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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Davis
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abgehauen? War ihm etwas zugestoßen? Oder hatte er nur die Zeit vergessen? Immerhin trug er keine Uhr.
    Verdammt, langsam ging ihr der Müll aus und Mom schaute sie ohnehin schon so seltsam an.
    Um sich abzulenken, hatte Julie begonnen ihr Puppenhaus zu entstauben, alles feucht herauszuwischen und es neu einzurichten. Sie hatte sogar die kleine Schaumstoffmatratze des Bettes mit einem frischen Stofftaschentuch bezogen, die winzigen Bettbezüge im Waschbecken gewaschen und trocken geföhnt – doch Nick war immer noch nicht zurück.
    »Ich bin nicht sein Babysitter, verdammt«, murmelte sie, als sie zum gefühlten hundertsten Mal aus dem Fenster schaute. »Er ist alt genug.« Obwohl die Klimaanlage lief, hatte sie das Fenster angelehnt, in der Hoffnung, Nick würde hereingeflogen kommen oder es schaffen, an der Fassade hochzuklettern. Unsichtbar. Schließlich war er ein Flaschengeist, denen traute sie alles zu.
    Was, wenn er einfach nicht mehr wiederkommen wollte, weil er seine Freiheit genoss?
    So nicht, mein Lieber, du gehörst jetzt mir und hast dich an gewisse Regeln zu halten. Immerhin hab ich noch zwei Wünsche frei
, dachte sie und nahm die Flasche in die Hand. Der Verschluss war offen und baumelte an der daran befestigten Kette.
    Hm, ob er zurückkam, wenn sie an der Flasche rieb?
    Julie probierte es aus, doch nichts passierte. Einen Wunsch wollte sie aber auch nicht vergeuden.
    Mann, das fing ja schon gut zwischen ihnen an. »Nicolas Tate, du kommst sofort zurück, oder es gibt mächtig Ärger. Das ist ein Befehl!«
    Eine fast durchsichtige Rauchsäule schoss so plötzlich zum angelehnten Fenster herein, dass es aufflog. Vor Schreck wich Julie zurück, stieß mit den Kniekehlen an die Bettkante und plumpste mit dem Po auf die Matratze. Beinahe hätte sie die Flasche fallen lassen. Schnell stellte sie sie auf dem Nachttisch ab und schaute mit rasendem Herzen zu, wie sich die Rauchansammlung auf dem Fußboden verdichtete und in einen knienden Nick verwandelte.
    »Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, Herrin«, sagte er unterwürfig.
    Julie war so erleichtert, dass er wieder da war! »Wo bist du gewesen?«

    *

    Nick knirschte mit den Zähnen. Er wollte sie nicht anlügen. »Hab die Zeit vergessen.«
    Julie saß auf dem Bett und blickte mit aufgerissenen Augen zu ihm herab. Sein abruptes Auftauchen hatte sie wohl erschreckt. Es hatte ihn ja selbst überrascht, als es ihm auf einmal die Füße weggerissen hatte.
    Langsam entspannte sie sich, wobei ein Lächeln über ihre Lippen huschte. »Du hast dich verlaufen.«
    Dem Mädchen blieb auch nichts verborgen. Nick stieg die Hitze in den Kopf und er schaute rasch auf den Boden, damit Julie nicht bemerkte, wie er rot wurde. »Hier sieht jede Straße aus wie die andere«, murmelte er. »Ich hätte schon wieder zurückgefunden. Ich konnte immer spüren, in welcher Richtung sich meine Flasche befindet. Sie ist wie ein Magnet.« Das stimmte, nur war er schließlich so weit gelaufen, dass er es einfach nicht mehr rechtzeitig zurückgeschafft hatte. Er hatte sich an den fremden Dingen einfach nicht sattsehen können.
    »Und wie war dein Spaziergang so?«, wollte sie wissen.
    Nick erhob sich und starrte auf seine schmutzigen Füße. »Interessant. Ich kam mir vor wie in einer fremden Welt.« Von den seltsamen, teilweise flackernden Gestalten, denen er vor einem Bahnübergang begegnet war, erzählte er ihr nichts. Er wusste nicht, ob er sich diese teilweise durchscheinenden Leute eingebildet hat te .
    »Du kennst ja auch nur Solomons Wohnung.«
    »Nein, ich meine … die Autos! Ich weiß, dass ich immer einen Mustang wollte, doch als ich mir die Wagen da draußen angeschaut habe, sahen sie alle so anders aus! Viel … runder. Und ich habe keinen Mustang entdeckt oder einen Plymouth Barracuda.«
    »Barracuda? Noch nie gehört, aber Mustang sagt mir was. Das sind Oldtimer. Du kannst dich also an alte Autos erinnern, das ist doch ein Anfang!«
    Alte Autos? Die waren total modern! »Da gab es noch mehr Seltsames: Die Frisuren der Menschen, denen ich begegnete, und erst ihre Kleidung! So ganz anders als in meiner Erinnerung.«
    Interessiert beugte sich Julie vor. »Woran erinnerst du dich?«
    »An Miniröcke.«
    Sie hob die Brauen und schaute auf ihre Sporthose. »Miniröcke? So wie ich zuvor einen anhatte?«
    »Nein, die Röcke, an die ich mich erinnere, waren viel kürzer und bunter. Alles war bunt.« Nick räusperte sich. Es war ihm peinlich, dass er sich

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