Nick Adams Stories
hängte seinen Packen an dem Nagel auf. All seine Vorräte waren in dem Packen. Sie waren jetzt vom Boden weg und geschützt.
Nick hatte Hunger. Er glaubte nicht, daß er je hungriger gewesen war. Er öffnete und leerte eine Büchse Schweinefleisch mit Bohnen und eine Büchse Spaghetti in die Bratpfanne.
«Es ist mein gutes Recht, solch Zeugs zu essen, wenn ich bereit bin, es zu tragen», sagte Nick. Seine Stimme klang fremd in dem dunkelnden Wald. Er sprach nicht wieder.
Er machte ein Feuer mit ein paar Scheiten Fichtenholz, die er mit der Axt von einem Baumstumpf abschlug. Über das Feuer stellte er einen Drahtrost und drückte die vier Füße mit seinem Stiefel fest in den Boden. Nick setzte die Bratpfanne auf den Rost über die Flammen. Er war jetzt noch hungriger. Die Bohnen und Spaghetti wurden warm. Nick rührte sie um und mischte sie durcheinander. Sie fingen an zu schmurgeln und machten kleine Blasen, die nur langsam an die Oberfläche stiegen. Es roch gut. Nick holte eine Flasche Tomatencatchup heraus und schnitt vier Scheiben Brot. Die kleinen Blasen kamen jetzt schneller. Nick setzte sich neben das Feuer und nahm die Bratpfanne ab. Er goß ungefähr die Hälfte des Inhalts auf einen Blechteller. Es breitete sich langsam auf dem Teller aus. Nick wußte, es war zu heiß. Er goß etwas Tomatencatchup darüber. Er wußte, die Bohnen und die Spaghetti waren noch zu heiß. Er blickte auf das Feuer, dann auf das Zelt; er würde sich nicht dadurch, daß er sich die Zunge verbrannte, alles verderben. Seit Jahren hatte er keine gebackenen Bananen mit Genuß essen können, weil er nie abwarten konnte, bis sie abgekühlt waren. Seine Zunge war sehr empfindlich. Er war sehr hungrig. Jenseits des Flusses im Sumpf, im Dämmerdunkel, sah er Nebel aufsteigen. Er sah noch einmal auf sein Zelt. Gut! Er nahm einen vollen Löffel von seinem Teller.
«Herrgott», sagte Nick. «Herrgottsakra!» sagte er glücklich.
Er leerte den ganzen Teller, bevor er an das Brot dachte. Nick aß den zweiten Teller voll mit Brot und wischte den Teller blank. Er hatte seit einer Tasse Kaffee und einem Schinkenbrot in der Bahnhofswirtschaft in St. Ignace nichts gegessen. Das war ein famoses Erlebnis gewesen. So hungrig war er schon mal gewesen, aber er hatte seinen Hunger nicht stillen können. Er hätte schon vor vielen Stunden sein Lager aufschlagen können, wenn er gewollt hätte. Es gab am Fluß genug Plätze zum Lagern. Aber hier war es gut.
Nick schob zwei große Kiefernscheite unter den Rost. Das Feuer flackerte auf. Er hatte vergessen, Wasser für den Kaffee zu holen. Aus seinem Packen nahm er einen zusammenlegbaren Leinwandeimer heraus und ging den Hügel hinunter, über den Wiesenrand zum Fluß. Das andere Ufer lag in weißem Nebel. Das Gras war naß und kalt, als er am Ufer kniete und den Leinwandeimer in den Strom tauchte. Er bauschte sich und zerrte heftig in der Strömung. Das Wasser war eiskalt. Nick spülte den Eimer aus und trug ihn voll zum Lager zurück. Oben, weiter weg vom Fluß, war es nicht so kalt.
Nick schlug einen zweiten großen Nagel ein und hängte den Eimer mit Wasser daran. Er schöpfte den Kaffeetopf halbvoll, legte noch ein paar Scheite unter den Rost auf das Feuer und stellte den Topf auf. Er konnte sich nicht besinnen, auf welche Art er Kaffee machte. Er konnte sich an eine Diskussion mit Hopkins hierüber erinnern, aber nicht, welche Ansicht er vertreten hatte. Er beschloß, ihn aufkochen zu lassen. Dann fiel ihm ein, daß das Hopkins’ Methode gewesen war. Damals hatte er mit Hopkins über alles gestritten. Während er auf das Kochen des Kaffees wartete, machte er eine kleine Büchse Aprikosen auf. Er machte gern Büchsen auf. Er leerte die Büchse mit den Aprikosen in eine Blechtasse. Während er auf den Kaffee auf dem Feuer aufpaßte, trank er vorsichtig, um nichts zu verschütten, zuerst den gesüßten Saft der Aprikosen, und dann lutschte er nachdenklich die Aprikosen herunter. Sie waren besser als frische Aprikosen.
Der Kaffee kochte, während er aufpaßte. Der Deckel hob sich, und Kaffee und Kaffeesatz liefen am Topf herunter. Nick nahm ihn vom Rost. Es war ein Triumph für Hopkins. Er tat Zucker in die leere Aprikosentasse und goß etwas Kaffee zum Abkühlen hinein. Es war zu heiß zum Ausschenken, und er benutzte seinen Hut, um den Henkel des Kaffeetopfs anzufassen. Er ließ den Kaffee überhaupt nicht im Topf ziehen. Nicht die erste Tasse. Es sollte durchweg à la Hopkins sein. Das verdiente
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