Nick aus der Flasche
– wofür er im Augenblick zu durcheinander war –, beugte sie sich über ihn. Ihr Haar streifte seine nackte Brust, ihr Duft stieg in seine Nase.
Nick atmete schwerer und drehte den Kopf weg. Er durfte sich nicht in sie verlieben. Er war ihr Dschinn! Es würde Komplikationen geben … Er dachte an die Mails, die wütende Herren an Solomon geschickt hatten.
Julie reichte ihm vom Nachttisch eine Tablette sowie die Wasserflasche. »Connor sagt, du brauchst Mineralstoffe.«
Dankend nahm er alles entgegen und schraubte die Flasche auf. »Dein Bruder ist gar nicht so schrecklich, wie ich anfangs dachte.« Über Connor zu reden, würde ihn von seinen verwirrenden Gedanken ablenken, in denen er sah, wie er Julie an sich zog, um sie zu küssen.
»Mich hat er auch überrascht.« Plötzlich verschwand ihr Lächeln und sie senkte den Blick. »Es tut mir leid, deine Gefühle verletzt zu haben.«
Hart klopfte der Puls an seinem Hals. »Wovon redest du?«
»Vom Kuss«, erwiderte sie kaum hörbar.
Natürlich hatte er ihn nicht vergessen, er hatte nur nicht daran denken wollen, damit seine Gefühle für Julie nicht noch mehr zunahmen. Warum fing sie genau jetzt damit an, wo er nichts anderes wollte, als sie zu küssen? »Ach das …« Er steckte sich die Tablette in den Mund und murmelte: »Vergessen wir das einfach.« Dann nahm er ein paar große Schlucke Wasser, genoss das frische Prickeln des kühlen Nasses und stellte die Flasche zurück.
»So schnell werde ich das nicht vergessen.« Sie lächelte verlegen und strich sich eine Strähne hinters Ohr. »Ich habe mich peinlich benommen. Du warst verletzt und durcheinander wegen Emma und ich habe …«
»Du hast unter Drogen gestanden«, unterbrach er sie schnell, bevor sie ins Detail gehen konnte. »Josh hat was in die Getränke getan.«
Ihre Brauen zogen sich zusammen. »Woher weißt du das?«
Warum schaute sie so skeptisch? Weil sie diesen Muskelprotz liebte?
Erneut stieg Wut in ihm hoch, als er daran dachte, wie dieser Mistkerl über sie geredet hatte. »Ich habe ihn belauscht.« Sollte er ihr sagen, was Josh von sich gegeben hatte? »Er wollte dich … gefügig machen.«
»Er ist … hat was?« Schnaubend schüttelte sie den Kopf, das Gesicht tomatenrot. »Ich war so dumm! Und ich wollte auch noch seine Eifersucht wecken … Und das alles nur, um nicht mehr mit dem Bus fahren zu müssen.«
»Bus?« Den Teil verstand er nicht, während die anderen Worte wie ein Messer in seine Seele geschnitten hatten. Wieso tat es so weh, dass Julie einen anderen Jungen bevorzugte? Er war doch bloß ihr Dschinn!
»Ich hasse den Schulbus. Es ist einfach ätzend, zwischen all den Kurzen zu sitzen. Früher durfte ich mit Josh mitfahren. Er hat ein eigenes Auto.«
Daher wehte der Wind. Nick würde ihr sofort ein Auto herbeizaubern, allein deshalb, weil sie bereits den zweiten Wunsch für ihn verbraucht hatte, doch wenn er an das Missgeschick mit den Schuhen dachte … Er müsste ein Spielzeugauto umwandeln. Das war ihm noch eine Spur zu groß, außerdem fühlte er sich für solche Zauber zu schwach. Aber es gab eine andere Möglichkeit, wie er Julie den Wunsch ohne Magie erfüllen konnte. Dazu musste er sich nur zurück in die Höhle des Löwen begeben.
Er erschauderte.
»Ich bin wirklich froh, dass die Flasche dich geheilt hat. Ich hatte meine Zweifel, weil ich immer wieder an die Striemen auf deinem Rücken denken musste.« Sie schluckte. »Hat er dich oft geschlagen?«
»Bloß ab und zu.« Nick wollte nur noch vergessen, was er bei Solomon erlebt hatte. »Er wirkte sehr nervös und war ständig schlecht gelaunt. Ich glaube, jemand wollte seine Geschäfte vereiteln. Die letzten Male, die er mich aus der Flasche ließ, musste ich ihm bloß noch helfen, die Dschinns zu verkaufen. Neue hat er nicht mehr gemacht, aber er hatte noch ein ganzes Regal voll.«
»Ich möchte zu gerne wissen, was das für eine Organisation war, die dem Wohltätigkeitsverein alles abgekauft hat.« Julie fuhr sich durchs Haar und schwang die Beine über das Bett. »Ich zieh mich mal an. Wir wollten doch Emma einen Brief schreiben, außerdem wird Martin irgendwann auf der Matte stehen. Er macht sich Sorgen um dich.«
Nick grinste. »Ich glaube, er steht auf mich.«
»Das glaube ich nicht nur, da bin ich mir sogar ziemlich sicher«, sagte sie schmunzelnd und verschwand im Badezimmer.
***
Leider erwies sich die Sache mit dem Brief als nicht lösbar. Sie überlegten hin und her, kamen allerdings immer
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