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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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großen Cappuccino in einer Ecke. Leider gab mir diese erzwungene Ruhepause nur Gelegenheit, darüber zu grübeln, ob ich irgendeinen Fehler gemacht hatte.
    Ein Sicherheitsbeamter kam an die Rezeption und sprach mit den Leuten hinter der Theke. Mein Herz begann zu jagen. Die Flugzeuge jenseits der wandhohen Fensterscheiben waren schon zum Greifen nahe. Man konnte sich fast einbilden, Kerosin zu riechen.
    Ich zwang mich dazu, Ruhe zu bewahren. Hätte die Polizei speziell nach uns gefahndet, hätte sie uns inzwischen längst aufgespürt. Aber in Wirklichkeit konnte noch soviel schiefgehen, daß eigentlich etwas schiefgehen mußte. Ich schwitzte noch immer stark. Meine Stirn war schweißnaß. Und ich fühlte mich schwach, ohne beurteilen zu können, ob das von den Tabletten oder meiner Nervosität kam.
    »Nick? Bin ich heute den ganzen Tag Louise oder nur gerade jetzt?«
    Ich gab vor, darüber nachzudenken. »Nein, den ganzen Tag. Du bist den ganzen Tag Louise Sandborn.«
    »Warum?«
    »Weil sie uns nicht nach England lassen, wenn wir keinen anderen Namen benutzen.«
    Sie nickte nachdenklich.
    »Soll ich dir noch was verraten?« fragte ich.
    »Was denn?«
    »Wenn ich dich Louise nenne, mußt du Daddy zu mir sagen. Aber nur für heute.«
    Ich wußte selbst nicht, welche Reaktion ich erwartet hatte, aber Kelly zuckte nur mit den Schultern. »Von mir aus«, sagte sie nonchalant. Aber sie hatte es wenigstens nicht abgelehnt, mich so zu nennen.
    Die nächsten Stunden waren nervenaufreibend, aber hier waren wir wenigstens gut aufgehoben. Hätte ich irgendwelche Herzprobleme gehabt, hätte mich vermutlich der Schlag getroffen, so hoch war mein Blutdruck. Jeder Schlag meines Herzens hämmerte dröhnend laut in meinen Ohren.
    Ich sagte mir immer wieder: Du bist jetzt hier, daran ist nichts mehr zu ändern, das mußt du einfach akzeptieren. Sieh bloß zu, daß du in den Scheißflieger kommst!
    Ich sah zu Kelly hinüber. »Na, alles in Ordnung, Louise?«
    »Alles bestens, Daddy«, versicherte sie mir lächelnd. Ich konnte nur hoffen, daß ihr dieses Lächeln erhalten blieb.
    Ich sah, wie die Frau an der Rezeption sich nach vorn beugte, um ins Mikrofon zu sprechen. Sie rief unseren Flug auf und versicherte uns, es sei ihr ein Vergnügen gewesen, uns als Gäste in der Lounge gehabt zu haben.
    Mit uns stand etwa ein Dutzend weiterer Gäste auf, falteten ihre Zeitungen zusammen und zogen die
    Reißverschlüsse ihres Bordgepäcks zu.
    Ich stand auf und reckte mich. »Louise?«
    »Ja?«
    »Auf nach England!«
    Wir strebten zum Ausgang: Vater und Tochter, Hand in Hand, unbefangen schwatzend. Meine Theorie war, daß keiner uns ansprechen würde, solange wir miteinander redeten.
    Vor uns in der Schlange standen vier oder fünf Leute, darunter ein Ehepaar mit kleinen Kindern. Die Pässe wurden von einem jungen Latino kontrolliert, der seinen Sicherheitsausweis an einer Kette um den Hals hängen hatte. Aber wir waren noch zu weit von ihm entfernt, als daß ich den Aufdruck hätte lesen können. Gehörte er zum Sicherheitsdienst des Flughafens oder der Fluggesellschaft?
    Zwei uniformierte Sicherheitsbeamte kamen dazu, stellten sich hinter ihn und unterhielten sich halblaut. Ihre Plauderei wirkte so ungezwungen, daß ihre Natürlichkeit wahrscheinlich gespielt war. Ich wischte mir mit einem Jackenärmel unauffällig den Schweiß von der Stirn.
    Die beiden Uniformierten waren bewaffnet. Jetzt machte der Schwarze einen Scherz, über den der Weiße lachte, während er sich umsah. Kelly und ich rückten in der Schlange vor.
    Ich hielt sie weiter wie ein besorgter Vater an der Hand. Der Laptop hing über meiner linken Schulter. Kelly hatte ihre beiden Teddybären unter dem Arm.
    Wir machten drei Schritte, warteten, rückten nochmals vor und standen vor dem Latino.
    Ich wollte ihm alles möglichst einfach machen und gab ihm lächelnd den Reisepaß und die Bordkarten. Ich war der Überzeugung, daß die Uniformierten mich musterten. Deshalb verfiel ich in den Boxermodus: Ich konzentrierte mich völlig auf den jungen Latino; alles andere blieb außerhalb - gedämpft, verzerrt, peripher. Ein Schweißtropfen lief mir über die Backe, und ich wußte, daß er ihn gesehen hatte. Ich wußte auch, daß er meine keuchenden Atemzüge hören konnte.
    Kelly stand halb rechts hinter mir. Ich lächelte ihr zu.
    »Sir?«
    Ich atmete, aufs Schlimmste gefaßt, aus und sah ihn an.
    »Nur den Paß, Sir.« Er gab mir die Bordkarten zurück. Als unerfahrener Flugreisender

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