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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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auf einem Sessel aus. »Ah, da haben wir sie!«
    Sie gab mir eine Restaurantkarte, auf deren Rückseite jemand eine Adresse mit Telefonnummer gekritzelt hatte. Diese Handschrift kannte ich.
    »Ist das hier?« fragte ich sie.
    »Riverwood? Ungefähr eine Viertelstunde mit dem Auto, auf der anderen Seite der Brücke.«
    »Gut, ich rufe ihn gleich an. Vielen Dank!«
    »Erinnern Sie ihn daran, daß ich noch lebe, ja?« sagte sie voll müder Hoffnung.
    Ich ging zu Kelly hinüber. »Wir müssen gehen, Josie!«
    Sie zog einen Flunsch. »Ohhh ...« Wahrscheinlich lag das an der Gesellschaft anderer Mädchen - jedenfalls wirkte sie entspannter als in der ganzen Zeit, seit wir von ihrem Haus weggefahren waren. »Müssen wir schon?« fragte sie mit dramatischem Augenaufschlag, der durch schwarz getuschte Wimpern verstärkt wurde. Auch ihre Lippen waren geschminkt.
    »Ja, leider«, sagte ich, griff nach einem Wattebausch und fing an, das Zeug abzuwischen. »Können wir sie nicht hierbehalten?« fragte die Polizeibeamtin. »Wir kümmern uns um sie. Wir geben ihr Tanzunterricht.«
    »Das würde mir gefallen, Nick!«
    »Tut mir leid, Josie, aber um hier zu arbeiten, müßtest du viel älter sein, nicht wahr, Girls?«
    Sie halfen Kelly, das Indianerkostüm auszuziehen. »In der Schule immer schön fleißig sein, Schätzchen«, sagte eine von ihnen. »Dann kannst du später hier bei uns arbeiten.«
    Sie zeigten uns einen schnelleren Weg durch den Lieferanteneingang auf der Rückseite des Gebäudes. Als wir dorthin gingen, sah Kelly zu mir auf und fragte: »Was machen sie eigentlich?«
    »Sie sind Tänzerinnen.«
    »Warum tragen sie dazu Bikinis und all diese Federn?«
    »Keine Ahnung«, behauptete ich. »Manche Leute sehen so was gern.«
    Als ich dabei war, die Tür zu öffnen, hörte ich Sherry rufen: »Seine Tochter ? Dieser gottverdammte Lügner!«
    14
    Wir gingen bei leichtem Regen wieder den Hügel hinunter und suchten ein Lokal. An einem Haus, das gar
    nicht wie ein Restaurant aussah, hing das Schild Georgetown Diner. Wir gingen hinein.
    Wir saßen in dem zu drei Vierteln leeren Café, ich mit einem Cappuccino, Kelly mit einer Cola, und waren beide tief in Gedanken versunken - ich dachte darüber nach, wie ich Verbindung zu Pat aufnehmen sollte, und Kelly stellte sich vermutlich vor, wie sie später wie Pocahontas gekleidet aufs College ging. Vor uns auf dem Tisch hatten wir einen Ständer mit Grußkarten und kleinen Zeichnungen von Georgetown. Dieses Café war eher eine Galerie als ein Coffee Shop.
    »Wir können nicht einfach bei Pat aufkreuzen, weil wir ihn kompromittieren könnten«, erklärte ich Kelly. »Und ich kann ihn nicht anrufen, weil sie vielleicht schon eine Verbindung zwischen uns beiden hergestellt haben und sein Telefon abhören und sein Haus beobachten lassen.«
    Kelly nickte wissend, obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon ich sprach. Aber es gefiel ihr besser, in Erwachsenensachen eingeweiht zu werden, als sitzengelassen oder herumgezerrt zu werden.
    »Das ist wirklich lästig, weil wir nur eine Viertelstunde von ihm entfernt sind«, fuhr ich fort. »Was läßt sich da machen?«
    Sie zuckte mit den Schultern, dann zeigte sie auf den großen Kartenständer hinter mir und schlug vor: »Schick ihm eine Karte.«
    »Gute Idee, aber das dauert viel zu lange.«
    Dann hatte ich einen Einfall. »Gut gemacht, Kelly!«
    Sie grinste von einem Ohr zum anderen, als ich prompt aufstand und eine Geburtstagskarte mit einem Häschen aus Samt und einer Rose in den Pfoten kaufte. Ich lieh mir einen Kugelschreiber, setzte mich wieder an den Tisch und schrieb: Pat, ich sitze in der Scheiße. Kev ist tot, und Kelly ist bei mir. ICH BIN’S NICHT GEWESEN. Rufe baldmöglichst 181-322-8665 von einer Telefonzelle aus an. Nick.
    Ich klebte den Briefumschlag zu, schrieb Pats Adresse darauf und ließ mir die Gelben Seiten geben. Darin fand ich, was ich suchte - in dieser Straße und anscheinend zu Fuß erreichbar. Wir zogen unsere Mäntel an und gingen. Es regnete nicht mehr, aber der Gehsteig war noch naß. Ich kontrollierte die Hausnummern und stellte fest, daß wir in Richtung Potomac und Innenstadt gehen mußten.
    Der Kurierdienst hatte sein Büro neben einem mit wunderbaren Kuriositäten vollgestopften New Age Shop, dessen Auslage mit Heilkristallen dekoriert war, die jedes Leben verändern konnten. Ich fragte mich, zu welchem sie mir geraten hätten, wenn ich hineingegangen und ihnen meine augenblickliche Lage geschildert hätte.

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