Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Nächte.«
»Klar, für wie viele?«
»Zwei Erwachsene und ein Kind.«
»Klar, Augenblick.« Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger das Zimmerverzeichnis entlang.
Im Fernsehen liefen Nachrichten. Ich drehte mich um und sah sie mir an, aber der Mordfall Brown wurde mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht besaß er schon keinen Nachrichtenwert mehr. Ich hoffte es jedenfalls.
»Kann ich einen Abdruck von Ihrer Karte machen?«
Ich verzog das Gesicht. »Ah, da gibt’s ein kleines Problem. Wir machen hier Urlaub, wissen Sie, und man hat uns aus unserem Mietwagen die Koffer gestohlen. Wir sind schon bei der Polizei gewesen, und ich warte auf die Ersatzkarten, aber im Augenblick kann ich nur bar bezahlen. Ich weiß, daß Sie einen Abdruck von meiner Kreditkarte machen müßten, aber vielleicht könnte ich im voraus zahlen, und Sie stellen das Telefon in unserem Zimmer vorläufig ab?«
Die Blondine begann zu nicken, aber aus ihrem Gesichtsausdruck sprach noch immer nicht das richtige Mitgefühl.
»Wir sitzen wirklich in der Klemme.« Ich spielte den deprimierten ausländischen Touristen. »Wir müssen morgen zum britischen Konsulat fahren und die Sache mit unseren Reisepässen regeln.« Ich zog ein Bündel Dollarscheine aus der Tasche.
Es schien einige Zeit zu dauern, bis sie das alles begriff. »Tut mir echt leid, das zu hören.« Sie machte eine Pause, als warte sie darauf, daß in ihrem Gehirn weitere Chemikalien reagierten. »Augenblick, ich hole den Manager.«
Sie ging nach hinten ins Büro, und ich beobachtete, wie sie mit dem Glatzkopf am Schreibtisch sprach. Aus der Körpersprache der beiden schloß ich, daß er ihr Vater war. Ich fühlte, wie mir ein Schweißtropfen das Rückgrat entlang hinunterlief. Falls sie uns ein Zimmer verweigerten, waren wir vielleicht meilenweit vom nächsten Motel entfernt gestrandet und mußten uns ein Taxi bestellen, was bedeutete, daß wir leichter aufzuspüren waren.
Beeilt euch! Ich drehte mich um und warf einen Blick nach draußen, ohne Kelly jedoch sehen zu können. Scheiße, hoffentlich kam im nächsten Augenblick nicht Mr. Honest Citizen hereingestürmt und verlangte zu wissen, wer dieses arme kleine Mädchen draußen im Regen zurückgelassen hatte. Ich ging rasch zum Ausgang und streckte den Kopf ins Freie. Kelly stand ganz brav an der Stelle, die ich ihr gezeigt hatte.
Als ich an die Rezeption zurückkam, trat eben Dad aus seinem Büro. Die Blondine war am Telefon und nahm eine Zimmerbestellung entgegen.
»Ich habe nur nachgesehen, ob unser Wagen nicht die Durchfahrt blockiert.« Ich grinste freundlich.
»Wie ich höre, haben Sie ein Problem?« Dad lächelte freundlich, aber etwas vage. Ich wußte, daß er uns keine Schwierigkeiten machen würde.
»Ja«, seufzte ich, »wir sind bei der Polizei gewesen und haben die Kartengesellschaften angerufen. Jetzt müssen wir abwarten, bis die neuen Kreditkarten kommen. Bis dahin habe ich nur Bargeld. Ich bin gern bereit, für drei Tage im voraus zu zahlen.«
»Das ist kein Problem.«
Bestimmt nicht. Unsere kleine Bargeldtransaktion würde garantiert nicht in seinen Büchern auftauchen. Dad war vielleicht etwas schwer von Begriff, aber in Gelddingen offenbar hellwach.
Er lächelte. »Wir lassen Ihr Telefon eingeschaltet.«
Ich spielte den erleichterten Touristen, trug mich ein und bekam den Zimmerschlüssel. Dann stiegen Kelly und ich über die Außentreppe aus Stahlbeton in den ersten Stock hinauf.
Kelly zögerte vor der Zimmertür, sah zu mir auf und sagte: »Nick, ich möchte zu Mommy. Wann darf ich wieder heim?«
Scheiße, nicht schon wieder! Ich wünschte mir nichts mehr, als sie zu Mommy zurückbringen zu können. Damit hätte ich mir ein großes Problem vom Hals geschafft. »Bald, Kelly«, antwortete ich. »Ich hole uns gleich was zu essen, okay?«
»Okay.«
Ich legte mich aufs Bett und dachte über meine Prioritäten nach.
»Nick?«
»Ja?« Ich starrte die Zimmerdecke an.
»Darf ich fernsehen?«
Gott sei Dank!
Ich griff nach der Fernbedienung und suchte rasch die Kanäle ab, um sicherzustellen, daß sie keine Nachrichten erwischte, in denen wir vorkamen. Ich fand Nickelodeon und blieb dabei.
Ich war zu einem Entschluß gelangt. »Ich gehe jetzt los und kaufe uns etwas zu essen«, sagte ich, während ich an die einzige Option dachte, die mir noch offenstand. »Du bleibst inzwischen hier, okay? Ich hänge das Schild Bitte nicht stören draußen an die Tür, und du machst niemandem auf. Hast du verstanden?«
Sie
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