Nick Perfect – Bruder per Post
auf dem Schulgelände befänden, und natürlich auch außerhalb des Schulgeländes.
Ich nickte immer nur, damit es schneller ging, und verstand zum ersten Mal wirklich, was das Wort Demütigung bedeutet.
Und dann meinte Rektor J, aufEsstische zu steigen sei ein » Hygiene- und Sicherheitsproblem«, und wenn das noch mal passierte, bleibe ihm nichts anderes übrig, als meine Eltern zu informieren und mich nachsitzen lassen. Da ich zu den Kids gehörte, die am liebsten glatt und ohne Nachsitzen durch die Mittel- und Oberstufe kommen wollten, versprach ich hoch und heilig, nie mehr in meinem Leben auf einen Tisch zu steigen und zu sagen, dass ich ein Mädchen liebte. Ich legte sogar die Hand aufs Herz.
» Sehr gut.« Er nickte und beugte sich ein wenig vor. Ich ahnte, was jetzt kam. » Und wie geht’s Nick?«, fragte er. Hey, Treffer. » Er fehlt uns hier. Nick ist wirklich ein außergewöhnliches Kind.«
Ja, stimmt. So außergewöhnlich, dass er mit Garantieschein geliefert wird!
» Er kommt nächste Woche wieder«, versicherte ich. » Er braucht nur noch ein paar Software-Updates.« Mist! War ich bescheuert?
Doch Rektor J lachte nur und schwenkte den Arm. » Ihr Kids und euer Computer-Jargon! Als ich in deinem Alter war, waren die PC s so groß wie dieses Büro hier und wurden durch Lochkarten programmiert. Ach, das waren noch Zeiten.«
Er lehnte sich zurück und schien sich sentimentalen Erinnerungen hinzugeben. Ich nahm es als Signal, dass ich gehen konnte.
Auf dem Weg zur Mathestunde hielt ich die Augen offen nach falschen Hausmeistern, zappligen Wachleuten, holografischen Pausenaufsehern und so weiter. Nichts. Konnte es sein, dass die Spione ihre Mission beendet hatten, was auch immer das für eine gewesen war? Keine Ahnung, aber ich hoffte es.
Die sich herausstellte… Aber davon später.
39.
Halloween ist wahrscheinlich mein liebstes Fest. Man darf sich als Superman, Filmfigur oder Werwolf verkleiden, abends mit seinen Freunden rumlaufen, und wird zwei Stunden lang buchstäblich mit Süßigkeiten überschüttet. Perfekt! Schade, dass es nur einmal im Jahr stattfindet.
Dies war Nicks erstes Halloween– klar! Nick konnte zwar mit Süßigkeiten nichts anfangen, aber Pa fand, es wäre gut, wenn wir ihn auf unsere Süßes-oder-Saures-Tour mitnehmen würden, damit er sich wie ein ganz normaler Junge fühlen konnte. Nick hatte sich immer noch nicht vollständig erholt; Pa meinte, er würde vielleicht nie mehr ganz so wie früher, aber zumindest wirkte er schon viel weniger roboterhaft.
Trotzdem wollte Nick, bevor er bereit war, uns zu begleiten, über die Logik von Halloween diskutieren. » Pardonne-moi, Ben«, sagte er. Ich verstehe zwar, dass Kinder es lustig finden, Kostüme anzuziehen und Süßigkeiten von ihren Nachbarn zu erhalten. Aber ich begreife die Motivation der Erwachsenen nicht. Warum geben sie den Kindern Schokoriegel, ohne etwas dafür zu verlangen? Wenigstens eine kleine Gebühr zur Deckung ihrer Unkosten wäre doch angemessen.«
» Weil es Tradition ist?«, sagte ich, aber das nahm mir Nick nicht ab.
» Weil es Spaß macht, Kindern Süßigkeiten zu schenken?«, schlug ich vor, aber Nick schüttelte erneut den Kopf.
» Komm doch einfach mit und hilf uns herauszufinden, was ihre Motivation ist«, sagte ich.
» Wenn meine Forschung möglicherweise zu einem tieferen Verständnis dieses merkwürdigen sozialen Phänomens führt, nehme ich sehr gerne daran teil«, antwortete Nick.
Tja, mein Bruder war immer noch ein bisschen seltsam.
•••
Ich ging dieses Jahr als Oger. So ähnlich wie Shrek, nur mit fieserem Aussehen und ohne die komischen Hörner.
Mein Kostüm war ganz einfach. Ich brauchte nur eine Augenklappe und eine Pelzweste, die ich im Secondhandladen fand. Und dann schmierte ich mir bunte Farbe ins Gesicht und auf die Arme. Ma machte natürlich ein paar Fotos von mir.
» Sag cheese«, sagte Ma hinter der Kamera hervor. Aber ich sagte lieber Eule. Das passte eher zu einem Oger. Ein echter Oger aß vermutlich keinen Käse. Aber Eulen vielleicht schon.
Hey, Dennis war als Pirat verkleidet. So wie letztes Jahr, und das Jahr davor, und das Jahr davor…
Obwohl ich Nick anbot, ihm meine eiserne Maske von letztem Jahr zu leihen, beschloss er, sich als Napoleon Bonaparte zu verkleiden, » eine höchst einflussreiche Person in der Geschichte meines geliebten Frankreich«. Seines geliebten Frankreich? Dort hatte man ihn gebaut! Aber er lebte im guten alten Amerika.
Ein
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