Nichts
nicht.
„Okay…“, eröffne ich unvermittelt das Symposium, um nicht länger über meine Notlüge nachdenken zu müssen.
„Nachdem ich derjenige bin, der alle hier Anwesenden dazu überredet hat, bei diesem Abenteuer mitzuspielen, sollte ich auch so fair sein, euch die Entscheidung zu überlassen, was jetzt als nächstes auf dem Programm steht.“
Ich warte einen Augenblick, bis sich Julie endlich zu uns gesellt und fahre dann fort.
„Die Nachrichten haben uns alle etwas durcheinander gebracht. Wirklich geholfen jedenfalls haben sie nicht, oder liege ich da falsch?“
„Du bringst es auf den Punkt!“
„Wie auch immer, wenn ihr wollt, dann brechen wir die Sache hier ab und machen uns auf den Weg nach Hause!“
Ich schaue in zwei verdutzte Gesichter. Offenbar haben die beiden mit allem gerechnet, nur nicht mit diesem Angebot.
„Okay, jetzt Mal langsam!“, meint Julie, nachdem sie einige Sekunden gebraucht hat um sich zu sammeln. „Was ist denn das für’n Vorschlag? Du glaubst, du hast uns gezwungen?“
„Na, irgendwie schon…, oder nicht“?
„Da draußen tobt was, dass mehr und mehr außer Kontrolle gerät und du machst dir Gedanken darüber, ob es uns lieber wäre, mittendrin in dieser Scheiße zu sitzen? Verstehe ich das so in etwa richtig?“
Nun bin ich es, der konsterniert dreinschaut.
„Ich dachte… nachdem Anny…!“
„Vergiss es ganz schnell wieder.“, beruhigt Leann. „Ich bin nicht so naiv. Geschockt hat mich nur, dass es wirklich so dramatisch gekommen ist, wie du schon im Juli behauptet hattest. Arizona war die beste Entscheidung die wir als Familie jemals getroffen haben!“
„Wow. Jetzt bin ich überrascht.“
„Nein, wir sollten vielmehr über diese komische Nachrichtensendung sprechen. Als du mit dem Jungen draußen warst, haben Anny und ich bereits diskutiert.“, klärt sie mich auf. „Wir müssen uns endgültig mit einem langen Aufenthalt abfinden. Nach meiner Meinung wird es so schnell kein Zurück mehr geben.“
Ich kann nicht sagen, dass mich das Thema erfreut. Und doch bin ich um ein großes Stück erleichtert. Was zählt ist nicht, dass ich letzten Endes Recht behalten sollte. Was zählt ist, dass ich eine schwere Entscheidung nicht länger alleine tragen muss. Gelöst, sämtliche Last von meinen Schultern genommen, versinke ich im Sessel.
„Macht weiter. Bin ganz Ohr!“
Innerhalb der nächsten Stunden besprechen wir, welche Aufgaben von wem und wie in Zukunft übernommen werden. Zwar hatten wir bislang schon eine gewisse Zuordnung. Hatte die sich aber eher rein zufällig ergeben. Nun haben wir so etwas wie einen Koalitionsvertrag. Klar formulierte Ministerposten und Regierungsämter. Als Gesundheits-, Familien-, und Innenministerin wurde Julie, unsere Leitstute, vereidigt.
Mir fallen künftig die Behörden Arbeits-, Finanz-, Verkehrs-, und - darum habe ich hart gekämpft - das Verteidigungsministerium zu. Und das einem Hasen wie mir.
Leann rundet das Kabinett als Landwirtschafts-, Umwelt-, und Bildungsministerin ab. So richtig weiß natürlich noch niemand von uns, was auf ihn damit zukommt oder wie er seine Aufgaben erledigen soll - wie eine richtige Regierung eben. Aber der Anfang ist gemacht und wie ich finde, sogar gut. Am meisten Mut macht mir die Tatsache, dass wir einen Weg gefunden haben, mit der bedrückenden Situation irgendwie umzugehen. Nicht zu verzweifeln, sondern nach vorne zu schauen. Wir haben das große Glück, ein Haus und Grundstück zu besitzen, dass uns mit dem notwendigsten versorgen kann - viel mehr als die meisten da draußen, wo immer sie auch gerade sein mögen – also sollten wir dankbar sein. Wir können längst nicht mehr ändern, was seinen Lauf genommen hat. Wer auch immer nun über das Schicksal der Welt zu entscheiden hat…
„Und wie besiegeln wir nun unsere Anarchie?“, beschließt Leann das Kolloquium. „Irgendwie müssen wir das doch feiern, oder nicht?“
„Als Finanzminister muss ich sofort mein Veto einlegen! Überflüssige Ausgaben sind ab sofort gestrichen!“
„Gehört zum Innenministerium eigentlich auch die Speisekammer?“, zögert Julie. „Ich denke dem ist so! Also bin ich es, die über den weiteren Verlauf des Abends entscheidet.“
Sie steht auf und marschiert würdevoll - einer Ministerin angemessen, wie Anny und ich befinden - in die Küche und kramt einige
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