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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Davis
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über ihr Gesicht. »Julie! Schön, dass du mich besuchst. Woher weißt du, dass ich hier bin?«
    »Nachbarschaftsgetratsche«, antwortete sie und lächelte ebenfalls. Auch Nick konnte seine Erleichterung nicht länger verbergen und grinste. Es schien ihr soweit gut zu gehen. Sie hing an keiner seltsamen Maschine, sondern war nur mit einem Tropf verbunden. Bloß die Flasche unter dem Bett, die mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt war, machte ihm Sorgen.
    Julie stellte die Kekse auf den Nachttisch und die Sonnenblume in die leere Vase, die dort bereitstand. »Die Cookies sind von Mom und die Blume aus unserem Garten. Ich soll schöne Grüße und gute Besserung ausrichten.«
    »Wie lieb, Danke dir.« Emma schaute an Julie vorbei. Musternd glitt ihr Blick über Nick und ihre Stirn legte sich in Falten.
    Sein Puls raste. Hatte sie ihn erkannt?
    »Wen hast du dabei, Liebes?«, fragte sie.
    »Einen Freund. Er hat mich hergefahren.«
    Nick hob die Hand zum Gruß, sagte aber nichts. Zu groß war die Angst, sie würde ihn erkennen. Wie sollte er ihr erklären, warum er noch immer genau so aussah wie vor fünfzig Jahren?
    »Was ist denn passiert?«, fragte Julie schnell und zog sich einen Stuhl heran.
    »Ich bin gestürzt und habe mir den Oberschenkelhals gebrochen.«
    »Das ist ja Mist.« Sie ließ die Schultern hängen.
    »Ach, alles halb so schlimm«, meinte Emma aufmunternd lächelnd. »Sie haben mir einen neuen Hüftkopf eingesetzt und ich soll schon in wenigen Tagen wieder richtig laufen können. Außerdem darf ich schicke Thrombosestrümpfe tragen.«
    Julie starrte auf die Flasche mit der dunklen Flüssigkeit.
    »Schau da nicht hin, Schätzchen, da läuft das Wundsekret rein.«
    Sofort hob Julie den Kopf. »Und ich hatte schon befürchtet, mein letzter Besuch hätte Sie so aufgewühlt, dass …«
    »Liebes …« Emma griff nach ihrer Hand. »Ich bin eine alte Frau und habe bereits seit Monaten mit Kreislaufbeschwerden zu kämpfen. Dich trifft keine Schuld. Ich bin zuvor schon einmal gestürzt, doch dieses Mal hatte ich nicht so viel Glück.« Sie seufzte. »Mein Leben war aufwühlend, ich habe schon eine Menge durchgemacht, da werfen mich auch keine Geister der Vergangenheit um.«
    Beim Wort »Geister« zuckte Nick zusammen. Wenn Emma wüsste … Dennoch erleichterte es sein Gewissen, dass sie nicht Schuld an ihrer Misere hatten.
    Erneut schaute sie an Julie vorbei. »Komm ruhig näher, junger Mann, ich beiße nicht.«
    Nick wusste nicht, ob er aus dem Raum stürmen oder ihr alles gestehen sollte. »Ich möchte nicht stören.« Er versuchte, seine Stimme tiefer klingen zu lassen, aber er war zu aufgewühlt.
    »Komm doch bitte her«, sagte Emma. »Kennen wir uns nicht?«
    Er schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. »Ich warte dann lieber drau…«
    »Nick?«, wisperte Emma.
    Er erstarrte, die Hand am Türgriff.
    »Julie, wie heißt dein Freund?«, hörte er sie fragen.
    »Ähm …«
    Sein Herz raste so heftig, dass ihm schwindlig wurde.
    »Junger Mann, nimm bitte die Brille und das Kappy ab.«
    Er stand immer noch mit dem Rücken zu ihr. Zitternd ließ er die Hand sinken. Emma hatte gesagt, die Geister der Vergangenheit würden sie nicht umwerfen.
    Langsam zog er die Mütze vom Kopf.
    »Was tust du denn?«, fragte Julie und stürzte auf ihn zu.
    »Das, was ich schon letztes Mal tun wollte«, erwiderte er und drehte sich um. Den Blick starr auf Emma gerichtet, nahm er auch die Sonnenbrille ab.
    »Oh Gott!« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Diese Ähnlichkeit!« Nachdem sie ihn eine gefühlte Minute lang angestarrt hatte, wobei Nick kaum atmen konnte, winkte sie ihn zu sich. »Lass dich mal ansehen.«
    Wie ferngesteuert schritt er durch den Raum und stelle sich neben das Bett.
    Ihre Augen wurden größer. »Hieß dein Vater Nicolas Tate?«
    Er schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall wollte er sie anlügen.
    »Dein Großvater?« Ihre hellblauen Augen zitterten.
    »Ich bin es, Emma«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Nein.« Erneut presste sie sich die Hand auf den Mund, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die andere Hand hielt sie ihm hin, und er ergriff ihre kühlen Finger.
    Sie zog ihn näher, starrte ihn an, und er starrte einfach zurück.
    »Das kann nicht sein. Julie, wenn ihr mich ärgern wollt …« Als sie aufschluchzte, umarmte Nick sie und drückte sie vorsichtig an sich. Sie war so dünn, wirkte so zerbrechlich.
    »Ich bin es wirklich, Emma.« Es tat so gut, sie zu halten, auch wenn sie

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