Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Hemd deutete auf einen der frei gewordenen Plätze. Er war älter als Haven, auch wenn sie nicht sagen konnte, um wie viel. Und er sah sehr gut aus – wie ein Katalogmodel oder ein Schauspieler aus einem Fernsehwerbespot. Trotzdem wirkte sein Gesicht irgendwie nichtssagend. Wenn sie die Augen geschlossen hätte, hätte sie sich an sein dunkles Haar und seine Augen erinnert, aber sein Gesicht wäre wie ausgelöscht gewesen.
»Nö.« Sie lächelte. »Setzen Sie sich ruhig.«
Er nahm Platz, und sie streckte ihm die Hand hin, die er einen winzigen Moment zu lange festhielt. »Ich bin Adam Rosier.« Der junge Mann hatte die tiefe, volle Stimme eines Nachrichtensprechers. Haven fand, dass sein Akzent nicht amerikanisch klang, aber sie konnte auch nicht sagen, auf welche Herkunft er schließen ließ.
»Haven Moore.«
»Haven.« Es klang, als würde er ihren Namen sorgfältig in seinem Gedächtnis abspeichern. »Sind Sie zum ersten Mal hier bei der OS?«
»Ja«, bestätigte Haven. »Und Sie?«
Adam lächelte freundlich und ein wenig nachsichtig. »Nein, ich bin schon seit einer ganzen Weile Mitglied. Es ist eine großartige Organisation. Wollen Sie einen Test machen?«
»Nein, eigentlich warte ich auf Ms Singh«, erklärte Haven. »Der Herr am Empfang meinte, sie hätte vielleicht heute noch Zeit für ein Gespräch.«
»Ah ja. Dann nehme ich an, dass Sie sich an ein früheres Leben erinnern?« Er musterte sie betont gründlich. »Sie waren jemand ziemlich Interessantes«, stellte er dann fest. »So was sehe ich sofort.«
Haven lehnte sich ein Stück zu ihm rüber und senkte die Stimme. »Ich glaube, ich war vielleicht Mitglied der Ouroboros-Gesellschaft, als sie gerade erst gegründet worden war. Ich hatte gehofft, dass Ms Singh mir vielleicht helfen könnte, ein paar Lücken in meiner Erinnerung zu schließen.«
»Wie faszinierend. Ich hab mich schon immer für die Geschichte der Gesellschaft interessiert. Erinnern Sie sich an irgendwelche Leute, die Sie damals gekannt haben?«
»Ein paar«, erwiderte sie.
»Und Sie sind den ganzen Weg von Tennessee hierhergekommen? Sind Sie vielleicht auf der Suche nach jemand Bestimmtem aus Ihrer Vergangenheit?«
Haven lehnte sich abrupt zurück, ihre Finger gruben sich in die Armlehnen ihres Sessels. »Hab ich erwähnt, dass ich aus Tennessee komme?«
Adam lachte, und Havens Angst verschwand sofort. »Nein, ich kann nur ziemlich gut Dialekte einordnen. Ist so eine besondere Gabe. Jeder hier hat die eine oder andere außergewöhnliche Fähigkeit vorzuweisen. Sie sind in den Bergen aufgewachsen, hab ich recht?«
»Stimmt«, staunte Haven. »Ich bin beeindruckt!«
»Sind Sie schon länger hier in der Stadt?«
»Nein, ich bin gerade erst angekommen.«
»Gerade erst angekommen«, wiederholte Adam, als versuchte er, sich den Sinn dieses Satzes vor Augen zu führen. »Und wo wohnen Sie – wenn ich das fragen darf?«
»Bei einem Bekannten.« Mehr wollte Haven aus irgendeinem Grund nicht preisgeben.
»Ah so.« Adam lächelte wieder. »Tja, falls Sie bei Ihrem Bekannten mal nicht mehr willkommen sein sollten, die Gesellschaft vermietet auch Zimmer, geschmackvoll eingerichtet und zu einem wirklich fairen Preis.«
»Danke, das werde ich mir …«
»Miss Moore?« Der Rezeptionist stand plötzlich vor ihr. »Es tut mir sehr leid. Ms Singh hat gerade angerufen, sie ist erst morgen früh wieder im Haus. Möchten Sie jetzt einen Termin vereinbaren?«
Haven war erleichtert, dass sie nicht länger hierbleiben musste. Die frostige Atmosphäre des Gebäudes sickerte ihr allmählich bis in die Knochen, und sie sehnte sich danach, endlich wieder draußen in der warmen Sommersonne zu sein. »Tja, warum nicht.«
»Wie wäre es Montag um elf? Früher kann ich Ihnen leider nichts anbieten. Wie Sie sehen, haben wir im Augenblick alle Hände voll zu tun.«
»Montag ist in Ordnung.«
»Vielen Dank, Miss Moore.« Der junge Mann klappte seinen altmodischen Terminkalender zu und schenkte ihr ein gönnerhaftes Lächeln. »Dann erwarten wir Sie nächste Woche.«
Haven stand auf und Adam Rosier tat es ihr gleich. »Es war schön, Sie kennenzulernen«, sagte sie zu ihm.
»Ganz meinerseits«, erwiderte er. »Wissen Sie, Haven, falls Sie sich schon mal ein bisschen auf eigene Faust informieren wollen, es gibt hier nur ein paar Häuser weiter ein Institut für Geschichte, die Gramercy Park Historical Society. Die haben da ein paar Dokumente aus den frühen Tagen der OG. Vielleicht finden Sie da
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