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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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zu Nick.
    «Ich werd hingehen.»
    Draußen schien das Bogenlicht durch die kahlen Zweige eines Baumes. Nick ging die Straße hinauf an den Trambahnschienen entlang und bog dann bei der nächsten Bogenlampe in eine Querstraße ein. Das dritte Haus die Straße rauf war Hirschs Logierhaus. Nick ging die zwei Stufen hinauf und klingelte. Eine Frau kam an die Tür.
    «Wohnt hier Ole Andreson?»
    «Wollen Sie ihn sprechen?»
    «Ja, wenn er zu Hause ist.»
    Nick folgte der Frau die Treppe hinauf und einen Korridor entlang. Sie klopfte an eine Tür.
    «Wer ist da?»
    «Jemand, der Sie sprechen will, Mr. Andreson», sagte die Frau.
    «Ich bin’s, Nick Adams.»
    «Komm rein.»
    Nick öffnete die Tür und ging ins Zimmer. Ole Andreson lag völlig angekleidet auf dem Bett. Er war Schwergewichtsboxer gewesen, und er war viel zu lang für das Bett. Er lag mit dem Kopf auf zwei Kissen. Er sah Nick nicht an.
    «Was ist denn?» fragte er.
    «Ich war bei Henry», sagte Nick, «und zwei Kerle kamen rein und fesselten mich und den Koch, und sie sagten, daß sie dich killen würden.»
    Es klang albern, als er es sagte. Ole Andreson sagte nichts.
    «Sie sperrten uns in die Küche», fuhr Nick fort. «Sie wollten dich erschießen, wenn du zum Essen reinkommst.»
    Ole Andreson sah die Wand an und sagte nichts.
    «George meinte, ich sollte lieber gehen und es dir sagen.»
    «Ich kann nichts dran ändern», sagte Ole Andreson.
    «Ich werd dir beschreiben, wie sie aussahen.»
    «Ich will nicht wissen, wie sie aussahen», sagte Ole Andreson. Er sah die Wand an. «Danke, daß du hergekommen bist, um es mir zu erzählen.»
    «Schon recht.»
    Nick sah auf den großen Mann, der auf seinem Bett lag.
    «Möchtest du, daß ich zur Polizei gehe?»
    «Nein», sagte Ole Andreson. «Das würde nichts nützen.»
    «Kann ich nicht irgendwas tun?»
    «Nein, man kann da nichts machen.»
    «Vielleicht war es einfach Bluff?»
    «Nein, das ist nicht einfach Bluff.»
    Ole Andreson rollte hinüber zur Wand.
    «Das einzige Dumme dran ist», sagte er und sprach gegen die Wand, «daß ich mich einfach nicht entschließen kann, auszugehen. Ich bin den ganzen Tag über hier drin gewesen.»
    «Kannst du nicht aus der Stadt weg?»
    «Nein», sagte Ole Andreson. «Ich hab das ewige Hin und Her satt.»
    Er sah die Wand an.
    «Man kann jetzt nichts mehr dagegen tun.»
    «Läßt es sich nicht irgendwie einrenken?»
    «Nein. Bin reingeschlittert.» Er sprach immer mit derselben tonlosen Stimme. «Man kann nichts machen. Nachher werd ich mich aufraffen und ausgehen.»
    «Ich geh wohl lieber zu George zurück und erzähl’s ihm», sagte Nick.
    «Wiedersehen», sagte Ole Andreson. Er sah Nick nicht an. «Danke schön fürs Herkommen.»
    Nick ging hinaus. Als er die Tür schloß, sah er Ole Andreson völlig angekleidet auf seinem Bett liegen und die Wand ansehen.
    «Er ist den ganzen Tag über in seinem Zimmer gewesen», sagte die Vermieterin unten. «Wahrscheinlich fühlt er sich nicht wohl. Ich hab zu ihm gesagt: ‹Mr. Andreson, Sie sollten an so einem schönen Herbsttag wie heute ausgehen und einen Spaziergang machen›; aber er fühlte sich nicht danach.»
    «Er will nicht ausgehen.»
    «Es tut mir leid, daß er sich nicht wohl fühlt», sagte die Frau. «Es ist ein schrecklich netter Mensch. Wissen Sie, er war früher einmal Boxer.»
    «Ja, ich weiß.»
    «Man würde es nie denken, wenn sein Gesicht nicht so aussähe», sagte die Frau. Sie standen und unterhielten sich hinter der Haustür. «Er ist so sanft wie ein Lamm.»
    «Tja, also gute Nacht, Mrs. Hirsch», sagte Nick.
    «Ich bin nicht Mrs. Hirsch», sagte die Frau. «Der gehört das Haus. Ich seh nur für sie nach dem Rechten. Ich bin Mrs. Bell.»
    «Also gute Nacht, Mrs. Bell», sagte Nick.
    «Gute Nacht», sagte die Frau.
    Nick ging die dunkle Straße hinauf bis zur Ecke unter der Bogenlampe und dann an den Trambahnschienen entlang bis zu Henrys Eßlokal. George war drinnen, hinter der Theke.
    «Hast du Ole gesprochen?»
    «Ja», sagte Nick. «Er ist in seinem Zimmer und will nicht ausgehen.»
    Der Koch öffnete die Küchentür, als er Nicks Stimme hörte.
    «Ich will nicht mal davon hören», sagte er und schloß die Tür.
    «Hast du’s ihm erzählt?» fragte George.
    «Natürlich. Ich hab’s ihm erzählt, aber er weiß genau, worum sich’s dreht.»
    «Was wird er tun?»
    «Gar nichts.»
    «Sie werden ihn killen.»
    «Werden sie sicher.»
    «Er war wohl in Chicago in irgendwas

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