Nichts
Neues?“
„Seit wann?“
„Weiß nicht. Seit zwei Wochen? Wir sind nicht so ganz auf dem Laufenden!“
„Ah! Kein Radio, was?“
„Genau!“
Jetzt bin ich wirklich gespannt.
„Das verdammte AGG ist der Meinung, Fernseh- und Radio würde unnötig Strom verschwenden. Wahrscheinlich haben sich die scheiß Reisfresser endlich durchgesetzt. Seit paar Wochen gibt’s darum nur noch ’nen staatlichen Sender. Jeden Sonntag um zwanzig E. T.“
„Auf welchem Programm?“
„Irgendwo auf FM. Nicht schwer zu finden. Vorausgesetzt, man verpasst das kurze Schauspiel nicht.“
„Acht Uhr Eastern?“
„Genau, Mann!“
„Super Tipp…“, bedanke ich mich, „Mann!“ und verschwinde mit höflichem Kopfnicken und viel Gebimmel.
Ich halte den Frauen Report und fülle unterdessen, so behutsam wie noch nie, den Kanister. Das Plätschern und der Geruch verursachen ein gutes Gefühl. Ein verdammt gutes Gefühl!
„Ist ja unglaublich!“, findet Leann. „Legen die einfach die Medien lahm oder was?“
„Ruft es den künftigen Generationen laut zu…, dass es in der Tiefe des Winters, wenn es außer Hoffnung und Vorstellungskraft nichts mehr gibt…, die Stadt und das Land, gewarnt durch die gemeinsame Gefahr aufwacht und sich vereinigt…, um dieser Bedrängnis zu begegnen.“
„Was grummelst du da hinten?“, ruft Julie.
„Nichts!“, hänge ich den Tankrüssel in die Säule. „Lasst uns endlich zum Gun-Shop fahren!“
Ich glaube, wir haben in Anbetracht der Neuigkeiten heute riesiges Glück gehabt. Wir konnten das Wichtigste auf unserer Liste besorgen und sind fürs erste wieder gut gewappnet. Nur den so süchtig erhofften Wein gab’s nicht mehr. In keinem der von uns abgeklapperten Märkte! Und immerhin mussten wir exakt vier verschiedene davon aufsuchen, um Mehl, Kaffee, etwas Bacon – darauf hab ich stöhnend bestanden – Milchpulver, Zahnpasta, Duschgel, Waschpulver und einige Kisten Teebeutel zusammen zu kratzen. Es wird eng, haben uns die Ladenbesitzer vorgejammert. Werkzeug und die benötigten Baumaterialien haben wir dann auch noch davongetragen. Auf der Rückfahrt herrscht deshalb auch beste Stimmung.
„Fast hätte ich ’ne Tafel Hersheys eingepackt“, lästert Anny.
„Das Europäische Zeugs gab’s leider nicht mehr. Hätte mich ja schon irgendwie gereizt!“
„Oh,… das kannst du aber sagen.“, schlage ich mit ein. „Bin selbst schon fast in den Gang mit den Süßigkeiten eingebogen. Im Ernst, war schon ausverkauft?“
„Ja!“, bestätigt unser Fachmann Stephan mit trauriger Stimme.
„Keine Angst Süßer.“, tröstet ihn Julie. „Oma hat für dich noch eine Kleinigkeit entdeckt. Müssen zuhause mal danach suchen, okay?“
„Au ja!“, freut sich jemand.
„Und ich?“
„Jaja Opa! Auch für dich gibt’s ‘ne Überraschung“, schaut sie mich an. „Ich hab an alle gedacht. Keine Angst!“
So. 01. November 2015 13:55 Uhr
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Minus 08 Monate : 017 Tage : 02 Stunden : 04 Minuten : 18 Sekunden
H alt, Stopp!“, gebietet Anny völlig zerfahren und aufgelöst ob dem anstehenden Ereignis.
„Was is…?“
Vorsichtig den kleinen Regler vor- und zurückschiebend alarmiere ich die wachsamen Augen, die jede meiner zittrigen Bewegungen angestrengt verfolgen.
„Ist das überhaupt FM?“
Die ganze Familie steht zappelig neben mir am Esstisch, während ich versuche, das säuberlich platzierte Empfangsgerät auf den richtigen Kanal einzustellen. Langsam wachsen Zweifel. Ist das scheiß Ding vielleicht nicht doch kaputt? Hätten wir nicht doch besser ein neues Gerät kaufen sollen? Im Baumarkt bin ich Narr noch an den elektronischen Geräten vorbeigelaufen. Die einzigen Regale, die halbwegs gefüllt waren. Elektronik läuft dieser Tage wohl kläglich, dachte ich noch. Mein Magen rumort.
„Ja, ist es!“, werde ich von allen Seiten angefahren.
„Da! Das muss es sein…“
Ein klarer, sauberer Ton! Seichtes Pfeifen, eher ein trockenes Summen.
„Wie spät ist es?“, frage ich unruhig, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von der Skala zu nehmen.
„Gleich zwei!“
„Ruhig. Haltet doch endlich mal die Klappe!“, ordnet Julie die Lage.
Scheint so, als ob sich der gleichförmige Ton jetzt verändert. Oder täusche ich mich. Nein! Er
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