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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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rufen Sie die Leute an, fragen Sie die Leute.«
    Eine Männerstimme meldete sich.
    »James, hier ist Nick. Ich habe eben die Chance bekommen, Freunde in den Staaten zu besuchen. Das kann ein bis zwei Wochen dauern. Sollte es länger dauern, rufe ich wieder an.«
    »Klar«, sagte James nur. »Bei den Wilmots nebenan ist vor zwei Tagen eingebrochen worden, und wir fahren über Ostern zu Bob nach Dorset.«
    Solche Dinge mußte ich wissen, denn ich hätte sie gewußt, wenn ich ständig dort gelebt hätte. Die Familie schickte sogar jede Woche ihr Lokalblatt an meine Londoner Deckadresse.
    »Also bis dann, Kumpel. Falls du deinen Sohn am Wochenende siehst, kannst du ihm bestellen, daß er mir noch einen Abend schuldig ist.«
    »Wird gemacht ... Schönen Urlaub.«
    Auf dem Tiefflug über die Irische See schlug ich den Schnellhefter auf und blätterte das Material durch. Diese Mühe hätte ich mir sparen können. Meine Auftraggeber wußten nur, daß die beiden Jungs Flugtickets nach Washington gekauft hatten, und wollten wissen, warum. Sie wollten wissen, wen die beiden trafen und was dabei besprochen wurde. Aus Erfahrung wußte ich, daß das nur schiefgehen konnte. Wie sollte ich die Kerle beschatten, selbst wenn sie sich ans Drehbuch hielten und wirklich nach Washington flogen? Sie waren zu zweit, ich war allein; um etwaigen Verfolgern das Leben schwerzumachen, würden die beiden sich irgendwann trennen. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Die Firma saß am längeren Hebel, das stand fest.
    Wie aus einem der Schriftstücke hervorging, schien wieder mal die Jahreszeit gekommen zu sein, in der alle guten PIRA-Spendensammler auf Dinnerpartys in Boston, New York und Washington unterwegs waren - sogar bis hinunter nach Tucson, Arizona, um irischamerikanische Sympathisanten abzukassieren, die in der Sonne im Ruhestand lebten. Die Beschlagnahmung von zehn Tonnen Waffen und Sprengstoff in einem Londoner Lagerhaus im September 1996 hatte anscheinend eine Finanzkrise ausgelöst. Die PIRA war zwar noch nicht zu ihrer Bank gegangen, um einen Überziehungskredit zu beantragen, aber die Zunahme ihrer legalen Sammeltätigkeit in Nordirland ließ darauf schließen, daß sie dringend Geld brauchte. Es gab allerdings auch diskretere Methoden, zusätzliche Mittel aufzutreiben. Bestimmt hatten meine neuen Freunde damit zu tun.
    Ansonsten war ich ziemlich ahnungslos, was diesen Job betraf. Ich besaß keine Informationen darüber, mit welcher Legende die Akteure reisten oder wohin sie in Washington oder Umgebung wollten. Ich wußte nur, wer sie waren und wie sie aussahen. Ich las, daß Michael Kerr im South Armagh Active Service Unit aktiv gewesen war. Er hatte an vier Granatwerferüberfällen auf Stützpunkte der Special Forces teilgenommen und Dutzende Male auf Sicherheitskräfte oder Protestanten geschossen. Einmal war er sogar verwundet worden, hatte aber in den Süden fliehen können. Ein harter Bursche.
    Das galt auch für Morgan McGear. Nachdem der einunddreißigjährige Maurer sich im Grenzgebiet von
    South Armagh als Schütze bewährt hatte, war er ins PIRA-Sicherheitsteam aufgestiegen. Dort hatte er den Auftrag, Spitzel aufzuspüren und zu verhören. Seine bevorzugte Verhörmethode war eine Bohrmaschine der Marke Black & Decker.
    2
    Da der Hubschrauberdienst von einer zivilen Tarnfirma betrieben wurde, verlief meine Ankunft in Shannon nicht anders, als wenn ich ein Pferdezüchter gewesen wäre, der auf seinem Gestüt in Tipperary nach dem Rechten sehen wollte, oder als Geschäftsmann aus London herübergekommen wäre, um meinen Aktenkoffer mit EU-Subventionen zu füllen. Ich ging übers Vorfeld, betrat das Abfertigungsgebäude, passierte die Zollkontrolle und folgte den Wegweisern zum Taxistand. Erst im letzten Augenblick bog ich ins Abfluggebäude ab.
    Am Aer-Lingus-Schalter holte ich mein auf den Namen Nick Stamford ausgestelltes Ticket nach Heathrow ab. Wählt man einen Decknamen, ist es immer ratsam, seinen Vornamen beizubehalten - so reagiert man ganz natürlich darauf. Vorteilhaft ist es auch, wenn der Nachname mit dem ersten Buchstaben des richtigen Namens beginnt, weil die Unterschrift dann flüssiger ausfällt. Ich hatte mich wegen der Schlacht bei Stamford Bridge für Stamford entschieden. Ich liebe mittelalterliche Geschichte.
    Ich ging sofort in eines der Geschäfte, um mir eine Reisetasche zu kaufen. Jeder Fluggast hat Handgepäck; ich wäre aufgefallen, wenn ich nur mit einer Coladose in der Hand an Bord gekommen

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