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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Evangelien geben, die weder der Kirche noch der Wissenschaft bekannt sind. Leann wird es dir bestätigen können. Damals bin ich nächtelang im Wohnzimmer gesessen und hab’ historische Dokumente gewälzt.“
       „Und…“, frage ich, „…waren es Gerüchte?“
       „Nein, ganz und gar nicht. Durch Zufall erfuhr ich dann von einem Mann in Kairo, der bemüht war, einen mysteriösen Kodex zu verkaufen. So hab’ ich eine Stiftung in New York angerufen, mit der ich in meiner Studienzeit schon zusammengearbeitet hatte. Natürlich wäre ich alleine und ohne Beziehungen nicht an diesen Verkäufer rangekommen, mal abgesehen vom Kaufpreis. Aber die Leute von der Stiftung verfügten über beides – Verbindungen und Geld. Allerdings hab’ ich kurz danach nichts mehr von ihnen gehört. Sie waren verschwunden. Die ganze Stiftung hatte sich von jetzt auf nachher aufgelöst.“
       „Kanntest du diese Leute denn persönlich?“
       „Nein. Auch während meinem Studium standen wir nur telefonisch oder schriftlich in Kontakt. Ich weiß…, das war dumm von mir. Aber man lernt ja nie aus.“, schaut er mich tiefsinnig an.
       „Wie auch immer… es dauerte nicht lange und ich stieß auf einen weiteren interessanten Kodex. Das Thomasevangelium. Man fand diesen Kodex in Nag-Hammadi unter dreizehn weiteren Papyruscodizes. Allerdings schon 1945. Das eigentlich merkwürdige in diesem Fall war, dass dieser Kodex von der Kirche totgeschwiegen wurde…, wird – obwohl er, zumindest in Expertenkreisen längst bekannt ist.“   
       „Okay!?“
       „Das hat mich natürlich neugierig gemacht! Denn es gab durchaus Parallelen zum Judasevangelium. Das Thomasevangelium, musst du wissen, ist eine Sammlung von kurzen, knappen Botschaften, die allesamt Jesus von Nazaret zugeschriebenen werden. Nur weil es keine Auferstehungsgeschichten enthält, wird es nicht zu den Evangelien gezählt. Was nicht im Kanon des Neuen Testaments enthalten ist, wird generell als apokryph bezeichnet. Jedenfalls hab’ ich mir die einzelnen Dialoge und Szenen daraus Schritt für Schritt vorgenommen und sensationelle Widersprüche zur herkömmlichen, allseits bekannten Bibelgeschichte gefunden. Mein Forschungsergebnis hab’ ich dann sofort bei EBSCO eingereicht. Als mir nach einigen Wochen das Peer-Review bestätigt wurde…“, er macht eine unerwartete Pause und denkt einen Augenblick nach.
       Dann erhebt er sich aus seinem Schneidersitz und stellt sich mir in die Sonne. Unabsichtlich, gedankenverloren, wie ich annehme.
       „Und dann?“, schaue ich zu ihm hoch.
       „Dann kam Charlize auf die Welt und ich verlor das Ganze aus den Augen. Kannst du dich noch an unsere Weihnachtsfeier vor zwei Jahren erinnern?“
       „So la la.“, überlege ich. „Ja, richtig! Da war die Kleine gerade mal paar Monate alt. Könntest du bitte einen Schritt zur Seite gehen?“
       Robert braucht einen Moment, um meinen Wunsch zu begreifen, gehorcht dann aber exkulpierend.
       „Genau! Am fünften Januar dann, wir waren gerade wieder zuhause angekommen, klingelte das Telefon. Ein gewisser Giordano Bovio meinte, er sei im Besitz des Evangelium nach Judas Iskariot. Er hätte meine wissenschaftliche Arbeit gelesen - die mittlerweile im EBSCO veröffentlicht war – und würde sich gerne mit mir treffen. Nach all dem, was zuvor geschehen, war ich natürlich skeptisch. Doch meine Neugier war größer, zumal er sich mit mir in Huntington treffen wollte. Das ist in der Nähe von Coal Grove …“
       „Ich weiß.“, antworte ich.
       Robert setzt sich wieder neben mich auf den Boden. Diesmal aber auf die andere Seite, so dass ich nicht immer gegen die Sonne schauen muss. Danke! Er fährt ohne Unterbrechung fort.
       „Da hab ich das erste Mal diesen obskuren Kodex gesehen. Bovio trug einen schweren Metallkoffer mit sich, in dem er das wertvolle Stück aufbewahrte. Er drückte mir eine englische Übersetzung davon in die Hand, die er angeblich von Spezialisten in Genf oder Basel - weiß nicht mehr genau, auf jeden Fall irgendwo in der Schweiz - anfertigen ließ. Ich solle mir das Manuskript einmal anschauen und er würde sich dann wieder bei mir melden.“
       „Beinahe wie im Kino!“, stelle ich fest. „Wusste nicht, dass du derartige Abenteuer erlebst.“, alter Tiger!
       „Oh, nein! Das interessante kommt erst noch.“, schnauft er und berichtet weiter.
       „Eigentlich wollte ich die ganze Sache ad acta legen. Doch das was

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