Stimmchen aus dem Hörer rufen hörte.
»Haven!«
»Ja?«
»Hätte ich fast vergessen. Leah Frizzell war gestern bei uns.«
»Und?«
»Ich soll dir sagen, dass es da oben jemanden gibt, der wie du ist. Ein Mädchen, das Visionen hat. Leah will, dass du nach ihr Ausschau hältst. Sie sagt, sie wird dir die Wahrheit zeigen.«
»Und was soll das nun wieder heißen?«
»Woher soll ich das wissen? Ich hab nie behauptet, dass ich Gaga spreche. Pass auf, mein Dad brüllt schon wieder nach mir, ich muss auflegen. Ruf mich an, wenn du bei der OG warst.«
»Hey Beau!«, rief
Weitere Kostenlose Bücher