Nichts
müssen wir irgendwie unbemerkt über den Zaun! Ach so…“, sprudelt er vor lauter Motivation. „Falls wir eine dieser Maschinen erobern können… wer fliegt eigentlich?“
Wir schauen uns gegenseitig verschroben an. Wieder zucke ich mit den Schultern. Bin matt, lahm und kaputt.
„Toller Plan!“, stöhnt er und lässt sich konfus rückwärts ins Laub fallen.
Ich prüfe das Gelände. Durch den rund drei Meter hohen Maschendrahtzaun hindurch, kann man den Flughafen recht gut einsehen. Viele Maschinen sind am Boden. Bedenkt man die Wetterlage und die davon ausgelösten elektronischen Störfeuer, vermutlich sogar alle – bis auf die beiden Gottesanbeterinnen. Im hinteren Bereich eines Hangars erkenne ich das Monstrum, mit dem ich hergeflogen wurde. Direkt daneben eine etwas kleinere Transportmaschine mit Propellern. Vermutlich die Antonow, von der Robert sprach. Auf der gegenüberliegenden Seite, leider durch einen weiteren Hangar etwas verdeckt, sehe ich drei größere Privatmaschinen. Learjets. Genau das richtige für unser Vorhaben. Dummerweise herrscht reges Treiben. Zehn oder fünfzehn Hummer - oder wie sie das US-Militär immer liebevoll nannte; Humvee! High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicles , soweit ich mich erinnere - mit schweren Maschinengewehren und langen Antennen bestückt, brettern kreuz und quer über die Anlage. Im Mittelpunkt der angestrengten Aktion scheinen die vier großen Hubschrauber zu stehen. Seahawks’s , wie mich Robert aufklärt, wurden einst von der US-Navy und Coastguard als Transport und Rettungshubschrauber benutzt, eine umgerüstete Version der Army-Blackhawks .
Startbereit, mit kreisenden Rotorblättern und qualmenden Turbinen, werden sie be- oder entladen, kann ich von hier aus nicht genau feststellen. Erneut donnert, unmittelbar über uns, eine schwarze Gottesanbeterin hinweg, so tief, dass nicht nur meine Haare, sondern auch die Blätter um uns herum aufgeregt umherwirbeln. Kerosin liegt in der Luft.
„Hallo Meister!“ dringt es kaum hörbar durch den Lärm. Ich fahre aufgeschreckt hoch, versuche hektisch auszumachen, wer, was… Auch Robert fährt zusammen und reißt ängstlich herum. Da erkenne ich direkt hinter mir eine rotes Gewand. Zaghaft erhebe ich den Blick und erkenne, unmöglich… Kyobpa.
Kyobpa?!
Er hebt die linke Hand und macht eine leichte Verbeugung. Ich muss träumen. Während sich Robert schnell wieder fasst, offenbar mit den Mönchen weit mehr vertraut als ich, bedrängt mich selbst, nicht ohne Grund, ein klammes, bizarres Gefühl. Angespannt verfolge ich stumm die Reaktion von Robert.
„Runter!“, faucht dieser den Glatzkopf an. „Mach schon! Mit deiner Signaljacke… das fehlte uns grade noch!“
Wie’s scheint, sieht er also dasselbe wie ich. Entweder sind wir beide im gleichen Traum, oder… Als der strahlende Kyobpa nicht sofort auf Roberts Wunsch eingeht, kriecht dieser auf den Mönch zu und zerrt wie wild an seiner Kutte.
„Runter, verdammt noch mal!“
Als der Mann nachgibt, wuchtet sich Robert wieder hinter seinen Baum und prüft schnell die Lage. Dann tuschelt er in meine Richtung: „Wie hat er dich genannt?“
Kein Traum, wird mir klar!
Dann wendet er sich zurück an Kyobpa.
„Was machst du hier? Bist du verrückt oder so was?“
Ruhig sitze ich auf dem Boden und beobachte ungläubig, wie der Mönch näher an uns ranrobbt. Dabei erscheinen seine Bewegungen durchaus sportlich, nahezu elegant.
„Ich dachte mir…“, haucht er, „…dem Meister könnte etwas Hilfe nicht schaden. So bin ich euch gefolgt.“
Robert weiß nicht, wen er zuerst anschauen soll. Kyobpa oder mich. So rast sein Blick zwischen uns aufgeregt hin und her. Was wohl in seinem Kopf vorgehen mag? Dann entscheidet er sich offensichtlich für mich.
„ Meister? Wieso nennt er dich immer Meister? Was für ein Meister?“
„Frag Ihn, nicht mich!“, winke ich ab, drehe mich um und schenke meine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen auf der anderen Seite der Straße.
„Und jetzt?“, wundert sich Robert. „Soll er etwa mitkommen oder was?“
„Ich könnte euch helfen.“, glaubt der Mönch.
„Ach ja?“, bezweifelt mein Junge. „Und wie? Du weißt doch noch nicht mal, was wir vorhaben!“
„Der Meister sucht sein zuhause!“
Erneut ist Robert überrascht, eher aufgewühlt und beunruhigt.
Willkommen im Club!
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