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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Drucker und Scanner standen neben dem Schreibtisch auf dem Fußboden, aber dort war schon immer ihr Platz gewesen.
    Ich ging wieder hinaus, um die Treppe zu begutachten. Sie konnte schwierig werden, denn sie führte zu einem Absatz auf halber Höhe hinauf, ging in entgegengesetzter Richtung weiter und erreichte dann den ersten Stock. Das bedeutete, daß ich eine Art Schlangenmensch spielen mußte, um heil dort hinaufzukommen. Weil ich meine Bewegungen nicht ankündigen wollte, schaltete ich vorher das Laservisier aus.
    Ich setzte einen Fuß auf die untere Stufe und begann meinen Aufstieg. Zum Glück war die Treppe mit einem dicken Läufer belegt, der alle Geräusche dämpfte. Trotzdem war ich bei jeder Stufe auf ein Knarren gefaßt, trat jeweils nur ganz innen auf und bewegte mich langsam und präzise.
    Sobald ich den Treppenabsatz in Augenhöhe hatte, richtete ich die Pistole nach oben, stützte mich mit der linken Hand an der Wand ab und stieg, rückwärtsgehend, Schritt für Schritt weiter.
    Auf jeder Stufe machte ich eine Pause, um zu horchen, bevor ich mich wieder bewegte.
    Ich war ganz allein und hatte nur dreizehn Schuß zur Verfügung - bestenfalls vierzehn, wenn zur Patrone in der Kammer ein volles Magazin im Griff kam. Die anderen Jungs konnten halbautomatische Waffen haben, vielleicht sogar Maschinenpistolen. Falls sie welche hatten und mir dort oben auflauerten, war ich erledigt.
    Die Waschmaschine tobte im letzten Schleudergang. Aus dem Küchenradio kam noch immer Softrock. Das waren die einzigen Geräusche.
    Mein Adrenalinspiegel mußte unglaublich hoch sein. Trotz der Klimaanlage war ich in Schweiß gebadet. Die salzige Flüssigkeit lief mir in die Augen; ich mußte sie mit der linken Hand nacheinander trockenwischen.
    Vor mir hatte ich das Kinderzimmer. Ich erinnerte mich an Kojenbetten und eine Pocahontas gewidmete Devotionaliensammlung: T-Shirts und Plakate,
    Bettwäsche und sogar eine Puppe, die irgendwas von Farben sang, wenn man auf eine Stelle zwischen ihren Schulterblättern drückte.
    Ich blieb stehen und machte mich auf das Schlimmste gefaßt.
    Dann griff ich nach dem Türknopf und begann das Kinderzimmer zu inspizieren. Nichts. Niemand.
    Heute war das Zimmer ausnahmsweise einmal aufgeräumt. Auf den Betten lagen Berge von Teddybären und Spielsachen. Pocahontas war offenbar noch immer die Favoritin, aber Toy Story hatte mächtig aufgeholt.
    Ich ging langsam wieder auf den Flur hinaus, den ich als neuen Raum behandelte, weil ich nicht wußte, was dort in der letzten Minute passiert sein mochte.
    Dann bewegte ich mich mit dem Rücken zur Wand und schußbereiter Pistole auf die nächste Schlafzimmertür zu, beobachtete nach allen Seiten und überlegte mir dabei ständig: Was ist, wenn? Was tust du, wenn sie vor dir in der Tür auftauchen? Was ist, wenn? ... Was ist, wenn?
    Als ich mich Kevs und Marshas Zimmer näherte, sah ich die Tür einen Spalt weit offenstehen. Dieser Spalt war jedoch zu schmal, um viel erkennen zu können. Ich stieß die Tür zögernd etwas weiter auf, schob mich um den Rahmen und konnte nun Marsha sehen. Sie war tot. Sie kniete vor dem Doppelbett, auf dem ihr Oberkörper mit ausgebreiteten Armen ruhte. Die Tagesdecke war mit Blut getränkt.
    Ich sank im Flur auf die Knie und spürte, daß ich im Begriff war, in einen Schockzustand zu verfallen. Mein Verstand weigerte sich, das Gesehene zu begreifen. Wieso war das dieser Familie zugestoßen? Warum war auch Marsha ermordet worden? Wer es auf Kev abgesehen hatte, hätte sich damit begnügen sollen, ihn umzulegen. Ich hätte am liebsten meine Pistole aus der Hand gelegt und wäre in Tränen ausgebrochen, aber ich wußte, daß die Kinder im Haus gewesen waren; sie konnten noch irgendwo sein.
    Ich riß mich zusammen, kam wieder auf die Beine und setzte mich in Bewegung. Ich betrat das Zimmer und zwang mich dazu, Marsha zu ignorieren.
    Der nächste Raum war das dazugehörige Bad. Ich schob mich durch die Tür, und was ich dort sah, gab mir den Rest. Ich stolperte rückwärts gegen die Wand, sackte langsam zusammen und blieb auf dem Fußboden sitzen.
    Aida lag zwischen Wanne und Klosett auf den Bodenfliesen. Irgend jemand hatte der Fünfjährigen fast den Kopf vom Rumpf getrennt. Ihr Hals war bis zu den Wirbeln durchgeschnitten, die den Kopf noch hielten.
    Überall war Blut. Ich bekam es aufs Hemd und an die Hände; ich saß in einer Lache, die meinen Hosenboden durchnäßte.
    Als ich mich abwandte und dabei ins Schlafzimmer sah,

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