Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
willen.
»James«, säuselte Haven mit dem zuckersüßesten Südstaatenakzent, den sie hinbekam. Der Mann grunzte und wandte seinen wuchtigen Oberkörper langsam in ihre Richtung. »Ich hab im Flugzeug nichts gegessen, und jetzt sterbe ich fast vor Hunger. Wären Sie wohl so lieb, mir irgendwo einen Burger zu besorgen?«
»Kein Problem«, antwortete James. Unter minimalem Muskeleinsatz zog er ein Handy aus der Tasche und drückte eine einzige Taste. »Die junge Dame möchte einen Hamburger.« Er hielt inne und drückte sich das Telefon an die Brust. »Pommes dazu, Miss?«
»Ja, bitte«, gab Haven sich geschlagen.
»Mit Pommes«, befahl James mit bellender Stimme. Dann klappte er das Handy zu und ließ es wieder in seiner Brusttasche verschwinden.
Gerade als Haven sich wieder zum Computer umdrehte, hörte sie ihren eigenen Klingelton. Sie stürzte zu ihrer Handtasche und fischte ihr Handy heraus. Auf dem Display war eine unbekannte Nummer aus Snope City zu sehen, und Havens Herz machte einen Hüpfer, als ihr der Gedanke kam, dass es vielleicht Beau sein könnte.
»Hallo?«
»Haven Moore!« Die Stimme ihrer Mutter wurde immer schrill, wenn sie sich aufregte. »Was fällt dir ein, mich ganze drei Tage lang nicht anzurufen? Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe?«
»Tut mir leid«, erwiderte Haven abwesend. Sie war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für eine Moralpredigt. Während ihre Mutter drauflosschimpfte, starrte Haven auf den Computerbildschirm und klickte wahllos auf eins der Lesezeichen des Browsers. Ein Klatschblog öffnete sich. Direkt oben auf der Seite prangte das Foto von Iain und ihr auf der Ponte Sant’Angelo.
»Wo warst du denn die ganze Zeit? Geht es dir gut? Warum bist du nicht in deinem Hotel?«, bohrte Mae Moore weiter.
»Ich bin für ein paar Tage zu einem Freund gezogen«, erklärte Haven. »Das ist billiger.«
»Was denn für ein Freund? Wen kennst du denn in New York? Ist das jemand aus diesem Schlangenclub?«
»Die Ouroboros-Gesellschaft. Ja, einer von denen.«
Havens Mutter seufzte erleichtert auf. »Und, können die dir helfen? Hast du schon was Neues herausgefunden?«
»Ja«, sagte Haven, die nun völlig abgelenkt war. Sie hatte eine weitere Klatschseite aufgerufen, auf der dasselbe Foto zu sehen war. Iain hatte wirklich nicht übertrieben, als er gesagt hatte, es wäre in allen Medien. Es war überall. Havens Sorge wuchs, als sie das Bild näher betrachtete. Die Unterschrift lautete: Wen hat Iain Morrow umgebracht, um dieses Mädchen zu bekommen? Obwohl die Kamera Havens Gesicht nicht eingefangen hatte, gab es mindestens zwei weitere Menschen auf der Welt, die diesen wilden schwarzen Haarschopf auf den ersten Blick erkennen würden. Wie lange würde es dauern, bis ihre Großmutter herausfand, dass sie in Rom gewesen war?
Haven scrollte nach unten, und auf dem Bildschirm erschien ein neues Foto. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, damit ihre Mutter sie nicht aufkeuchen hörte.
»Na, was denn zum Beispiel, Haven?«
»Mom, kann ich dir das später erzählen? Ich hab hier gerade was zu erledigen.« Sie musste dringend mit Beau sprechen.
»Und das ist wichtiger, als mit mir zu sprechen?«
»So meine ich das nicht, das weißt du ganz genau. Ich rufe dich heute Abend an, ja? Bis dann, Mom.«
»Haven!«, hörte sie Mae Moore noch am anderen Ende kreischen, kurz bevor sie den »Auflegen«-Knopf drückte.
Haven starrte auf den Monitor. Das neue Bild war unscharf und dunkel. Aber die Leiche darauf war klar zu erkennen. Jeremy Johns war tot. Zwei Teenager hatten ihn gefunden, die eine Abkürzung über ein verlassenes Grundstück in Los Angeles genommen hatten, nicht weit von dem Ort, an dem er zuletzt gesehen worden war. Die Jugendlichen hatten ein Foto gemacht und es online gestellt, bevor sie auf die Idee gekommen waren, die Polizei zu rufen. Obwohl die Leiche schon stark verwest war, hatte man sie an der Schlangentätowierung auf dem Unterarm identifizieren können.
Jeder Nerv in Havens Körper war aufs Äußerste gespannt. Sorgfältig löschte sie die Seite aus der Browserchronik und schob ihren Stuhl zurück.
»Ich geh mal schnell duschen«, informierte sie den Riesen auf dem Sofa, während sie schon lässig die Treppe hinaufschlenderte. »Wenn mein Essen kommt, stellen Sie es einfach in die Küche, ja?«
Im Badezimmer drehte sie das Wasser auf und schlich auf Zehenspitzen zu der Tür, die aufs Dach führte. Keine drei Minuten später war sie auf
Weitere Kostenlose Bücher