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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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hatte ich Marsha genau vor mir. Ich mußte mich beherrschen, um nicht entsetzt aufzuschreien. Ihr Kleid hing glatt herunter, aber ihre Strumpfhose war zerfetzt, und ihr Slip war heruntergerissen. Aus etwa fünf Metern Entfernung sah ich eine Frau, die ich sehr gern gehabt, vielleicht sogar geliebt hatte, vor dem Bett knien, das mit ihrem Blut getränkt war. Und sie war auf die gleiche Weise ermordet worden wie Aida.
    Ich atmete mehrmals tief durch und fuhr mir mit dem linken Handrücken über die Augen. Ich wußte, daß ich noch zwei Räume zu kontrollieren hatte: ein weiteres Bad und den großen Anbau über der Garage. Ich durfte jetzt nicht aufgeben, weil ich sonst Gefahr lief, selbst umgelegt zu werden.
    Nachdem ich festgestellt hatte, daß in den anderen Räumen niemand war, hatte ich eine Pause nötig, und ich hockte mich auf die oberste Treppenstufe. Überall auf dem Teppich konnte ich meine blutigen Schuhabdrücke sehen.
    Ganz ruhig, reiß dich zusammen, denk nach.
    Was noch? Kelly. Wo zum Teufel war Kelly?
    Dann fiel mir das Versteck ein. Weil Kev durch seinen Beruf gefährdet war und schon mehrmals Morddrohungen erhalten hatte, wußten die beiden Mädchen, wo sie sich verstecken mußten, falls im Haus irgend etwas passierte.
    Dieser Gedanke brachte mich wieder zur Besinnung. War Kelly dort, war sie vorläufig sicher. Und es war besser, sie in ihrem Versteck zu lassen, während ich
    erledigte, was ich tun mußte.
    Ich stand auf und ging langsam die Treppe hinunter, wobei ich darauf achtete, meine Pistole schußbereit zu halten. Wo ich gesessen und mich an die Wand gelehnt hatte, waren Blutflecken zurückgeblieben. Ich wünschte mir fast, die Angreifer würden irgendwo auftauchen. Ich wollte die Scheißkerle sehen.
    Ich holte mir ein Wischtuch und einen Müllsack aus der Küche, lief durchs Haus und wischte alle Türknöpfe und sonstigen Flächen ab, an denen meine Fingerabdrücke zurückgeblieben sein könnten. Dann ging ich zur Verandatür und zog die Vorhänge zu. Ich wollte nicht, daß jemand fremde Fingerabdrücke entdeckte, bevor ich das Haus lange verlassen hatte und hoffentlich bereits im Flugzeug nach London saß.
    Zwischendurch sah ich zu Kev hinüber und merkte, daß ich mich wieder gefangen hatte. Er war jetzt nur eine Leiche.
    Ich ging nach oben, wusch mir im zweiten Bad das Blut von Gesicht und Händen und holte mir aus Kevs Kleiderschrank ein sauberes Hemd, eine Jeans und Sportschuhe. Seine Sachen paßten mir nicht besonders gut, aber sie würden fürs erste genügen müssen. Meine blutbefleckten Kleidungsstücke stopfte ich in den Müllsack, den ich mitgenommen hatte.
    5
    Kev hatte mir die »Räuberhöhle«, wie er das Versteck für
    die Mädchen scherzhaft genannt hatte, einmal gezeigt: Unter der auf den Dachboden über der Garage hinaufführenden Treppe befand sich ein winziger Raum. Falls Kev oder Marsha irgendwann das Wort »Disneyland!« riefen, wußten die Kinder, daß sie weglaufen und sich dort verstecken mußten - und daß sie erst wieder herauskommen durften, wenn Mummy oder Daddy sie holten.
    Ich sperrte die Verbindungstür zwischen Küche und Garage wieder auf. Als ich die Tür einen Spalt weit öffnete, sah ich rechts vor mir die Innenseite der geschlossenen Schwingtore. In der riesigen Garage hätten außer Kevs Dienstwagen leicht drei weitere Autos Platz gehabt. »Eigentlich Scheiße«, hatte Kev einmal gesagt, als wir über seinen Caprice Classic geredet hatten, »aller Luxus und technischer Fortschritt der späten Neunziger steckt in einem Wagen, der wie ein Kühlschrank aus den Sechzigern aussieht.«
    Die Fahrräder der Mädchen hingen an Wandhalterungen, und die freien Flächen waren teilweise mit allem möglichen Krempel zugestellt, der sich bei allen Familien in der Garage ansammelt. Ich konnte den roten Laserpunkt an der gegenüberliegenden Wand erkennen.
    Ich trat in die Garage und durchsuchte sie. Auch hier war niemand.
    Zuletzt stand ich wieder seitlich vor der Treppe. Obwohl Kelly vermutlich nur herauskam, wenn sie Mommys oder Daddys Stimme hörte, rief ich halblaut: »Kelly! Ich bin’s ... Nick! Hallo, Kelly, wo bist du?«
    Dabei hielt ich meine Pistole schußbereit, um auf jede Bedrohung reagieren zu können.
    Ich näherte mich langsam den großen Pappkartons, mit denen der Raum unter der Treppe verstellt war. »Na gut, wenn du nicht da bist, gehe ich wieder. Aber erst sehe ich mich noch mal um, und ich wette, daß du dich in deinem Disneyland versteckt hast. Ich

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