Nick aus der Flasche
Fußboden haben wir Bleiplatten gefunden. Sein Keller war perfekt isoliert, sein Haus zusätzlich magisch versiegelt. Häusliche Schutzzauber sind bei uns nichts Besonderes, daher ist das nicht weiter aufgefallen.«
»War Solomon sehr mächtig?« Oh Gott, wenn er daran dachte, dass dieser Mann jahrelang in ihrer Nachbarschaft gelebt hatte …
Ginger zuckte mit den Schultern. »Über ihn ist nicht viel bekannt. Zumindest hatte er eine verdammt seltene Gabe. Ich kenne sonst keinen, der es schafft, Menschen in Dschinns zu verwandeln.«
»Reicht da nicht einfach der richtige Spruch?«
»Nicht ganz, das wäre zu einfach. Man braucht eine gewisse Veranlagung, um zu zaubern, bestimmte Gene. Trotzdem muss der Spruch korrekt sein, aber um den perfekten Zauber zu finden, sind oft einige Versuche nötig, was immer mit Gefahren verbunden ist. Vermutlich hat es mehr als ein Menschenleben gekostet, bis Solomon die perfekten Zutaten und den richtigen Spruch gefunden hatte.«
Connor atmete tief durch. »Können wir denn gerade gar nichts tun? Immerhin haben wir Nicks Flasche. Können wir ihn nicht einfach in die Flasche befehlen? Ich habe das bei Julie gesehen. Nick könnte sie dann retten.«
»Glaub mir, wenn die Lösung so einfach wäre, hättest du deine Schwester bereits wieder. Nur der Herr über den Dschinn kann ihm Befehle erteilen.«
»Aber ich hab doch die Flasche, bin ich somit nicht automatisch der Besitzer des Dschinns?«
»Nur im Fernsehen.«
Connor hatte noch so viele Fragen. »Was ist, wenn der Herr stirbt? Ist Nick dann frei?«
»Nein, danach gehört er dem Nächsten, der die Flasche findet. In diesem Fall uns.«
»Die anderen Dschinns gehören also euch.«
»Ja, bis wir sie befreit haben. Daher hoffen wir, Nick kann uns helfen. Wir können die Kinder nicht ewig einsperren.« Seufzend rutschte sie ein Stück nach unten und lehnte den Kopf gegen seine Schulter, sodass er einen direkten Blick in ihr tief ausgeschnittenes Oberteil werfen konnte. Im Tal zwischen ihren Brüsten lag wie zuvor der ovale Anhänger mit dem Einhorn.
»Gibt es auch Einhörner?«, entwich es ihm.
Ginger drehte den Kopf und sagte gegen seine Wange: »Angeblich sind sie ausgestorben.«
Ausgestorben … »Beschützt dich die Kette vor was?« Ihre Lippen lagen direkt vor ihm.
»Nein, ich finde sie einfach hübsch.«
Er hob seine Hand und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Ihre Welt war ihm fremd, aber eines wusste er: »Ich finde dich hübsch.« Oh Gott, hatte er das eben gesagt? Er war einfach nur peinlich!
Sofort ließ er die Hand fallen. »Tut mir leid, die Enge macht mir zu schaffen. Das … alles … macht mir zu schaffen.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Eine Frau hört gerne Komplimente.« Ihr Mund kam näher, ihre Lippen öffneten sich. Connor starrte auf das zarte Rosa, fühlte ihren Atem … und der Herzschlag klopfte ihm laut in den Ohren.
Plötzlich ertönte eine Lautsprecherdurchsage und Ginger wich zurück.
»Mrs. Lamont!« Es war Phil, der Kapitän. »Ich glaube, ich habe sie gefunden!«
***
»Habt ihr endlich eine Entscheidung gefällt?«, knurrte Cumberland und griff nach dem Bedienteil der Seilwinde. »Ich warte nicht …«
Auf einmal drang eine wilde Melodie an ihre Ohren. Nick erkannte sie sofort: Jemand rief auf Julies Handy an. Sie hatte es sich in die Rocktasche gesteckt.
»Was …« Mit düsterer Miene starrte Cumberland auf Julie. »Du hast ein Telefon dabei? Sie können dich orten!«
Sie schüttelte den Kopf, die Augen panisch aufgerissen. »Nein, das ist bestimmt nur Martin, der …« Als sie urplötzlich nach unten stürzte, stieß sie einen spitzen Schrei aus. Nick hörte, wie es platschte. Julie war ins Wasser gefallen!
»Was tun Sie?« Cumberland hatte auf den Knopf gedrückt. Nicks Herz raste, Flecken waberten vor seinem Blickfeld. Julie war gefesselt, sie würde ertrinken! »Holen Sie sie raus!«
Der Mistkerl machte keine Anstalten, sie zu retten. Im Gegenteil: Er murmelte einen Spruch, der das Seil durchtrennte. Julie war verloren.
Nein! Nick mobilisierte all seine Kräfte und robbte auf die Reling zu. Bitte, Julie durfte nicht sterben! Vor seinem geistigen Auge sah er sie unter Wasser mit ihren Fesseln kämpfen, wobei sie tiefer und tiefer im Meer versank, eingeschlossen von Kälte und Druck, allein mit ihrer unbändigen Angst. Er musste hinterher, musste sie herausholen! Egal, wie schwach er war, er würde es probieren oder bei dem Versuch mit ihr sterben.
Gerade, als
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