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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Hundertundsechzig Meilen, lese ich ab.
       Drehe mich zu Robert. „Hundertsechzig!“
       „Das ist zu langsam!“, schüttelt er mit dem Kopf. „Sie werden uns verfolgen, glaubst du nicht?!“
       Natürlich! Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wieder erhöhe ich den Druck auf den Hals.
       „Schneller!“
       Der Pilot schaut mich verkrampft an.
       „Sind Sie wahnsinnig? Haben Sie das Wetter bemerkt?“
       „Sind Sie Pilot oder was?“, provoziere ich.
       „Zweihundert!“, lehnt sich Robert zu mir vor.
       „Was?“, verstehe ihn nicht.
       „ Zweihundert! Das Dinge hier dürfte gut zweihundert Meilen machen!“, scheint er sich sicher zu sein.
       „Haben Sie das gehört?!“, wende ich mich an unseren Fahrer. Er schüttelt despektierlich den Kopf. Augenblicklich kippt die Maschine leicht nach vorne und wir werden spürbar schneller.
     
    „Was war das vorhin?“, frage ich Kyobpa. „Wer… oder sollte ich sagen was, bist du?“
       Während Robert mich im Cockpit ablöst, versuche ich etwas Ruhe in der Kabine zu finden. Nachdem mein Adrenalinspiegel wieder auf ein normales Niveau gesunken ist, kommt auch die Ermüdung zurück. So hänge ich halbwegs entspannt in einem dieser Sitze und mache die Beine lang. Unser Mönch sitzt mir schräg gegenüber. Aufrecht und beide Unterarme locker im Schoß, scheint er zu meditieren. Erst als ich ihn anspreche, öffnet er seine wachen Augen.
       „ 少林 .“, wiederholt er das Wort, welches ich zuvor schon nicht verstanden hatte.
       „Shaolin!“, übersetzt er dann.
       „Wir kommen aus einem Orden in Dengfeng… am Berg Songshan in der Provinz Henan . Ich begleite Rabham Bintoché als Wächter.“
       „Und wieso bist du hier?“
       „Weil Rabham nicht mehr ist!“
       Das war es nicht, was ich wissen wollte. Viel mehr frage ich mich…
       „Was war heute früh? Was ist dort im ODC geschehen?“
       „Ich würde gerne irgendetwas anbieten, um dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“
       Dann schließt er die Augen.
       Er will mir nicht antworten.
       Ich bin müde! Kann…, will nicht mehr wach bleiben.
      Angenehme Schwere erfüllt meinen Körper und krabbelt in sämtliche Gliedmaßen.

Di. 16. August 2016  17:52 Uhr
    - 0000000:00:001:22:08:43
    Minus 001 Tag : 22 Stunden : 08 Minuten : 43 Sekunden
     
     
     
     
    M ein Kopf schlägt gegen was Hartes. Aufgeschreckt reiß ich die Augen auf. Die Maschine rüttelt und schüttelt, als ob sie jeden Moment auseinander fällt. Nervös suche ich nach Orientierung, als ich neben mir Robert ausmache. Auch er scheint große Mühe damit zu haben, nicht durch die Gegend geworfen zu werden.
      „Ein Höllenspaß!“, lächelt er gequält, als er bemerkt, dass ich wach bin. „Erinnert mich ein wenig an eine Schiffsfahrt ums Nordkap!“
       In diesem Moment erneut ein harter Schlag, der mich auf die Seite wirft.
       „Was ist…?“, frage ich verkrampft, beunruhigt.
       „Wir fliegen im Moment wenige Meter über’m Columbia River! “, brüllt er und fuchtelt mit einer Landkarte herum. „Du hast nichts verpasst! Nur rund tausend Kilometer Achterbahn - wenn man den Jasper-National-Park mal außen vor lässt.“
        Erneut schmettert uns die Maschine in die Luft.
       „Was?“, verstehe ich kein Wort und versuch’ mich aufzurappeln und irgendwo festzuhalten.
     

     

     
    Dabei fällt mein Blick auch auf Kyobpa, den das ganze allerdings nicht zu tangieren scheint - er meditiert. Robert versucht dagegen angestrengt, die Karte ruhig zu halten und mir mit dem Finger unseren Standort zu zeigen.
       „Hier… das Flussbett verläuft bis Castlegar! “, brüllt er geben den Lärm an. „Von da aus ist es nur noch ’ne knappe Stunde. Wir müssten jetzt irgendwo hier sein, südwestlich vom Glacier. Nakusp - da!“
       „Wer kontrolliert die beiden?“, deute ich mit dem Kopf auf das Cockpit.
       „Niemand!“, beruhigt mich Robert. „Die sind beschäftigt! Außerdem gibt’s jetzt eh’ kein Zurück mehr.“
       „Wieso folgen wir dem Fluss?“, wundert mich die Position seines Fingers auf der Karte.
       „Sieh aus dem Fenster!“, meint er.
       Ich versuche gegen das harte rütteln anzukämpfen und mich auf die Seite, ans Fenster zu ziehen. An uns vorbei fliegen gigantische Bergketten, deren größter Teil in dunklen, Wolken verschwunden ist. Unter uns das ausgetrocknete, steinige Flussbett des Columbia-River

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