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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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„Jetzt haltet mal die Klappe!“, unterbreche ich den Zwist. „Mir kommt da so ’ne Idee.“
       Unvermittelt stehe ich auf, klopfe den gröbsten Staub von meinen Sachen und verlasse unsere sichere Deckung.
       „Brian, verdammt!“, stöhnt Robert.
       „Nun komm schon!“, fordere ich ihn auf, marschiere dabei aus dem Gehölz und setz meine Füße auf die Straße.
       „Und du auch!“, richte ich an Kyobpa. „Vielleicht schickt dich ja der Himmel. Je mehr wir sind, umso besser…“
       Widerwillig erhebt sich Robert - langsamer als der Mönch, der flugs neben mir steht - und kriecht vorsichtig, nicht ohne erkennbare Wehmut, aus seinem Versteck.
       „Toller Plan!“, stellt er erneut fest.
       Ohne weiteres Zögern schreite ich erhoben und mit großen Schritten den Wachposten entgegen. Meine Begleiter folgen mehr oder weniger ebenso aufrecht. Es braucht keine dreißig Sekunden, bis wir entdeckt werden, so nah sind wir an der Einfahrt.
       „Halt, halt, halt!“, ruft einer der Soldaten energisch und fuchtelt mit seinem M16-Sturmgewehr aufgeregt in der Gegend rum. Nun werden auch die beiden anderen nervös und mühen ihre Waffen.
       Ich hebe die Hände auf Brusthöhe und beruhige: „Keine Panik! Wir sind Wissenschaftler aus EINAI-City!“
       Als mir dies rausgerutscht ist, stelle ich mir vor, was die Posten gerade vor sich sehen: einen humpelnden Mann in verschlissener Montur mit schulterlangem, grauen Haar und ungepflegtem Bart. Daneben, übers ganze Gesicht strahlend, einen kahlrasierten tibetischen Mönch mit knöchellangem, roten Gewand, einer ordentlich drapierten Schärpe und seltsam gebundenen weißen Stoffschuhen sowie, einige Meter dahinter, einen kleinmütigen Mann - viel zu leicht bekleidet für diese Art von Wetter – in Jeans und einem dunkelblauen T-Shirt mit dem Aufdruck;
     
    Auge um Auge – und die Welt ist blind.
     
       Wissenschaftler, hä?
       „Bleiben Sie stehen!“, geht der Mann nicht weiter auf mich ein und zielt mit dem Gewehr auf meine Brust.
       „Was wollen Sie hier?“
       „Ich bin der, den Sie suchen!“, werfe ich mal ins Blaue.
       Wobei ich nicht davon ausgehe, dass die Torwachen über sämtliche Einsatzbefehle informiert ist .
       „Informieren Sie bitte Ihren Kommandanten über unsere Anwesenheit! Er weiß wer wir sind.“
       Dem Gesichtsausdruck des Mannes entnehme ich totale Unkunde.
       „Brian! Was machst du da?“, flucht Robert leise.
      
    Nachdem uns die Männer gefilzt haben, dauert es keine zwei Minuten und einer dieser Humvee’s kommt staubaufwirbelnd angeprescht. Noch bevor der schwere Wagen an der Schranke endgültig zum stehen kommt, springt ein alter Bekannter mit wehenden Fahnen aus.
       Colonel Jack White!
       Der brummige Schwarze scheint wie gewohnt im Stress zu sein. Jedenfalls sind seine Stirnfalten tiefer als die eines Shar Pei , wobei Kampfhund die Sache dann auch gleich präzisiert.
       „Wunder geschehen immer wieder, was?“, knurrt der kraft-strotzende Mann mit spröder Stimme.
       Er schiebt den vor mir stehenden Soldaten lässig zur Seite und baut sich bedrohlich auf, so dass ich zu ihm aufschauen muss, will ich nicht auf das Namensschild starren.
       „Immer wenn Ihr Name ins Spiel kommt wird’s aufregend, Barron!“, wobei er Barron verächtlich betont.
       Nun schaut er über mich hinweg und betrachtet kurz meine Begleitung. Aufgeblasen und arrogant dreht er dann wortlos auf dem Absatz um und stolziert zurück zum Jeep.
       „Verfrachtet sie in den Wagen!“, kommandiert er prätentiös.
       Freiwillig folge ich, werfe einen Blick über die Schulter und deute Robert unauffällig an, es mir gleich zu tun. Der schüttelt nur mit dem Kopf, spielt das Spiel aber gehorsam mit. Kurz bevor wir den Humvee erreichen, rufe ich White zu: „Sie fragen sich gar nicht, warum ich mich freiwillig stelle?“
       Der dreht sich nur kurz um, wirft mir einen weiteren verächtlichen Blick zu und grummelt.
       „Ich stell’ keine Fragen!“
       „Dann werfen Sie vielleicht einen Blick in diesen verdammten Himmel!“, übergehe ich seine Ignoranz und werde lauter.
       Jetzt muss ich meine Karten endlich ausspielen, sonst ist die Partie verloren.
       „Wenn ich nicht in spätestens fünf Minuten bei de Noirbouclier bin, wird er Sie an die Wand stellen und exekutieren lassen, soviel ist sicher.“
       Als ich den Namen de Noirbouclier erwähne, bleibt der Mann stehen.
      

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