Nick aus der Flasche
sagen, sich für ihr unmögliches Verhalten entschuldigen, aber nicht vor ihrem Bruder. Der würde nur wieder Fragen stellen.
Con war dabei, Nicks Bauch abzutasten. »Tut das weh?«
»Nein.«
»Dreh dich mal auf die Seite.«
Nick drehte sich in Julies Richtung, und Con schaute sich den Rücken an. »Hier ist auch alles in Ordnung, nur eine Narbe zu sehen. Erstaunlich.« Er runzelte die Stirn. »Woher sind die Striemen?«
»Solomon«, antworteten Julie und Nick gleichzeitig.
Connor keuchte schockiert auf, während sie sich über Nick beugte, um ebenfalls seinen Rücken zu betrachten. »Sie sind viel schwächer geworden, kaum noch da. Du solltest öfter eine Flaschenkur machen.« Wahrscheinlich hatte der alte Bastard ihn kurz vor seinem Tod noch mal geschlagen, so stark, wie die Striemen beim ersten Mal sichtbar gewesen waren.
Grinsend schüttelte Nick den Kopf. »Schönheit wird überbewertet.«
Julie streichelte ein Mal über sein Haar, wobei ihr Herz wild klopfte. »Ich bin so glücklich!«
»Ich klebe überall«, erwiderte er lächelnd.
»Connor hat frische Sachen für dich.« Sie wandte sich an ihren Bruder. »Hilfst du mir, ihn umzuziehen?«
»Das schaff ich allein.« Mühsam setzte sich Nick auf. »Bin nur ein bisschen schwach.«
»Kein Wunder, du hast eine Menge Blut verloren.« Con half Julie, ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen. Dann knöpfte Nick die Jeans auf.
»Ich hole einen Waschlappen.« Julie sprang auf, um die beiden allein zu lassen, und nahm das Shirt mit, um es im Badezimmermülleimer zu entsorgen. Ein nackter Dschinn in ihrem Bett war ihr eine Spur zu … Ja, was? Peinlich?
Vor ihrem Bruder auf alle Fälle.
*
Als sie mit dem feuchten Lappen zurückkam, trug Nick bereits die Jogginghose und Con deckte seine Beine zu.
Ihr Bruder erhob sich. »Ich hole dir Magnesium, das nimmst du ein. Außerdem musst du dich ausruhen und viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen«, erklärte er und ging Richtung Badezimmertür. »Bin gleich wieder da.«
Eine unangenehme Stille herrschte plötzlich im Raum, bis Nick sagte: »Dein Bruder ist echt nett«, und gähnend die Augen schloss. Unter seinem dichten Wimpernkranz lagen Schatten. Blass und müde wirkte er, doch er lebte – und das war das Wichtigste.
»Ja, seit gestern ist er unheimlich nett, sonst eher nervig.« Julie hockte sich auf die Matratze, strich mit dem warmen Lappen über sein Gesicht und fuhr am Hals abwärts bis zu der blutverkrusteten Stelle neben dem Bauchnabel. Behutsam rieb sie das Blut von der Haut und bewunderte heimlich Nicks Figur. Nun konnte sie ihn in aller Ruhe betrachten: die sanften Täler zwischen den Muskeln, die weiche Haut, die Spur dunkler Härchen, die von seinem Bauchnabel abwärts im Hosenbund verschwand.
Als sie zu ihm aufblickte, starrte er sie an, wobei seine Wangen Farbe bekommen hatten.
Schnell zog sie den Arm zurück. »Ich denke, du bist sauber.«
»Danke.« Seine Lider flatterten und fielen schließlich zu.
Kurz darauf kehrte Con zurück und stellte eine Flasche Wasser sowie eine Schachtel Magnesiumtabletten auf den Nachttisch. »Wie geht es ihm?«
»Ich glaube, er ist eingeschlafen«, sagte sie leise und zog die Decke über seinen Bauch.
Con senkte die Stimme. »Er kann nicht hier bleiben.«
Was? Jetzt war es wohl vorbei mit der Nettigkeit. »Er ist mein Flaschengeist! Außerdem wohnt er im Puppenhaus.«
Connor hob die Brauen und musterte Nick mit verschränkten Armen. »Er sieht aber nicht aus wie ein Flaschengeist. Was würden Linda und Dad denken, wenn sie ins Zimmer kämen? Bestimmt nicht, dass da ein Geist liegt.«
Julie schaute auf ihren schlafenden Dschinn.
Connor hatte recht. Ihre Eltern würden einen halbnackten jungen Mann erblicken. Sie wäre geliefert. »Er kann sich klein machen, dann braucht er auch fast nichts zum Essen. Bitte, Con!«
Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Sobald es ihm besser geht, muss er sich eine andere Unterkunft suchen. Vielleicht kann er bei Martin wohnen?«
Ja, das würde ihrem Kumpel gewiss gefallen.
»Er hat heute ohnehin schon zwei Mal angerufen.«
Julies Herz setzte einen Schlag aus. »Was? Hab ich gar nicht mitbekommen.«
»Du hast ja auch geschlafen. Er hat auf dem Festnetzanschluss angerufen.«
Sie ging zum Drehstuhl, auf dem ihre Umhängetasche lag, und zog ihr Smartphone heraus. Es ließ sich nicht einschalten. Der Akku war leer. Sofort hängte sie es ans Ladegerät. »Was wollte er denn?«
»Natürlich wissen, was mit
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