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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Kuhlmann
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Napoleonkostüm kann man nicht einfach im Kaufhaus besorgen, deshalb musste Pa extra zu einem Kostümverleih in Brooklyn fahren, um das richtige Outfit für Nick zu finden. Ich fand das irgendwie nicht fair. Für mich besorgten Ma und Pa nie extra ein Kostüm. Allerdings hatte ich sie auch noch nie darum gebeten.
    Nick sah verkleidet echt gut aus, vor allem mit dem lustigen Hut und dem Spielzeugschwert. Okay, vielleicht war ich ein winziges bisschen neidisch, dass mir das Napoleonkostüm nicht zuerst eingefallen war. Ich war nur ein doofer Oger, wahrscheinlich einer von tausend Ogern, die an diesem Abend durch die Straßen und Apartmentgebäude von New York City zogen.
    Nachdem wir für ein weiteres Foto posiert hatten, wollten Dennis, Nick und ich endlich losziehen, um kiloweise Süßigkeiten einzusammeln… da klopfte es plötzlich laut an der Tür. Mist! Ich seufzte superunglücklich, bevor ich öffnen ging: Vor der Tür stand Annie Banani in einem pinkfarbenen Feenkostüm voller Glitzer- und Flitterzeug. Sie hielt auch einen silbernen Zauberstab in der Hand. Die war und bleibt ein… Mädche n !
    » Ihr habt doch nicht ernsthaft vorgehabt, ohne mich loszuziehen, Ben?«, sagte sie lächelnd mit strahlendem Gebiss, als wären ihre Zähne superteure Diamanten. Dann starrte sie Nick an, als halte sie Ausschau nach freiliegenden Kabeln oder einer Frankenstein-Nackenschraube. Ich fand es schrecklich, dass sie Bescheid wusste. Es war, als hätte sie alle Trümpfe in der Hand.
    Ich drehte mich nach Pa um. Sein leichtes Nicken signalisierte mir, dass Annie mitkommen durfte und jeder Protest zwecklos war. Also protestierte ich erst gar nicht. Ich brauchte jetzt sowieso meine ganze Energie dafür, massenhaft Süßigkeiten in mich reinzustopfen.
    •••
    In Manhattan läuten die Kids auf ihrer Süßes-oder-Saures-Tour meistens nur in den Häusern, in denen sie wohnen. Da unser Haus zwölf Stockwerke hat und Ma und Pa nicht so viele Treppen steigen wollen, lautete die Regel, dass ich mir für die Bitte um Süßigkeiten entweder die Stockwerke mit den geraden oder mit den ungeraden Zahlen aussuchen konnte. Ich wählte zur Abwechslung mal die ungeraden, denn letztes Jahr waren es, glaube ich, die geraden gewesen.
    Wir begannen also unsere offizielle Süßes-oder-Saures-Runde und kamen im ersten Stock an ein paar Kindern vorbei, die als Hexen und Gespenster verkleidet waren. Ma und Pa schlenderten hinter uns her. Sie turtelten miteinander, hielten Händchen und warfen sich verliebte Blicke zu. Das gehört zu den Dingen, die eher cool als eklig sind, aber teils doch immer noch eklig.
    Als Erstes gingen wir zu Mr Dewey. Das ist einer dieser Nachbarn, denen man dauernd über den Weg läuft, aber ohne mit ihnen zu reden. Obwohl ich hier im Haus aufgewachsen bin, hab ich all die Jahre gerade mal zehn Worte mit ihm gewechselt.
    Annie klopfte an die Tür, und wir warteten. Kaum hatte Mr Dewey geöffnet, sagte Nick: » Bonjour, lieber Herr Nachbar! Mein Bruder, seine Freunde und ich haben uns hier eingefunden, um das hochkomplexe jährliche Ritual namens Halloween besser verstehen zu lernen, insbesondere die Erfahrung dessen, was Süßes-oder-Saures genannt wird. Wären Sie bitte so freundlich, unsere Forschungsarbeit dahingehend zu unterstützen, dass Sie uns allerlei süße Snacks zukommen lassen, ohne ein Entgelt von uns zu verlangen?«
    Stumm starrte Mr Dewey uns an– Annie, Dennis und mich.
    » Süßes oder Saures!«, riefen wir. Sichtlich erleichtert griff Mr Dewey nach einer Schüssel mit Mini-Schokoriegeln und hielt sie zur Tür hinaus. Wir griffen alle vier eifrig zu. Die ungeschriebene Regel lautete zwar ein Riegel pro Kind, aber wenn mehrere reinfassten und man schnell genug war, ergatterte man manchmal zwei oder sogar drei Riegel. Ich schnappte mir also zwei Riegel und wurde nicht verhaftet. Sieg!
    Mr Dewey machte die Tür zu.
    » Es war sehr anregend, einen kalorienreichen Imbiss gereicht zu bekommen, ohne die Notwendigkeit, dafür einen Obolus entrichten zu müssen«, meinte Nick, als wir zur nächsten Wohnung schlurften.« Kehren wir später noch einmal hierher zurück? Ich würde dem Herrn gern ein paar Forschungsfragen stellen, zu seinen Erfahrungen und Empfindungen bezüglich Halloween.«
    » Äh, klar«, sagte ich. » Oder vielleicht wäre nächste Woche besser. Dann hast du auch Zeit, dir Notizen zu machen.« Das schien Nick zufriedenzustellen.
    Das nächste Apartment gehörte einer Frau namens Old Lady Ireland.

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