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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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herein und einen Krug mit Milch und stellte beides vor Nick auf den Tisch. Er setzte die Lampe hin.
    «Es gibt auch noch Pudding», sagte er. «Wirst du damit genug haben?»
    «Ja, großartig.»
    Sein Vater setzte sich auf einen Stuhl neben den mit Wachstuch bedeckten Tisch. Er warf einen großen Schatten auf die Küchenwand.
    «Wer hat beim Football gewonnen?»
    «Petoskey. Fünf zu drei.»
    Sein Vater saß da und sah ihm beim Essen zu und füllte sein Glas aus dem Milchkrug. Nick trank und wischte sich den Mund an der Serviette ab. Sein Vater langte auf das Bord hinüber nach dem Pudding. Er schnitt Nick ein großes Stück davon ab. Es war Heidelbeerpudding.
    «Was hast du gemacht, Dad?»
    «Morgens bin ich angeln gegangen.»
    «Was hast du gefangen?»
    «Nur Barsche.»
    Sein Vater saß und beobachtete, wie Nick seinen Pudding aß.
    «Was hast du heute nachmittag gemacht?» fragte Nick.
    «Ich bin beim Indianerlager spazierengegangen.»
    «Hast du wen gesehen?»
    «Die Indianer waren alle in der Stadt, um sich zu betrinken.»
    «Hast du überhaupt niemand gesehen?»
    «Ich habe deine Freundin Prudie gesehen.»
    «Wo war sie?»
    «Sie war mit Frank Washburn zusammen im Wald. Ich stieß auf sie; sie amüsierten sich nicht schlecht.»
    Sein Vater sah ihn nicht an.
    «Was machten sie?»
    «Ich bin nicht stehengeblieben, um das festzustellen.»
    «Sag mir, was sie machten.»
    «Ich weiß nicht», sagte sein Vater. «Ich hab nur gehört, wie sie sich rumwälzten.»
    «Woher weißt du, daß sie’s waren?»
    «Ich sah sie.»
    «Ich dachte, du hast gesagt, daß du sie nicht gesehen hast.»
    «O doch, ich hab sie gesehen.»
    «Mit wem war sie?» fragte Nick.
    «Frank Washburn.»
    «Waren sie – waren sie –?»
    «Waren sie was?»
    «Waren sie glücklich?»
    «Ich glaub schon.»
    Sein Vater stand vom Tisch auf und ging durch die Fliegentür aus der Küche. Als er zurückkam, sah Nick auf seinen Teller. Er hatte geweint.
    «Willst du noch was?» Sein Vater nahm das Messer in die Hand, um ein Stück Pudding abzuschneiden.
    «Nein», sagte Nick.
    «Iß doch noch ein Stück.»
    «Nein, ich mag nicht mehr.»
    Sein Vater räumte den Tisch ab.
    «Wo waren sie im Wald?» fragte Nick.
    «Oben, hinter dem Lager.» Nick sah auf seinen Teller. Sein Vater sagte: «Geh mal jetzt schlafen, Nick.»
    «Schön.»
    Nick ging in sein Zimmer hinauf, zog sich aus und legte sich zu Bett. Er hörte seinen Vater im Wohnzimmer herumwirtschaften. Nick lag im Bett mit dem Gesicht im Kopfkissen.
    Mein Herz ist gebrochen, dachte er. Wenn ich mich so fühle, ist mein Herz sicher gebrochen.
    Nach einer Weile hörte er, wie sein Vater die Lampe ausblies und in sein Zimmer ging. Er hörte, wie sich draußen in den Bäumen ein Wind erhob, und fühlte ihn kühl durch das Fliegenfenster hereinkommen. Er lag eine lange Zeit so, mit dem Gesicht in dem Kissen, und nach einer Weile vergaß er, an Prudence zu denken, und am Ende schlief er ein. Als er nachts aufwachte, hörte er draußen den Wind in den Schierlingstannen vor der Hütte und die Wellen, die sich am Ufer des Sees brachen, und er schlief wieder ein. Am Morgen blies ein starker Sturm, und die Wellen liefen hoch den Strand hinauf, und er war eine ganze Zeit lang wach, bevor ihm einfiel, daß sein Herz gebrochen war.

Als die Indianer fortzogen
    Die Straße nach Petoskey verlief von Grandpa Bacons Farm geradewegs den Hügel hinauf. An der Farm endete die Straße. Es kam einem aber immer so vor, als beginne sie bei der Farm und führe von da nach Petoskey, an den Bäumen entlang, den langgestreckten Hügel hinauf, steil und sandig, um dann oben, wo die weit ansteigende Fläche der Felder am Waldrand abbrach, zwischen den Laubbäumen zu verschwinden.
    Dort, wo die Straße den Wald erreichte, wurde es kühl, und der Sand war fest unter dem Tritt von der Feuchtigkeit. Die Straße führte zwischen den Bäumen hügelauf und hügelab, mit Beerensträuchern und Buchenschößlingen zu beiden Seiten, die von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten werden mußten, damit sie nicht die ganze Straße überwucherten. Die Indianer pflückten im Sommer die Beeren am Straßenrand und brachten sie hinunter zur Hütte, um sie zu verkaufen: Eimer voller roter Waldhimbeeren, halb zerdrückt von ihrem eigenen Gewicht, mit Lindenblättern darüber, um sie kühl zu halten; später Heidelbeeren, fest, frisch und glänzend, eimerweise. Wenn sie die Beeren brachten, kamen die Indianer durch den Wald zur Hütte am See. Man hörte sie nie

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