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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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möchte - und wir marschieren wie ein eingespieltes Gespann los.
       Ein kühler Windzug schlägt uns entgegen, als ich die Haustür öffne.
       „Ups…“, trete ich zurück. „Zieh dir noch schnell die Jacke über!“, was der Junge widerstandslos mit ungeschickten Bewegungen macht.
       Wir schlendern Hand in Hand, wie es Enkel und Opa ebenso machen, langsam ums Heim, rüber in Richtung der Gewächshäuser. Werfen einen Blick auf den Hühnerstall, während der Wind mit unseren Haaren Treibjagd spielt.
       Es wird Winter!
       Mir will die Radiosendung nicht aus dem Kopf. Die soeben gehörten Informationen sind verwirrend, passen nicht zusammen. Wir sitzen hier draußen und sind auf unzuverlässige Meldungen angewiesen. Mist! Mittlerweile zweifle ich an meiner Entscheidung, alles was mir wichtig im Leben, hierher, ans Ende der Welt verfrachtet zu haben. Ich kann nicht mehr klar denken. Wünschte, der Wind würde mir den Kopf anständig durchblasen. Frei machen und diese Gedanken fortwehen.
       „Du Opa?“
       „Ja?“
       „Warum tut Mama weinen?“
       Mit dieser Frage überfährt er mich. Was soll ich darauf antworten? Kenne die Antwort doch selbst nicht. Gut, ich kann mir vorstellen, warum Anny langsam aber sicher der Mut verlässt. Doch wie erklärt man so was einem Fünfjährigen, der einen mit großen, feuchten Augen hilfesuchend anschaut? Ich hebe ihn auf meine Arme.
       „Pass’ mal auf Buddy!“, versuch ich - definitiv unsicher über das wie - zu erklären. „Hast du dir schon mal einen Finger eingeklemmt, so dass das mächtig wehgetan hat?“
       „Ja, hab ich. Als ich Mama mit dem Stall holfen hab!“
       „Und…, wie ist das passiert?“
       „Na, ich hab die Tür ganz doll zumacht und… und…“
       „Und dabei deine Finger nicht schnell genug weggezogen!“
       Er grinst betroffen.
       „Na siehst du. Hast du dann geweint?“
       „Ein bisschen.“, wird er verlegen.
       „Schau. Genauso ist das mit der Mama. Auch Mama oder Oma oder Opa müssen manchmal weinen, wenn sie sich eingeklemmt haben. Das ist gar nicht so schlimm!“
       Einen Moment grübelt der Junge.
       „Wo hat Mama sich denn klemmt?“
       „Du…, das weiß ich gar nicht. Am besten fragen wir sie nachher mal, okay?“
       „Okay.“
       Ich muss ihn drücken. Stark an mich drücken.
     
    Mein Bart wie schmutzige Asche,
    den alten Hut tief im Gesicht,
    umschließe ich mit meinen Händen
    und drücke dich an meine Brust.
     
       „Lass uns noch runter zum Tor gehen und schauen, ob alles in Ordnung ist, einverstanden?“
       „Ja komm…“
       Ich setze ihn ab und er rennt, um einige Steine erleichtert, los. Er rennt, hüpft und springt. Gott, ich danke dir.

So. 01. November 2015  14:49 Uhr
    - 0000000:08:017:01:10:19
    Minus 08 Monate : 017 Tage : 01  Stunde : 10  Minuten : 19  Sekunden
     
     
     
     
    I ch hab’ nachgedacht…
       Während Stephan an mir vorbei auf seine Mama zuspurtet, finde ich die beiden Frauen, wie sie in der Küche jede an einer heißen Tasse Tee schlürfen. Offensichtlich hat sich die Situation ein wenig beruhigt. Nun, dann ist mir jetzt auch nach einem heißen Drink. Draußen ist es immerhin recht ungemütlich und frisch.
       „Hört zu Mädels! Lasst uns für einen Moment zusammensitzen“, berufe ich sofort eine außerordentliche Familiensitzung ein und schließe die Tür hinter mir.
       „Ich lege nur noch etwas Holz auf. Dann kann’s von mir aus losgehen.“, sagt Julie, offensichtlich kaum verwirrt über mein, wie ich dachte überraschendes Angebot.
       Vielmehr so, als ob sie ähnliches bereits selbst plante.
       „Stephan, kommst du mit und hilfst Oma dabei?“
       „Ist noch heißes Wasser übrig?“, frage ich Anny.
       Während ich meine Tasse aus dem Küchenschrank krame, werfe ich ihr mit besorgter Miene zu: „Alles klar Kleine?“
       „Geht so.“, ist ihre gängige Standardantwort auf derartige Fragen. Hat sie bis heute nicht abgelegt. Sie reicht mir den Wasserkessel. Geht so bedeutete bislang, unsicher zu sein, ob es mich interessieren könnte.
       Und wie es mich interessiert!
       „Lass’ uns rüber an den Tisch sitzen.“
       Während ich heißes Wasser in die Tasse gieße, wofür ich beide Hände brauch, deute ich mit dem Kopf ins Esszimmer. „Und mach dir keine Sorgen. Bisher haben wir schon ganz andere Sachen überstanden.“ 
       Was natürlich nicht stimmt. Diesmal

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