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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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noch nicht vorgekommen», sagte er. «Sieh dir die drei an.» Dann nahm der Koch das Wort.
    «Wie alt seid ihr Jungens?»
    «Ich bin sechsundneunzig und er ist neunundsechzig», sagte Tommy.
    «Ha, ha, ha.» Die dicke Hure schlitterte vor Lachen. Sie hatte eine wirklich angenehme Stimme. Die anderen Huren lächelten nicht.
    «Ach, kannst du denn nicht anständig sein?» sagte der Koch. «Ich fragte doch nur aus Freundlichkeit.»
    «Wir sind siebzehn und neunzehn», sagte ich.
    «Was ist denn mit dir los?» wandte sich Tommy an mich.
    «Laß gut sein.»
    «Du kannst Alice zu mir sagen», sagte die dicke Hure, und dann begann sie wieder zu schüttern.
    «Heißt du so?» fragte Tommy.
    «Gewiß», sagte sie. «Alice, nicht wahr?» Sie wandte sich an den Mann, der neben dem Koch saß.
    «Alice. Das stimmt.»
    «Das ist so ein Name, wie er zu dir paßt», sagte der Koch.
    «Es ist mein richtiger Name», sagte Alice.
    «Wie heißen die anderen Mädchen?» fragte Tom.
    «Hazel und Ethel», sagte Alice. Hazel und Ethel lächelten. Sie waren nicht sehr helle.
    «Wie heißt du?» sagte ich zu einer der Blondinen.
    «Frances», sagte sie.
    «Frances und weiter?»
    «Frances Wilson. Was geht’s dich an?»
    «Und wie heißt du?» fragte ich die andere.
    «Ach, sei nicht so frech», sagte sie.
    «Er will ja nur, daß wir alle gut Freund sind», sagte der Mann, der gern redete. «Willst du denn nicht gut Freund sein?»
    «Nein», sagte die Wasserstoffblonde, «nicht mit dir.»
    «Sie ist einfach ein Drachen», sagte der Mann. «Ein richtiger kleiner Drachen.»
    Die eine Blondine sah die andere an und schüttelte den Kopf.
    «Gottverdammte alte Kaulquappe», sagte sie.
    Alice begann von neuem zu lachen und am ganzen Körper zu schüttern.
    «Das ist doch nicht komisch», sagte der Koch. «Ihr lacht alle, aber was ist denn da komisch? Ihr zwei jungen Burschen, wo geht denn die Reise hin?»
    «Wo willst du denn selber hin?» fragte ihn Tom.
    «Ich will nach Cadillac», sagte der Koch. «Seid ihr jemals dagewesen? Meine Tante wohnt dort.»
    «Er ist selbst ’ne Tante», sagte einer der Männer in Sporthosen.
    «Kannst du denn nicht damit aufhören?» fragte der Koch. «Können wir uns nicht anständig unterhalten?»
    «Cadillac ist der Ort, wo Steve Ketchel herkam und wo Ad Wolgast her ist», sagte der schüchterne Mann.
    «Steve Ketchel», sagte eine der Blondinen mit einer hohen Stimme, als ob der Name etwas in ihr ausgelöst hätte. «Sein eigener Vater schoß auf ihn und hat ihn getötet. Ja, weiß Gott, sein eigener Vater. Heute gibt es keine Männer mehr wie Steve Ketchel.»
    «Hieß er nicht Stanley Ketchel?» fragte der Koch.
    «Ach, halt den Mund», sagte die Blondine. «Was weißt du denn von Steve? Stanley! Doch nicht Stanley. Steve Ketchel war der beste und schönste Mann, der je gelebt hat. Ich habe niemals einen zweiten Mann gesehen, der so weiß und rein und schön war wie Steve Ketchel. Es hat nie wieder so einen Mann gegeben. Er bewegte sich genau wie ein Tiger, und er war der beste, spendabelste Mensch, der je gelebt hat.»
    «Hast du ihn gekannt?» fragte einer der Männer.
    «Ob ich ihn gekannt habe? Ob ich ihn gekannt habe? Ob ich ihn geliebt habe? Das fragst du mich? Ich habe ihn gekannt, wie du keinen Menschen auf der ganzen Welt kennst, und ich habe ihn geliebt, wie man Gott liebt. Er war der größte, beste, weißeste, schönste Mann, der je gelebt hat, Steve Ketchel, und sein eigener Vater hat ihn wie einen Hund niedergeknallt.»
    «Warst du mit ihm zusammen an der Küste?»
    «Nein, ich kannte ihn vorher. Er war der einzige Mann, den ich je geliebt habe.»
    Alle waren voller Hochachtung für die Wasserstoffblondine, die all dies auf laute, theatralische Art vorbrachte, aber Alice begann wieder zu schüttern. Ich fühlte es, weil ich neben ihr saß.
    «Du hättest ihn heiraten sollen», sagte der Koch.
    «Ich habe seiner Karriere nicht schaden wollen», sagte die Wasserstoffblondine. «Ich wollte ihm kein Hindernis sein. Eine Ehefrau war nicht das, was er brauchte. Ach, mein Gott, was das für ein Mann war!»
    «Das war höchst anständig von dir gedacht», sagte der Koch. «Hat ihn nicht aber Jack Johnson knockout geschlagen?»
    «Das war ein gemeiner Kniff», sagte Wasserstoff. «Das große Luder überrumpelte ihn einfach. Er hatte Jack Johnson gerade zu Boden geschmettert, den großen schwarzen Scheißkerl. Der Nigger hat einfach Dusel gehabt, als er ihn schlug.»
    Der Billetschalter ging hoch, und die

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