Nick Perfect – Bruder per Post
Mund hältst? Spuck’s aus, Banani.«
» Ganz einfach, Ben«, sagte sie mit einem Lächeln, das ich nicht anders als finster nennen konnte, » ich will, dass wir ausgehen. Uns treffen. Du weißt schon, Freund und Freundin.«
» Das darf ich leider erst, wenn ich achtzehn Jahre alt bin«, sagte ich und tat, als sei ich deprimiert. Dabei war ich nicht mal sicher, ob das überhaupt stimmte. Ich hatte mit Ma und Pa noch nie über dieses Thema gesprochen, aber achtzehn klang okay. » Du musst mich um was anderes bitten.«
» Verdammt!«, sagte sie stirnrunzelnd und dachte nach. Es fiel gar nicht so leicht, Annie Banani beim Denken zu beobachten. Ich machte mir immer Sorgen um ihr winziges Hirn.
Das Läuten der Schulklingel rettete mich. Ich schlüpfte in mein Klassenzimmer, und Annie eilte zu ihrem. Puh!
•••
Dennis und ich saßen beim Mittagesssen und redeten über das Rätsel der Nasenpopel– wie genau sie geformt sind und warum sie verschiedene Farben haben und so an den Fingern kleben–, als Annie vorbeikam und sich neben mich setzte.
» Zickenalarm!«, warnte Dennis, eine Million Lichtjahre zu spät.
Bringen wir’s hinter uns, dachte ich. » Also, was willst du?«, fragte ich Annie.
Sie kicherte. » Ich will, dass du auf den Tisch steigst und rufst: Ich bin total in die wunderschöne Annie Bonano verknallt!«
Sonst noch was? Dennis lachte so fürchterlich, dass ihm der Rotz aus der Nase lief.
» Wie wär’s, wenn du mich mit einer Gabel in den Arm stechen würdest?«, schlug ich vor. Manchmal ist eine Fleischwunde das kleinere von zwei Übeln.
» Nö«, sagte sie. » Sag, dass du in mich verliebt bist, dann behalte ich das Geheimnis für mich. Na los! Ich warte.«
Mannomannomann.
In der Hoffnung, dass es nicht ganz so entsetzlich werden würde, wie es ganz sicher vermutlich war, legte ich meine Gabel hin, kletterte auf den Tisch und stellte mich hin. Ich hoffte, dass mich niemand bemerken würde, denn eben hatten noch alle durcheinandergequasselt, aber ihr werdet’s nicht glauben: Jetzt war es in der Schulmensa mucksmäuschenstill, und alle starrten mich an. Schluck.
» Äh, hey«, sagte ich und machte eine Pause, um Dennis oder einem Erdbeben oder (falls es sich hier um eine miserable Folge von Star Trek handelte) einem Riss im Raum-Zeit-Kontinuum die Chance zu geben, mich noch aufzuhalten.
Klappte aber leider nicht.
» Hört mal zu, Leute«, fuhr ich mit normaler Stimme fort.
» Nicht so leise!«, zischte Annie, also drehte ich die Lautstärke hoch.
» Ich bin total in die wunderschöne Annie Bonano verknallt!« Ich schrie es fast und konnte nicht glauben, dass diese Worte wirklich aus meinem Mund gekommen waren. Ich hatte gerade meine Liebe zu einer Teufelin gestanden. Voll bescheuert!
» Hurra!«, rief Annie und klatschte wie eine Irre.
Als ich mich wieder setzte, küsste sie mich auf die Wange. Igitt!!!! Ich wischte mir das Gesicht ab und warf ihr einen bitterbösen Blick zu. » Wir haben jetzt eine Abmachung«, erinnerte ich sie. Sie lächelte glücklich, sprang auf und rannte zu ihrem Tisch zurück. Die anderen Kids aßen und schwatzten schon weiter. Wahrscheinlich hatten sie eine tollere Ankündigung erwartet, zum Beispiel, dass die Vereinten Nationen uns für den Rest des Tages freigegeben hätten. Alle dürften nach Hause!
» Was war das denn? Völlig verrückt!«, sagte Dennis und schüttelte sich den Pony aus dem Gesicht. » Ich hatte ja keine Ahnung, dass du Annie magst. Alter Finne! Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich bin doch dein bester Freund!«
Hab ich schon erwähnt, dass Dennis nicht gerade der Schlauste ist?
» Ich war kurz verknallt«, sagte ich. » Ist aber schon wieder vorbei.«
•••
Bevor ich es in die Mathestunde schaffte, zog mich Rektor Jackson in sein Büro. Wahrscheinlich, weil man nicht auf den Esstisch steigen durfte. Wer mich wohl verpetzt hatte? Vielleicht diese eine Bedienung, die sauer war, weil ich sie fragte, ob’s in der Küche noch Schokopudding gebe, nachdem vorn in der Vitrine keiner mehr stand. Sie ging übrigens nicht in die Küche. Aber, hey, ich wusste doch genau, dass dort irgendwo noch tonnenweise Pudding rumstand! Kaum saßen wir, fing Rektor J an loszuschwafeln– von der » Achterbahnfahrt« der Pubertät, und davon, dass » die wilden Hormone« schon viele junge Männer zu » völlig unberechenbarem Verhalten« getrieben hätten, und dass wir unbedingt » unsere Leidenschaften bezähmen müssten«, solange wir uns
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