Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Davis
Vom Netzwerk:
Damit quetschte er sich an ihr und dem Wäschekorb in ihren Händen vorbei und lief die Treppen nach unten.

Kapitel 10 – Geister der Vergangenheit

    Nick wusste im ersten Moment nicht, wo er hingehen sollte, daher schlug er wahllos eine Richtung ein und marschierte die Ramona Avenue entlang. Fußgänger sah er keine, bloß einen Autofahrer und eine alte Frau, die ihren Vorgarten pflegte. In diesem Viertel schien kaum etwas los zu sein, wahrscheinlich hatte sich Julies Familie deshalb hier niedergelassen. Es war schön in dieser Gegend. Ruhig, grün und idyllisch.
    Als er an einem Mann vorbeikam, der an seinem Wagen herumschraubte, fiel ihm plötzlich ein, wie er sich bei Julie revanchieren konnte. Erst heute Vormittag hatte er noch daran gedacht, aber er war wegen des Kusses so aufgewühlt, dass er es fast vergessen hatte. Er würde ihr etwas schenken, das sie sich wirklich wünschte. Doch dazu musste er zurück an jenen Ort, vor dem er sich am meisten fürchtete: Solomons Haus.
    Daher machte er auf dem Absatz kehrt und lief in die andere Richtung. Automatisch hatte er sich zuvor entschieden, dem alten Ort des Grauens nicht zu nahe zu kommen, aber nun musste er ihn betreten.
    Nick bekam Schweißausbrüche und seine Knie zitterten, als er das heruntergekommene Haus erblickte. Eine hohe Hecke wucherte um das Grundstück, das nur durch ein verrostetes Gartentor betreten werden konnte.
    Erneut schaute sich Nick um. Niemand war in der Nähe, und da er zu aufgeregt war, um sich klein zu machen, nutzte er die Gunst der Stunde und öffnete das Türchen. Die verrosteten Angeln quietschten, und das Geräusch jagte ihm eiskalte Schauder über den Rücken, obwohl es ein warmer Tag war. Sein Herz klopfte so wild, dass er das harte Schlagen in den Ohren vernahm.
    Hastig schloss er die Tür hinter sich und kämpfte sich durch den verwilderten Garten auf die Rückseite des Hauses. Dank der hohen Hecke blieb er unentdeckt. Durch die Vordertür wollte er nicht einbrechen, da vorbeilaufende Passanten ihn entdecken könnten, allerdings gab es eine Hintertür.
    Müll versperrte ihm den Weg, alte Teppiche, haufenweise Bretter und Plastiksäcke. Außerdem standen Farbeimer und Leitern herum. Ob jemand das Haus gekauft hatte und es renovieren wollte? Nick hatte zumindest kein Verkaufsschild im Garten entdeckt.
    Vorsichtig und möglichst geräuschlos balancierte er über den Abfall zur Hintertür. Hoffentlich war niemand zu Hause. Noch mehr bangte Nick, dass bisher keiner den geheimen Hohlraum entdeckt hatte.
    Er legte die Hand an den Knauf und drehte ihn. Es war nicht verschlossen.
    Vorsichtig drückte er die Tür auf und lugte ins düstere Haus. Er vernahm keine Bewegung, hörte kein Geräusch. Wahrscheinlich wollte nicht mal eine Maus hier leben. Obwohl Solomon tot war und kein Möbelstück mehr in dem Haus stand, fühlte es sich an, als würde der Alte immer noch anwesend sein.
    Langsam gewöhnten sich Nicks Augen an die Dunkelheit, und er erkannte nichts als Dreck und Staub auf dem abgetretenen Holzboden.
    Er zögerte jedoch, das Haus zu betreten. So viele Jahre hatte er sich gewünscht von hier zu entkommen – er musste verrückt sein, diesen Ort wieder zu betreten. Was, wenn er nicht mehr herauskam?
    Er dachte an Solomons mächtigen Zauber, der ihn daran gehindert hatte, zu fliehen. Aber alle Zauberbanne mussten mit dem Tod des Hexers verschwunden sein.
    Nick atmete tief durch und setzte einen Fuß hinein.
Für Julie
, dachte er.
Ich tu das nur für sie.
    Der Holzboden knarzte unter seinen Schuhen, und dieses schaurige Geräusch verursachte ihm Gänsehaut. Die Tür ließ er lieber offen, um Sonnenlicht und Wärme hereinzulassen. Nick kam sich vor wie in einem Kühlhaus, so kalt war ihm plötzlich. Er warf einen hastigen Blick auf die Treppe, die in den Keller führte, aus Angst, Solomon könnte jeden Moment nach oben kommen.
    Quatsch, er ist tot!
    Mühsam setzte er ein Bein vors andere und steuerte auf den Kamin zu. Nicks Schritte hinterließen ein schauriges Echo an den kahlen Wänden und es hörte sich an, als würde ihn jemand verfolgen. Ständig schaute er sich um, aber natürlich war niemand hier. Trotzdem würde er sich beeilen.
    Er griff nach dem schweren Eisenrost im Boden des Kamins und legte ihn zur Seite. Mit bloßen Händen holte er vorsichtig Dreck und Asche aus dem Loch heraus, denn es rußte heftig und der Staub kitzelte in seiner Nase. Dort hatte Solomon alle Beweise verbrannt, die Kleidung der Kinder, ihre

Weitere Kostenlose Bücher