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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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und alles mögliche damit anstellen? Ich dachte, du würdest es auch mal versuchen wollen.«
    Kelly nahm meinen Vorschlag gleichmütig auf.
    »Welche Farbe würde dir denn gefallen - ein schönes Dunkelbraun?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Ich wollte das Ganze hinter mich bringen, bevor Kelly allzuviel von dem verstand, was wirklich vorging. Sobald sie ihren heißen Apfelkuchen aufgegessen hatte, führte ich sie ins Bad und ließ sie Bluse und Unterhemd ausziehen. Ich prüfte die Wassertemperatur, ließ Kelly sich über die Wanne beugen, machte rasch ihr Haar naß, frottierte es trocken und bürstete es aus. Dann versuchte ich mein Glück mit dem Haarschneider. Nach einiger Zeit merkte ich, daß das Ding eigentlich ein Bartschneider war, und bis ich begriffen hatte, wie man damit umging, sah ihre Frisur beschissen aus. Je länger ich diesen verunglückten Schnitt zu korrigieren versuchte, desto kürzer wurde er. Kelly sah bald wie ein
    Junge aus.
    Während ich die Gebrauchsanleitung auf der Flasche mit dem Haartönungsmittel studierte, fragte sie: »Nick?«
    Ich las noch immer die Gebrauchsanweisung, um diesmal wirklich alles richtig zu machen.
    »Was?«
    »Kennst du die Männer, die dich verfolgt haben?«
    Solche Fragen hätte ich stellen müssen.
    »Nein, ich kenne sie nicht, Kelly, aber ich kriege raus, wer sie sind.« Ich dachte darüber nach und stellte die Flasche mit dem Haartönungsmittel beiseite. Ich stand hinter ihr, so daß unsere Blicke sich im Badezimmerspiegel trafen. Ihre Augen waren jetzt nicht mehr so stark gerötet. Im Gegensatz zu ihren wirkten meine um so dunkler und müder. Ich erwiderte ihren Blick eine Zeitlang. Schließlich fragte ich: »Kelly, warum bist du in dein Versteck gegangen?«
    Sie gab keine Antwort. Ihr Blick sagte mir, daß sie meine Fähigkeiten als Damenfriseur anzuzweifeln begann.
    »Hat Daddy >Disneyland< gerufen?«
    »Nein.«
    »Warum hast du dich dann versteckt?« Diese Fragerei setzte mir so zu, daß ich Ablenkung brauchte. Ich schraubte die Flasche auf.
    »Wegen des Lärms.«
    Ich machte mich daran, das Haartönungsmittel mit einem Kamm zu verteilen.
    »Oh, was für ein Lärm ist das gewesen?«
    Sie sah mich im Spiegel an. »Ich bin in der Küche gewesen, aber ich habe im Wohnzimmer furchtbaren Lärm gehört. Ich habe mich hingeschlichen und nachgesehen.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Daddy hat die Männer angebrüllt, und sie haben ihn geschlagen.«
    »Haben sie dich gesehen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bin nicht reingegangen. Ich wollte Mommy rufen, damit sie kommt und Daddy hilft.«
    »Und was hast du getan?«
    Sie senkte den Blick. »Ich konnte ihm nicht helfen, ich bin zu klein.« Als sie nun wieder aufsah, brannte ihr Gesicht vor Scham. Ihre Unterlippe begann zu zittern. »Ich bin in unser Versteck gelaufen. Ich wollte zu Mommy, aber sie ist mit Aida oben gewesen, und Daddy hat die Männer angebrüllt.«
    »Du bist zum Versteck gelaufen?«
    »Ja.«
    »Und du bist dortgeblieben?«
    »Ja.«
    »Ist Mommy gekommen und hat dich gerufen?«
    »Nein. Du hast mich gerufen.«
    »Du hast Mommy und Aida also nicht gesehen?«
    »Nein.«
    Vor meinem inneren Auge stand das Bild der beiden Leichen im ersten Stock.
    Ich schloß sie in die Arme, als sie zu schluchzen begann. »Kelly, du hättest Daddy nicht helfen können. Die Männer sind zu groß und stark gewesen. Wahrscheinlich hätte nicht mal ich ihm helfen können,
    obwohl ich ein Erwachsener bin. Du kannst nichts dafür, daß sie Daddy weh getan haben. Aber es geht ihm schon wieder besser, und ich soll mich um dich kümmern, bis er sich wieder ganz erholt hat. Mommy und Aida haben ihn begleiten müssen. Sie haben einfach keine Zeit gehabt, dich zu holen.«
    Ich ließ sie ein bißchen weinen, dann fragte ich: »Hast du einen der Männer gesehen, die uns heute verfolgt haben?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Haben die Männer, die bei Daddy gewesen sind, Anzüge angehabt?«
    »Ich glaube schon, aber sie haben darüber so Maldinger getragen.«
    Ich erriet, was sie meinte. »Etwas, das Daddy tragen würde, wenn er dein Zimmer streicht?«
    Sie nickte.
    »Sie haben also Anzüge getragen, aber diese Maldinger darüber angehabt?«
    Sie nickte erneut.
    Ich hatte es geahnt; diese Jungs waren gut, sie waren Profis. Sie hatten keine häßlichen roten Flecken auf ihre schönen Anzüge bekommen wollen.
    Ich fragte sie, wie viele Männer im Wohnzimmer gewesen waren und wie sie ausgesehen hatten. Kelly reagierte verwirrt und ängstlich.

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