Nichts
fasse mir vorsichtig an die Nase. Mist! Schon die leichte Berührung sticht und treibt mir weitere Tränen in die Augen.
„Hilf mir auf die Beine.“, bitte ich ihn.
Er reicht mir sofort die freie Hand und ich kann mich mit seinem Beistand - allerdings nur unter hämmernder Qual - langsam hochrappeln. Als ich dann endlich stehe, erfasse ich das grauenhafte Bild.
White liegt rücklings auf dem Boden und… nein! Ich kann mich vor Entsetzen nicht halten. Mir wird schwindelig, so dass ich an dem kalten Stahl der Maschine nach Halt suchen muss.
„Kyobpa hat das Schwein fertig gemacht.“, raunt Robert und versucht damit wohl zu erklären, warum auch der Mönch regungslos, blutüberströmt auf dem Boden liegt - keinen Meter von White entfernt.
„Er muss die Knarre aus dem Fensternetz genommen haben und ist genau in dem Moment, als du umgefallen bist wieder aufgetaucht. White hat wie wild losgeballert, doch Kyobpa hat zurückgeschossen und ihn mitten in den Kopf getroffen. Ging schnell… denke für beide.“
Mein Schädel brummt jetzt noch stärker als zuvor, so dass ich mich kraftlos auf den Hintern fallen lass.
„Was sollen wir mit denen hier machen?“, will Robert wissen und zielt mit seiner Waffe auf de Noirbouclier und Reynolds, die fast unbeteiligt das Geschehen beobachten.
Mein Blick dagegen fällt auf die drei Apache Longbows, die wie Geier langsam am Himmel ihre Kreise ziehen und uns auch nicht nur für eine einzige Sekunde aus den Augen lassen. Natürlich nicht! Doch sind ihnen die Hände gebunden. De Noirbouclier ist in meiner Gewalt! Mit der ganzen Technik an Bord, den optischen Sensoren, Kameras und all dem Zeug werden sie in Übergröße die Lage betrachten und somit einschätzen können. Sie haben gesehen, was während meiner Abwesenheit passiert ist.
„Wir müssen sie loswerden!“, antworte ich.
„Abknallen?“, wundert sich Robert.
„Nein! Ich meine die da.“, und deute dabei auf die Vögel am Himmel.
Dann rutsche ich zu White rüber, ziehe ihm seine Waffe aus der Hand, an der er sich noch immer krampfhaft festhält, schnappe mir das volle Magazin aus seiner Gürteltasche und lade nach. Dann stehe ich schwermütig auf, gehe auf den Alten zu und dränge ihn wortlos, sich in den Seahawk zu begeben.
Mi. 17. August 2016 14:59 Uhr
- 0000000:00:001:01:00:34
Minus 001 Tag : 01 Stunde : 00 Minuten : 34 Sekunden
M it einem kräftigen Ruck löst sich die Maschine vom Grund.
Langsam schwenken wir nach links und ziehen einen großen hundertachtzig Grad Bogen.
Nun liegen noch ein, vielleicht zwei Stunden vor uns, dann sollten wir die Ranch erreichen. Julie und die Kinder. Endlich. Allerdings quält mich erneut ein unbeschreibliches Gefühl.
Hier vom Co-Pilot-Sessel aus genieße ich beste Kontrolle über Dennis. Er hat seinen Vertrauensanspruch nach all dem, was geschehen ist, gründlich verspielt und so richte ich drohend die geladene Pistole auf ihn. Hinter mir in der Kabine, wacht Robert auf ähnliche Weise über den Alten.
Während wir langsam Geschwindigkeit aufnehmen, schaue ich auf den kleiner werdenden Flugplatz unter uns. Die drei Apache stehen hilflos auf der Landebahn und ihr schwarzer Qualm der sich mit dem Rauch der brennenden Kerosintanks vermischt beruhigt mich. Zeigt mir, dass Robert ganze Arbeit mit den Turbinen geleistet hat.
Wie gewohnt malträtiert das Wetter unseren Seahawk mit aller Macht. Doch mittlerweile bin ich mit diesem schütteln vertraut. Sollte ich jemals wieder unter normalen Bedingungen fliegen, werde ich die harten Schläge wohl vermissen. Nicht das sie angenehm wären, doch deuten sie definitiv auf Bewegung hin. Und Bewegung heißt Leben.
Ich blicke auf die vor mir liegenden Instrumente. Südwesten. Geradewegs Richtung Las Vegas. Das Wetterradar flackert weiterhin tiefrot. Ein Blick durch die Scheiben beweist, dass es noch immer tadellos funktioniert.
In der Gegend hier kenne ich mich nun aus. Rechter Hand sollte in Kürze das berühmte Death Valley auftauchen. Tal des Todes! Den Namen bekam es schon vor langer Zeit, als brutale Hitze und Trockenheit noch ein Phänomen waren. Doch nun sieht’s so aus, als ob man den ganzen Kontinent Death Valley nennen könnte. Von Leben ist weit und breit nichts mehr zu spüren. Fast scheint es so, als ob der Welt ihre Farben ausgegangen wären - außer Schwarz natürlich.
Kurz nach drei.
Ein
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