Nick Adams Stories
ganzen Ausrüstung, die an ihm herunterhing. Die Grashüpferflasche schlug gegen seine Brust. Die Brusttaschen seines Hemdes, in denen sein Essen und sein Fliegenbuch steckten, bauschten sich.
Er stieg in den Fluß. Es gab ihm einen Schock. Seine Hose klebte fest an seinen Beinen. Seine Schuhe fühlten den Kies. Das Wasser war ein ansteigender kalter Schock.
Die reißende Strömung sog an seinen Beinen. Wo er hineingestiegen war, ging ihm das Wasser bis über die Knie. Er watete mit der Strömung. Der Kies rutschte unter seinen Schuhen. Er sah hinunter auf die Wasserstrudel um seine Beine und kippte die Flasche seitwärts, um einen Grashüpfer zu fassen.
Der erste Grashüpfer machte im Flaschenhals einen Satz und sprang hinaus ins Wasser. Er wurde von dem Strudel um Nicks rechtes Bein aufgesogen und kam ein Stückchen weiter flußabwärts an die Oberfläche. Er trieb geschwind dahin und stieß um sich. Plötzlich entstand ein Kreis auf der glatten Oberfläche des Wassers, und er verschwand. Eine Forelle hatte ihn geschnappt.
Ein zweiter Grashüpfer steckte seinen Kopf aus der Flasche. Seine Fühler vibrierten. Er schob gerade seine Vorderbeine aus der Flasche, um loszuspringen. Nick faßte ihn am Kopf und hielt ihn fest, während er den dünnen Haken unter seinem Kinn durch seinen Brustkorb und die hinteren Segmente seines Leibes fädelte. Der Grashüpfer umklammerte mit seinen Vorderbeinen den Haken und spie Tabaksaft darauf. Nick ließ ihn ins Wasser fallen.
Er hielt die Rute in der rechten Hand und ließ gegen das Zerren des Grashüpfers in der Strömung Schnur nach. Er streifte mit der linken Hand Schnur von der Rolle und ließ sie frei auslaufen. Er konnte den Grashüpfer auf den kleinen Wellen der Strömung sehen. Dann war er außer Sicht.
Es gab einen Ruck an der Schnur. Nick zog gegen die straffe Schnur. Er hatte seinen ersten Fisch angehakt. Er hielt die jetzt lebendige Rute über die Strömung und holte die Schnur mit der linken Hand ein. Die Rute bog sich zuckend, während die Forelle gegen die Strömung ankämpfte. Nick wußte, es war eine kleine. Er hob die Rute senkrecht in die Luft. Sie bog sich durch den Ruck.
Er sah die Forelle im Wasser mit Kopf und Körper heftig gegen die sich hin und her bewegende Tangente der Schnur im Strom anspringen.
Nick nahm die Schnur in seine linke Hand und zog die Forelle, die erschöpft gegen die Strömung ankämpfte, an die Oberfläche. Ihr Rücken war gefleckt, von klarer Wasser-über-Kieselstein-Farbe; ihre Seite blitzte in der Sonne auf. Nick bückte sich mit der Angel unter dem rechten Arm und tauchte die rechte Hand in die Strömung. Er hielt die zappelnde Forelle in seiner feuchten rechten Hand, während er den Widerhaken aus ihrem Maul löste und sie dann in den Strom zurückfallen ließ.
Sie stand ruhig in der Strömung, dann ließ sie sich auf dem Grund neben einem Stein nieder. Nick langte mit der Hand hinab, um sie zu berühren, den Arm bis zum Ellbogen unter Wasser. Die Forelle hielt sich still in dem strömenden Fluß; sie ruhte auf dem Kies neben einem Stein. Als Nicks Finger sie berührten, ihr glattes, kühles Unter-Wasser-Gefühl verspürten, war sie weg, ein Schatten über dem Grund des Stromes.
Hat ihr nichts gemacht, dachte Nick. Sie war nur müde.
Er hatte seine Hand angefeuchtet, bevor er die Forelle berührte, um den zarten Schleim, der sie bedeckte, nicht zu zerstören. Berührte man eine Forelle mit trockenen Fingern, so griff ein weißer Schwamm die ungeschützte Stelle an. Vor Jahren, als er an überfüllten Strömen gefischt hatte – mit Fliegenfischern vor sich und hinter sich –, war Nick wieder und wieder toten, mit weißem Schwamm bepelzten Forellen begegnet, die gegen einen Felsen geschwemmt waren oder mit dem Bauch nach oben in einer Vertiefung trieben. Nick angelte nicht gern, wenn noch andere am Fluß waren. Wenn sie nicht zur Partie gehörten, verdarben sie’s einem.
Er planschte flußabwärts, bis über die Knie in der Strömung, durch die vierzig Meter seichten Wassers oberhalb der Baumstämme, die quer über dem Strom lagen. Er befestigte keinen neuen Köder an dem Haken und hielt ihn beim Waten in der Hand. Er wußte, daß er im Seichten kleine Forellen fangen konnte, aber die wollte er nicht. Zu dieser Tageszeit gab es an den seichten Stellen keine großen Forellen.
Jetzt vertiefte sich das Wasser scharf und kalt um seine Oberschenkel. Vor ihm über den Baumstämmen lag die glatte, zurückgedämmte Wasserflut.
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