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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ihr. Sie drückte mich noch fester an sich.
    Ich zog ihren Hut zurecht. »So, jetzt hast du’s warm und gemütlich. Was hältst du davon, wenn wir losgehen und dir ein heißes Bad und etwas zu essen besorgen?«
    Ich trug die Tüten im linken Arm, und Kelly hielt sich an meinem Ärmel fest, als wir davongingen. Das war etwas umständlich, aber ich mußte die rechte Hand frei haben, um meine Pistole ziehen zu können.

Der Bus war ungefähr zur Hälfte mit Leuten besetzt, die volle Tragetüten bei sich hatten. Kelly hockte neben mir am Fenster. Ihr Samthut erwies sich als wirkungsvolle Verkleidung; er verbarg ihr daruntergestopftes Haar, und die breite Krempe verdeckte ihr Gesicht. Ich war mit mir zufrieden. Ich hatte sie vor Luther und seinen Spießgesellen gerettet. Ich hatte das Richtige getan.
    Wir waren unterwegs nach Alexandria, das meines Wissens südlich von Washington, aber noch innerhalb der Ringautobahn lag, und wir fuhren dorthin, weil Alexandria als Fahrtziel des ersten Busses, der an der Haltestelle vorbeigekommen war, angegeben gewesen war.
    Alle Fahrgäste waren mürrisch und naß, und die viele Feuchtigkeit schlug sich als Kondenswasser an den Busscheiben nieder. Ich lehnte mich über Kelly hinweg und wischte die Scheibe mit dem Ärmel ab, aber das half nicht viel. Ich sah wieder nach vorn, wo die Scheibenwischer mit Höchstgeschwindigkeit arbeiteten.
    Als erstes brauchten wir ein Hotel, und wir mußten innerhalb der nächsten ein bis zwei Stunden eines finden, denn je länger ich die Hotelsuche hinausschob, desto ungewöhnlicher würde sie wirken.
    »Nick?«
    Ich sah sie lieber nicht an, denn ich wußte genau, was sie fragen würde.
    »Ja?«
    »Warum sind diese Männer hinter dir her? Hast du
    etwas Unrechtes getan?«
    Ich spürte, wie sie mich hinter ihrem Hut musterte.
    »Ich weiß nicht mal, wer sie sind, Kelly. Ich habe keinen Schimmer.« Ohne den Blick von der
    Windschutzscheibe zu nehmen, fragte ich: »Bist du hungrig?«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich sie nicken.
    »Es dauert nicht mehr lange. Wohin willst du? McDonald’s? Wendy’s?«
    Sie nickte bei beiden, dann murmelte sie etwas Unverständliches. Ich starrte weiter angestrengt nach vorn. »Was?«
    »Micky D’s.«
    »Micky D’s?«
    »McDonald’s! Das weiß doch jeder!«
    »Ah. Okay, da gehen wir hin.«
    Ich hing wieder meinen Gedanken nach. Ab sofort konnte ich nur noch mit Bargeld bezahlen; ich mußte den schlimmsten Fall annehmen - daß wir durch meine Kreditkarte aufgespürt worden waren. Trotzdem würde ich London noch einmal anrufen. Tief in meinem Innersten vermutete ich, daß die Firma meine Personalakten inzwischen in den Reißwolf gesteckt hatte, aber was hatte ich schließlich zu verlieren?
    Wir fuhren an einem Motel vorbei, das Roadies Inn hieß. Es schien für uns geeignet zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, aber das spielte keine Rolle. Das konnte ich auch später noch herausfinden. Ich zeigte dem Fahrer an, daß wir an der nächsten Haltestelle aussteigen wollten.
    Als das Roadies Inn in den sechziger Jahren erbaut worden war, hatte es bestimmt luxuriös ausgesehen. Jetzt wirkte sogar der Rasen vor dem Gebäude ausgebleicht, und in der roten Leuchtschrift ZIMMER FREI flackerten die Buchstaben Z und R. Genau richtig für uns.
    Ich warf einen Blick durch die Fliegengittertür des Haupteingangs. Eine junge Frau Mitte Zwanzig saß rauchend an der Rezeption und hatte den Fernseher an der gegenüberliegenden Wand eingeschaltet. Ich konnte nur hoffen, daß wir nicht die Stars der Abendnachrichten gewesen waren. Im Büro hinter der Rezeption sah ich einen kahlköpfigen, übergewichtigen Mann, den ich auf Ende Fünfzig schätzte, an einem Schreibtisch sitzen und arbeiten.
    »Ich möchte, daß du hier wartest, Kelly.« Ich deutete auf die Außenwand des Motels, wo im ersten Stock quer über die Gebäudefront ein Balkon verlief.
    Das gefiel ihr nicht.
    »Ich brauche nicht lange«, sagte ich und näherte mich rückwärtsgehend dem Eingang. »Bleib einfach hier, ich bin gleich wieder da.« Jetzt hatte ich den Eingang erreicht. Ich zeigte auf sie, als sei sie ein junger Hund, den ich erziehen wollte. »Du bleibst hier, okay?«
    Die junge Frau an der Rezeption trug Jeans und ein TShirt. Sie hatte die blondesten Haare, die ich je gesehen hatte - bis auf die Wurzeln. Sie sah vom Fernseher weg zu mir herüber und fragte automatisch: »Hallo, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bräuchte ein Zimmer für drei oder vier

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