Nick aus der Flasche
guten Plan ausdenken.«
»Einen Brief!« Warum war ihm das nicht schon eher eingefallen? »Du könntest in der Flasche einen Brief von mir gefunden haben, auf dem steht, dass ich sie liebe, doch Solomon mich gefangen hat.«
»Dann hätte ich den Brief doch dabei.«
Stimmt, da hatte sie recht.
»Und was willst du noch draufschreiben? Dass du ein Flaschengeist bist? Wenn sie den Brief liest, wühlt sie das doch wieder auf. Sie sieht ohnehin nicht gut aus.«
Nick war das leichte Wanken an Emma auch aufgefallen und dass sie sehr blass um die Nase war. »Du hast ja recht, aber irgendwas muss ich tun.«
»Wir überlegen uns was«, sagte Julie leise und schaute zum Haus. »Versprochen. Und jetzt geh in die Tasche, ich höre Schritte.«
»Da ist sie.« Emma kam zurück, gerade als Nick in die Tasche geklettert war, eine Gitarre in der Hand.
Seine
Gitarre! Er hätte sie überall wiedererkannt, denn er hatte sie mit allerlei Bändern verziert und Emma hatte verschiedene Muster auf das Holz gemalt. Zusätzlich war ein bunter Gurt daran befestigt, mit dem er das Instrument am Rücken getragen hatte.
Nick zitterte vor Aufregung.
»Ich möchte sie dir schenken.« Emma drückte Julie die Gitarre in die Hand. »Mir? Aber das kann ich nicht annehmen. Außerdem kann ich nicht spielen.«
»Julie!«, zischte er und zog sie an den Haaren. War sie denn verrückt? Er wollte die Gitarre unbedingt!
»Ich würde mich freuen, wenn du sie für mich aufhebst.« Emma legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich lebe schließlich nicht ewig und es würde mich beruhigen, wenn ich wüsste, dass sie in guten Händen ist.«
Julie zwinkerte sich eine Träne weg und auch er kämpfte mit den Tränen. »Ich werde sie hüten wie einen Schatz. Vielen Dank, Mrs. Warren.«
»Nichts zu danken, Schätzchen. Das Gespräch mit dir hat mir richtig gutgetan. Ich fühle mich von einer großen Last befreit.« Sie atmete tief durch und lächelte. »Und jetzt genieße deine Party, solange du jung bist.«
* * *
Endlose Minuten später hielt Julie in einem Wald das Fahrrad an und Nick durfte aus der Tasche. Er hatte leichte Kopfschmerzen, weil sie die Wege verlassen hatten und zwischen den Bäumen hindurchgefahren waren. Anscheinend hatte Julie jede Wurzel mitgenommen.
Sofort machte Nick sich groß und atmete tief durch, inhalierte den Duft des Waldes, roch Erde und frische Luft. Danach ließ er sich von ihr die Gitarre geben, die sie sich über den Rücken geschnallt hatte.
Seine Gitarre … und Emma hatte sie für ihn aufgehoben. Ehrfürchtig befühlte er das Holz und zupfte an den Saiten. Sie waren alle verstimmt, daher drehte er an den Wirbeln, um sie zu spannen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Julie, nachdem sie das Rad gegen einen Baum gelehnt und abgesperrt hatte.
»Verwirrt.« Wobei das noch milde ausgedrückt war. In seinem Inneren tobte das Chaos, aber das wollte er ihr nicht zeigen. Sie sollte Spaß haben, genau wie Emma gesagt hatte.
Aufmunternd lächelte sie ihn an. »Vielleicht lenkt dich die Party ab. Du wirst bestimmt viele Leute kennenlernen.«
»Hm.« Er folgte ihr gedankenverloren durch den Wald, während er weiterhin die Gitarre stimmte. Langsam ging es auf Abend zu, die Hitze des Tages erschien zwischen den Bäumen nicht so drückend, und Nick entspannte sich zunehmend.
Als sie auf eine Lichtung traten, erkannte er einen kleinen Teich, um den sich zahlreiche Jugendliche versammelt hatten, teils auf Decken, teils auf Klappstühlen sitzend.
»Wow, die halbe Schule ist da.« Julie winkte einem rothaarigen Jungen in einer karierten Hose, der grinsend auf sie zukam. Die kurzen Haare standen wie Stacheln in alle Richtungen, und Sommersprossen zierten sein Gesicht. »Das ist Martin.«
Ja, das hatte er sich gedacht. »Wieso sind keine Spaziergänger hier?« Er wunderte sich, dass sie keinem Erwachsenen begegnet waren.
»So tief in den Wald verirren sich nicht viele Leute, die sind eher am See zu finden, daher ist das hier unser Treffpunkt.«
Musik dröhnte aus einem Radio, klopfende Beats, verzerrte Stimmen und hohe Töne, die sein Herz aus dem Takt brachten. Diese neumodischen Songs gefielen ihm nicht wirklich.
»Hi, Jul, wen hast du mitgebracht?« Martin umarmte sie kurz und verteilte ein Küsschen auf jede ihrer Wangen.
Musste das sein? Nick dachte, die beiden wären nur Freunde, aber anscheinend standen sie sich sehr nahe.
Lächelnd löste sie sich von dem Rotschopf. »Das ist Nick. Er kommt aus New York, geht aber ab
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