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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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den Sachen, die man niemals vorher weiß.»
    George sah auf die Uhr. Es war Viertel nach sechs. Die Tür zur Straße öffnete sich. Ein Omnibuschauffeur kam herein.
    «Hallo, George», sagte er. «Kann ich Abendbrot kriegen?»
    «Sam ist aus», sagte George. «Er ist ungefähr in einer halben Stunde zurück.»
    «Dann geh ich lieber die Straße rauf woandershin», sagte der Chauffeur. George sah auf die Uhr. Es war zwanzig nach sechs.
    «So war’s recht, heller Junge», sagte Max. «Du bist ein richtiger kleiner Gentleman.»
    «Er wußte nicht, daß ich ihm ’ne Kugel durch den Kopf gejagt hätte», sagte Al aus der Küche.
    «Nein», sagte Max. «Das war’s nicht. Der helle Junge ist nett. Er ist ein netter Junge. Der gefällt mir.»
    Um 6 Uhr 55 sagte George: «Er kommt nicht.»
    Noch zwei Leute waren in das Lokal gekommen. Einmal war George in die Küche hinausgegangen, um für einen Mann ein Schinken-und Eier-Sandwich zum Mitnehmen zu machen. In der Küche sah er Al, mit seiner Melone in den Nacken geschoben, auf einem Schemel neben dem Schiebefenster sitzen, mit dem Lauf seiner abgesägten Flinte auf der Holzleiste. Nick und der Koch standen Rücken an Rücken in einer Ecke, jeder mit einem Handtuch als Knebel im Mund. George hatte das Sandwich gemacht, in Butterbrotpapier gewickelt, in eine Tüte gesteckt und brachte es herein. Der Mann hatte bezahlt und war weggegangen.
    «Der helle Junge kann auch alles!» sagte Max. «Kochen kann er und alles. Du würdest für manches Mädchen ’ne gute Frau abgeben, heller Junge.»
    «So?» sagte George. «Euer Freund Ole Andreson kommt heute nicht.»
    «Wir werden ihm noch zehn Minuten Zeit lassen», sagte Max.
    Max beobachtete den Spiegel und die Uhr. Die Zeiger der Uhr standen auf sieben und dann auf fünf Minuten nach sieben.
    «Komm, Al», sagte Max. «Wir wollen lieber gehen. Der kommt nicht.»
    «Wir wollen ihm noch fünf Minuten geben», sagte Al aus der Küche.
    Während der fünf Minuten kam ein Mann herein, und George setzte ihm auseinander, daß der Koch krank sei.
    «Zum Teufel noch mal, warum besorgt ihr euch denn nicht einen anderen Koch?» sagte der Mann. «Habt ihr denn kein Eßlokal?» Er ging hinaus.
    «Also los, Al», sagte Max.
    «Und was machen wir mit den beiden hellen Jungens und dem Nigger?»
    «Die sind in Ordnung.»
    «Glaubst du?»
    «Sicher. Damit wärn wir fertig.»
    «Das gefällt mir nicht», sagte Al. «Das ist keine Sache. Du red’st zuviel.»
    «Zum Teufel noch mal, was denn!» sagte Max. «Wir müssen uns doch bei Laune halten, was?»
    «In jedem Fall red’st du zuviel», sagte Al. Er kam aus der Küche heraus. Die abgeschnittenen Läufe seiner Flinte bildeten unter der Taille seines zu eng anliegenden Überziehers einen kleinen Wulst. Er zog den Mantel mit seinen behandschuhten Händen glatt.
    «Wiedersehen, heller Junge», sagte er zu George. «Du hast Schwein.»
    «Das ist wahr», sagte Max. «Du solltest beim Rennen wetten, heller Junge.»
    Die beiden gingen zur Tür hinaus. George beobachtete durch das Fenster, wie sie unter der Bogenlampe gingen und dann die Straße überquerten. Mit ihren engen Überziehern und Melonen sahen sie wie ein Varietégespann aus. George ging durch die Pendeltür hinten in die Küche und band Nick und den Koch los.
    «Davon hab ich genug», sagte Sam, der Koch. «Davon hab ich genug.»
    Nick reckte sich. Er hatte noch nie zuvor ein Handtuch im Mund gehabt.
    «Na, so was!» sagte er. «Zum Teufel noch mal!» Er suchte mit Schwadronieren darüber wegzukommen.
    «Sie wollten Ole Andreson killen», sagte George. «Sie wollten ihn erschießen, wenn er zum Essen kommt.»
    «Ole Andreson?»
    «Sicher.»
    Der Koch befühlte mit dem Daumen seine Mundwinkel.
    «Sind alle weg?» fragte er.
    «Tja», sagte George. «Jetzt sind sie weg.»
    «Das gefällt mir nicht», sagte der Koch. «Das gefällt mir ganz und gar nicht.»
    «Hör mal», sagte George zu Nick. «Du solltest lieber zu Ole Andreson gehen.»
    «Schön.»
    «Sie sollten sich lieber nicht in die Geschichte einmischen», sagte Sam, der Koch. «Am besten, Sie haben nichts damit zu tun.»
    «Geh nicht, wenn du nicht willst», sagte George.
    «Lassen Sie die Finger davon. Das führt zu nichts», sagte der Koch. «Besser, Sie haben nichts damit zu tun.»
    «Ich werd zu ihm gehen», sagte Nick zu George. «Wo wohnt er?»
    Der Koch wandte sich ab.
    «Kleine Jungen wissen immer, was sie tun wollen», sagte er.
    «Er wohnt in Hirschs Logierhaus», sagte George

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