Nichts
ich dies jedoch ins rechte Licht: „Du bist bestimmt müde.“
„Ach…“, erwidert Julie beim einsteigen. „Eigentlich bin ich jetzt hellwach. Kein Wunder bei all der Aufregung.“
Kurz glimmt eine vage Hoffnung in mir auf, die nach einer kleineren Seitwärtsbewegung jedoch sofort wieder verworfen werden muss.
„Ich glaub ich kann auch nicht schlafen. Hat der Doc vielleicht ein paar Kopfschmerztabletten dagelassen?“
„Nimm die vom Nachttisch.“, schaut sie mich grinsend an und kuschelt behutsam zu mir unter die Decke.
Auf dem Tisch steht ein Glas Wasser und daneben liegt eine Tablette. Was frage ich auch?
Nach einem vorsichtigen Schluck aus dem Glas schlafe ich dann mit leichtem Schwindel und wider Willen ein…
Mi. 28. Oktober 2015 10:05 Uhr
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Minus 08 Monate : 021 Tage : 05 Stunden : 54 Minuten : 34 Sekunden
D ie Sonne blendet. Ich kratze mich gleichmütig an meinem Kinnbart, der mit jeder Woche borstiger und grauer zu werden scheint und genieße den wunderschönen Tag. Gefühlte zweiundzwanzig Grad, strahlend blauer Himmel und ein leichte Brise lassen mich für einen Moment das Geschehen auf der Welt vergessen. Mit zugekniffenen Augen lehne ich mich tief in den altersschwachen Gartenstuhl, wische eine Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht – bräuchte unbedingt mal wieder einen anständigen Schnitt, obwohl Julie sagt, die lange Mähne würde mir irgendwie stehen - und lausche kribbeligen Stimmen.
Stephan und Charlize, streiten sich im Hof um irgendetwas. Die Kleine entdeckt derzeit das sprechen und plabbert einem den Verstand weg. Und Stephan, ja, der wird nun auch schon fünf – wo die Zeit nur bleibt. Ich mache mir Gedanken, wie wir ihm die Schule ersetzen können. Hier draußen gibt es keine und wenn, dann würde ich ihn dort mit Sicherheit nicht hinschicken.
Jetzt nicht mehr!
Nicht, nachdem ich Recht behalten hab und sich die Ereignisse buchstäblich überschlagen.
Das Argonne National Laboratory in San Diego arbeitet nun schon seit geschlagenen fünf Monaten vergeblich an diesem Super Alpha-Synuclein und ein Ende ist nach wie vor nicht absehbar, wie mir der tapfere George gesagt hat. Damit kann das Problem der Meerwasserentsalzung nicht gelöst werden, verschärft sich dagegen zusehends. Die ersten schweren Engpässe in der Trinkwasserversorgung treten auf - trotz gut gemeinter Verbrauchsvorgaben der Regierung. In einigen Großstädten prügeln sich die Leute bereits um ihre tägliche Ration, jetzt auch bei uns in den Staaten. Vom Militär bewachte Tanklastzüge mit tausenden Litern Wasser schleichen im Schutz der Dunkelheit übers Land, um noch vor Morgengrauen ihre Verteilungsstellen in den betroffenen Ballungszentren zu erreichen. Dennoch gelingt es kleinen Gruppen von verzweifelten Bürgern immer öfter, den einen oder anderen Transport abzufangen.
In Europa sollen die Zustände noch dramatischer sein. Mehr als die Hälfte der dortigen Entsalzungsanlagen wurden schon aufgrund Problemen mit den Filtern geschlossen.
Vorübergehend, wie man hört.
Meine beiden Frauen konnte ich endgültig davon überzeugen auf unsere kleine Ranch hier im Nirgendwo von Arizona zu ziehen, als die Rede zur Nation von Präsident John Allen Boot am vierten Juli, dem Independence Day , ganz andere Kaliber als mich nervös werden lies.
Wie fast alle saßen wir an jenem Abend vor der Glotze, ungewiss der guten Neuigkeiten, die da vermeldet werden sollten. Wie immer thronte Boot würdevoll an seinem aufgeräumten Holzschreibtisch im Oval Office, eingerahmt von den Stars and Stripes zu seiner Rechten und der American Presidential Flag zur Linken. Gedämpftes, heimeliges Licht tauchte sein Büro in eine unpassend intime Atmosphäre. Hinter ihm konnte man, durch das mit schweren Schals gerahmte Sprossenfenster hindurch, schwerlich die Umrisse von irgendetwas erkennen. Aber wirklich nur mit viel Mühe und Phantasie. Früher - so denke ich noch - vielleicht vor zwanzig- oder fünfundzwanzig Jahren, war dies etwas völlig anderes. Man vermochte seinerzeit, selbst bei wesentlich schlechteren Fernsehbildern, hinter dem jeweiligen Staatsoberhaupt zu erkennen, dass das Weiße Haus über einen großen Garten verfügt. Mittlerweile ist die Fensterscheibe aus Sicherheitsgründen dermaßen dick geworden, dass der Gute wohl selbst nicht mehr kontrollieren kann, ob man ihn und sein Büro
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