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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Kuhlmann
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Herzblatt«, sagte Ma und funkelte meinen Vater böse an. Sie starrten sich eine Weile an, dann seufzte Ma und schüttelte leicht den Kopf. » Das Ding kann einen Monat bleiben, und keinen Tag länger. Es heißt ja, einen Monat lang kann man alles überleben. Nach dreißig Tagen kann er dann zu Jean-Pierre nach Paris. Und versuch bloß nicht, mich rumzukriegen. Das ist meine endgültige Entscheidung. Ein Monat, und Nick ist weg.«
    » Wunderbar! Wunderbar!«, sagte Pa, und ich merkte gleich, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um Ma zu bequatschen, bevor der Monat um war. Wahrscheinlich würde er mich um Hilfe bitten und ich sollte Ma sagen, wie toll es sei, dass Nick bei uns war. Verdammt, vielleicht brachte mir Nick ganz viel Französisch bei. Gegen eine kleine Aufstockung meines Taschengelds war ich gern bereit, mitzumachen.
    » Excusez-moi«, meldete sich Nick zu Wort. » Aber ich möchte euch gerne mitteilen, dass ich für die Zeit, die ihr mir hierzubleiben erlaubt, ein tüchtiger, artiger Sohn sein werde.«
    Ma tat, als lächle sie ein bisschen in Nicks Richtung, blieb aber bei ihrem Entschluss.
    Mir tat Nick richtig leid. Erstens war er von der Frau, die er für seine Mutter hielt, verstoßen worden. Zweitens sollte er sich in einem Monat von uns verabschieden und musste nach Frankreich zurück. Und drittens würde er in einem Jahr höchstwahrscheinlich optimiert und umgebaut werden.
    Armer Nick.
    Ma stand auf, als wolle sie gleich gehen, wurde aber durch eine Frage meines Pas zurückgehalten. » Hast du bezüglich Nick irgendwelche konkreten Bedenken? Machst du dir Sorgen, dass er aufgrund einer Fehlfunktion Schaden anrichten könnte? Denn wenn dies deine Sorge wäre, könnte ich dir versichern, dass kein Anlass dazu besteht.«
    Mas Wut schien nachzulassen, machte aber rasch etwas viel Schlimmerem Platz: Traurigkeit. Sie zitterte am ganzen Körper.
    » Matthew, du kapierst es einfach nicht, stimmt’s?«, sagte sie, und es klang ein bisschen gehetzt. » Siehst du denn nicht, dass dieses Ding genauso aussieht wie…«
    Kurzer Einschub: Ich dachte, Ma wolle sagen, der Roboter sehe genauso aus wie ich, aber sie sagte etwas anderes. Moment, jetzt geht’s weiter…
    » Er sieht genau so aus, wie Lucien ausgesehen hätte…« Jetzt versagte Mas Stimme völlig. » Matthew, wie konntest du mir das antun?«
    Mist! Die Geschichte von Lucien ist die traurigste der Welt.
    Ma unterdrückte ein Schluchzen, rannte in ihr Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Aber drinnen schluchzte sie los– ich hörte es. Pa wirkte betroffen, und ich hätte mich am liebsten zu einem kleinen Knäuel zusammengeknüllt und wäre lange Zeit so geblieben. Nick? Er wirkte verwirrt, als fehle ihm in seinen Dateien eine wichtige Information.
    » Dateiordner werden gescannt… Dateiordner werden gescannt«, sagte der Roboter. » In meiner Familien-Datenbank ist niemand, der Lucien heißt. Es werden weitere Dateiordner gescannt… Ist Maman fassungslos wegen Lucien Bonaparte, dem jüngeren Bruder von Napoleon Bonaparte?«
    Ach nein, Nick, das war es nicht. Aber Pa und ich fanden einfach keine Worte, Nick von Lucien zu erzählen. Unserem Lucien.

13.
    Warnung: Was jetzt kommt, ist echt traurig. Und ich kann es durch nichts fröhlicher machen. Sorry.
    Okay. Dann mal los.
    Wenn immer alles so gehen würde, wie es soll, dann hätte ich einen älteren Bruder namens Lucien. Er wäre jetzt fast vierzehn. Er würde mich wahrscheinlich ärgern, mich im Schlaf erschrecken, all der Quatsch, den Brüder halt so machen. Und ich fände es toll, würde aber so tun, als fände ich es scheiße, und würde es ihm bei jeder Gelegenheit heimzahlen.
    Lucien– Ma hat diesen Namen ausgesucht– kam in Frankreich zur Welt, zehn Monate, nachdem meine Eltern dort geheiratet hatten. Er wurde viel zu früh geboren und war innerlich total verkorkst. Erst konnte er eine Weile gar nicht selber atmen, und eine Maschine musste das für ihn übernehmen. Manche seiner inneren Organe funktionierten nicht richtig, deshalb verbrachte das arme Baby mehr Zeit im Krankenhaus als in der kleinen Wohnung meiner Eltern in Paris.
    Ma und Pa versuchten alles, um Lucien zu retten, und schleppten ihn von einem Arzt zum anderen. Aber da war nicht viel zu machen, man konnte ihm höchstens Schmerzmittel geben. Dabei war sich meine Ma nicht mal sicher, ob Lucien überhaupt Schmerzmittel brauchte. Obwohl er völlig am Ende war, sagte Ma, sei Lucien fast immer ein fröhliches

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