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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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grinste ich verlegen.
    Er blätterte in dem Reisepaß und kam zu Sandborns Paßphoto, das er rasch mit meinem Gesicht verglich.
    Jetzt bist du erledigt.
    Ich zeigte ihm, daß ich seine Gedanken erriet. »Männliche Wechseljahre«, behauptete ich grinsend und fuhr dabei mit einer Hand über mein kurzgeschorenes Haar. Meine Kopfhaut war schweißnaß. »Der Bruce- Willis-Look!«
    Der Scheißkerl verzog keine Miene. Er überlegte noch. Dann klappte er den Paß zu und hielt ihn mir wieder hin. »Angenehmen Flug, Sir.«
    Ich wollte mich mit einem Nicken bedanken, aber er wandte sich bereits den Leuten hinter uns zu.
    Wir gingen ein paar Schritte weiter zu den Girls von Virgin und gaben unsere Bordkarten ab. Die beiden
    Sicherheitsbeamten rührten sich nicht von der Stelle.
    Als wir die Verbindungsbrücke zum Flugzeug betraten, kam ich mir wie jemand vor, der durch bauchtiefes Wasser zu rennen versucht hat und nun plötzlich am Strand ist.
    Der Latino machte mir noch immer Sorgen. Ich mußte auf dem ganzen Weg in die Maschine an ihn denken. Erst als ich unsere Sitze gefunden, den Laptop im Gepäckabteil verstaut, mich hingesetzt und nach dem Bordmagazin gegriffen hatte, holte ich tief Luft und atmete ganz langsam aus. Aber das war kein Seufzer der Erleichterung, sondern ich wollte mein Blut nur mit Sauerstoff anreichern. Nein, der Scheißkerl war nicht zufrieden gewesen. Er hatte Verdacht geschöpft, aber er hatte mir keine Fragen gestellt, mich nicht einmal nach meinem Namen gefragt. Wir waren vielleicht am Strand, aber wir hatten noch längst keinen trockenen Boden unter den Füßen.
    Das Flugzeug füllte sich allmählich. Ich atmete tief weiter, um meinen Puls unter Kontrolle zu bekommen.
    Das Kabinenpersonal war ständig in der Maschine unterwegs. Ich rechnete jeden Augenblick damit, eine Stewardeß mit den beiden Sicherheitsbeamten im Schlepptau auf uns zukommen zu sehen. Hier gab es nur einen Eingang, nur einen Ausgang. Eine Flucht war unmöglich. Während ich mir verschiedene Szenarien durch den Kopf gehen ließ, mußte ich einfach akzeptieren, daß die Würfel gefallen waren. Ich war jetzt ein gewöhnlicher Fluggast und erlebte wieder das Gefühl, das ich in jeder Militär- oder Verkehrsmaschine hatte: Ich war anderen Menschen ausgeliefert, konnte mein Schicksal nicht in die eigenen Hände nehmen und fand diesen Zustand abscheulich.
    Noch immer kamen Leute an Bord. Ich hätte fast einen nervösen Lachanfall bekommen, als aus den Lautsprechern Gloria Gaynors Song »I Will Survive« kam. Ich sah zu Kelly hinüber und blinzelte ihr zu. Sie war damit beschäftigt, ihren Teddybären den Sitzgurt anzulegen.
    Einer der Stewards kam in Virgin-Uniform, noch nicht in Hemdsärmeln, den Gang entlang und machte bei unserer Reihe halt. Seiner Blickrichtung nach schien er zu kontrollieren, ob wir angeschnallt waren. Aber dafür war es wohl noch viel zu früh? Ich nickte ihm lächelnd zu. Er machte kehrt und verschwand in der Bordküche.
    Ich beobachtete den Eingang und fürchtete das Schlimmste. Eine Stewardeß streckte ihren Kopf aus der Küche und sah genau mich an. Kellys Teddybären waren plötzlich sehr interessant.
    Ich spürte ein Kribbeln im Nacken. Mein Magen verkrampfte sich. Als ich langsam den Kopf hob, war die Stewardeß verschwunden.
    Der Steward tauchte wieder auf - diesmal mit einer Tragetasche in der Hand. Er kam zu uns, blieb stehen und ging im Gang neben Kelly in die Hocke. »Hi!« sagte er.
    »Hallo!«
    Als er seine Hand in die Tragetasche steckte, wartete ich darauf, daß er einen Colt Kaliber 45 herausziehen würde. Ein guter Trick, mich glauben zu lassen, er gehöre zum Kabinenpersonal und habe eine Überraschung für
    Kelly.
    Aber er zog nur einen Nylonrucksack mit dem übergroßen Virgin-Logo und dem Aufdruck Kids With Altitude heraus. »Wir haben vergessen, dir einen von denen zu geben«, sagte er dabei. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.
    »Oh, vielen Dank!« Ich grinste wie ein Tollhäusler. Meine Augen waren durch die Gläser von Mrs. Sandborns Brille aufs Doppelte vergrößert. »Vielen herzlichen Dank!«
    Er gab sich große Mühe, mich anzusehen, als sei ich wirklich eine Art Halbidiot, und verschwand, nachdem er Kelly versprochen hatte, ihr gleich nach dem Start einen Orangensaft zu bringen.
    Ich sah mir gemeinsam mit ihr das Bordmagazin an und fragte sie: »Welchen Film willst du dir ansehen, Louise?«
    » Clueless«, antwortete sie grinsend.
    »Von mir aus«, sagte ich.
    Eine

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