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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Viertelstunde später hob unsere Maschine auf die Minute pünktlich von der Startbahn ab. Plötzlich störte es mich überhaupt nicht mehr, einem unbekannten Piloten ausgeliefert zu sein.
    36
    Wir hörten uns die heruntergeleierte Begrüßung des Captains an, der uns versicherte, wie wundervoll es sei, uns an Bord zu haben, und uns mitteilte, wann wir gefüttert werden würden. Meine Körperwärme schaffte es allmählich, mein durchgeschwitztes Hemd zu trocknen. Sogar meine Socken waren naßgeschwitzt. Ich sah zu Kelly hinüber. Sie machte ein trauriges Gesicht. Ich stieß sie mit dem Ellbogen an. »Was hast du?«
    »Ach, nichts weiter. Melissa fehlt mir, weißt du, und ich habe ihr nicht mal erzählt, daß ich nach England fliege.«
    Inzwischen wußte ich, wie ich damit umzugehen hatte. »Nun, du brauchst in bezug auf Melissa nur an schöne Dinge zu denken, dann bist du wieder froh.« Ich wartete auf ihre Antwort und wußte schon im voraus, was sie sagen würde.
    »Woran denkst du, damit du froh bist, wenn du dich an deinen besten Freund David erinnerst?«
    Kein Problem; darauf war ich vorbereitet. »Nun, vor ungefähr zwölf Jahren haben wir zusammengearbeitet, und David hat sein Haus renoviert und einen neuen Fußboden gebraucht.«
    Solche Gutenachtgeschichten mochte Kelly. Sie sah jedenfalls so aus, als würde sie an mich gelehnt bald einschlafen. Ich erzählte ihr, wie wir damals, als wir in Nordirland stationiert gewesen waren, in einem Stützpunkt der Security Forces den Fußboden eines Squash-Courts geklaut hatten. Wir waren um drei Uhr morgens mit Spaten, Hämmern und Meißeln angerückt, hatten die Bodenbretter in einen Kastenwagen geladen und waren damit nach Wales gefahren. Schließlich hatte Ihrer Majestät Regierung viel Zeit und Geld dafür aufgewendet, uns zu perfekten Einbrechern auszubilden.
    Warum sollten wir diese Fertigkeiten nicht zum eigenen Vorteil nutzen? Die folgenden drei Tage hatten wir damit verbracht, Küche und Diele seines Hauses in Breconshire gemeinsam mit dem schönen neuen Fußboden auszulegen.
    Ich blickte grinsend zu Kelly hinüber, um ihre Reaktion zu sehen, aber sie schlief bereits fest.
    Ich fing an, mir den Film anzusehen, aber ich wußte, daß ich einschlafen würde, sobald die Wirkung der Tabletten abklang und ich meinen Verstand daran hindern konnte, sich immer wieder mit derselben Frage zu beschäftigen.
    Daß es eine unheilige Allianz zwischen der PIRA und korrupten DEA-Mitarbeitern gab, stand fest - und Kevs Boß schien einer der Hauptakteure zu sein. Kev hatte von dieser Korruption gewußt, ohne schon die Namen der Beteiligten zu kennen. Und er hatte mit jemandem darüber reden wollen.
    Hatte Kev am Tag meiner Ankunft in Washington nichtsahnend seinen Boß angerufen, um ihn nach seiner Meinung zu fragen? Sehr unwahrscheinlich, denn er hatte bestimmt auf Kevs Liste der Verdächtigen gestanden. Viel wahrscheinlicher war, daß er mit jemandem außerhalb der DEA gesprochen hatte, der die Problematik erkennen würde und dessen Urteil Kev schätzte. Konnte das Luther gewesen sein? Kev hatte ihn gekannt, aber hatte er ihm auch vertraut? Schwierig zu beurteilen. Jedenfalls war Kev nach diesem Telefongespräch innerhalb von einer Stunde tot gewesen.
    Ein paar Stunden vor der Landung flammte die Kabinenbeleuchtung auf, und wir bekamen das Frühstück serviert. Ich stieß Kelly an, aber sie stöhnte nur und vergrub sich unter ihrer Decke. Ich rührte das Essen nicht an. Nachdem ich beinahe in Hochstimmung gewesen war, weil es uns gelungen war, an Bord dieses Flugzeugs zu kommen, war ich zutiefst deprimiert aufgewacht. Meine Laune war so finster wie der schwarze Kaffee vor mir. Es war verrückt gewesen, sich schon erleichtert zu fühlen. Wir waren noch längst nicht in Sicherheit; falls die anderen wußten, daß wir an Bord waren, würden sie natürlich seelenruhig abwarten, bis wir gelandet waren. Ich mußte damit rechnen, festgenommen zu werden, sobald ich die Maschine auf dem Vorfeld verließ.
    Auch wenn ich nicht verhaftet wurde, war noch die Einreisekontrolle zu passieren. Die Beamten, die unerwünschte Personen abweisen sollten, waren viel wacher und kritischer als ihre Kollegen, die der Form halber die Pässe von Ausreisenden kontrollierten. Sie sahen sich die Papiere wesentlich genauer an, achteten auf die Körpersprache der Ankommenden und lasen in ihrem Blick. Kelly und ich reisten mit einem gestohlenen Reisepaß. Daß wir damit auf dem Dulles International Airport

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