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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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nein, wart’s nur ab. Hast du die Satellitenschüssel gesehen? Damit können wir wahrscheinlich sämtliche Programme der Welt empfangen. Kannst du dir vorstellen, wie toll das wird?«
    Die Einrichtung unseres Zimmers bestand aus zwei französischen Betten, einem großen Fernseher, einem Sideboard, das bessere Tage gesehen hatte, einem Kleiderschrank, der lediglich aus einer Stange mit Kleiderbügeln in einer Wandnische bestand, und einer Kofferablage.
    Ich warf einen Blick ins Bad und entdeckte ein Fläschchen Shampoo. »Siehst du das?« fragte ich Kelly. »Immer ein Zeichen für ein gutes Hotel. Wir sind im Ritz, glaub ich.«
    Nachdem ich das Ladegerät eingesteckt und mein Mobiltelefon hineingestellt hatte, schaltete ich den Fernseher ein und fing an, eine Kindersendung zu suchen. Dieser Ablauf hatte sich inzwischen eingespielt.
    Ich zog ihr den Mantel aus, schüttelte ihn leicht aus und hängte ihn weg. Dann trat ich an die Klimaanlage und drückte auf verschiedene Tasten, denn ich wollte, daß es hier richtig heiß wurde. Während ich darauf wartete, daß das Gerät zu arbeiten begann, fragte ich: »Was läuft denn?«
    »Power Rangers.«
    »Wer sind die?«
    Ich kannte diese Serie recht gut, aber ein Gespräch unter Freunden konnte nie schaden. Wir brauchten nicht unzertrennlich zu werden - im Gegenteil, je eher mit diesem gemeinsamen Abenteuer Schluß war, desto besser. Aber damit unsere Beziehung normal wirkte, mußte sie normal sein, und ich wollte nicht geschnappt werden, bloß weil irgendein Klugscheißer den Verdacht hatte, wir gehörten nicht zusammen.
    »Welche Figur gefällt dir am besten?«
    »Katherine - die in Rosa.«
    »Warum, wegen der Farbe?«
    »Weil sie nie langweilig, sondern echt cool ist.« Dann erzählte sie mir alles über Katherine, die noch dazu Engländerin war. »Das gefällt mir, weil Daddy aus England stammt.«
    Ich sorgte dafür, daß sie Jeans und ein Sweatshirt anzog. Das dauerte ewig lange, fand ich. Zum Teufel mit jeglicher Kinderbetreuung, die war nichts für mich. Tag und Nacht keine freie Minute mehr. Wozu Kinder haben, wenn man sie ständig bedienen muß?
    Endlich war sie trocken und warm angezogen. Neben dem Fernseher stand eine Kaffeemaschine mit Kaffee, Milch und Zucker, die ich jetzt in Gang brachte. Als sie zu summen und zu blubbern begann, trat ich ans Fenster. Ein Blick durch die Netzvorhänge zeigte mir auf beiden Seiten je einen grauen, quadratischen Hotelflügel; unter mir lag der Parkplatz, und vor mir hatte ich die Stadtautobahn auf Stelzen. Ich merkte, daß meine Stimmung dieser tristen Aussicht entsprach.
    Es regnete noch immer. Ich sah die Wasserfahnen, die Lastwagen hinter sich herzogen. Der Regen war nicht stark, aber so dauerhaft, daß er überall eindrang. Ich merkte plötzlich, daß Kelly neben mir stand.
    »Ich hasse solches Wetter«, sagte ich. »Schon immer, seit ich als junger Bursche zur Army gegangen bin. Noch jetzt mache ich mir an naßkalten, stürmischen Wintertagen einen Becher Tee, setze mich damit ans Fenster, sehe hinaus und denke an all die armen Soldaten, die irgendwo naß und frierend im Schützengraben hocken, vor Kälte schlottern und sich fragen, was sie eigentlich dort machen.«
    Ich grinste schief, als die Kaffeemaschine zu blubbern aufhörte, und sah nachdenklich auf Kelly herab. Was hätte ich nicht dafür gegeben, wieder auf Salisbury Plain in einem klatschnassen Schützengraben zu hocken und nur überlegen zu müssen, was sich gegen Nässe, Kälte und Hunger tun ließ!
    Ich streckte mich auf dem Bett aus, um in Ruhe über meine Möglichkeiten nachzudenken. Es waren nicht besonders viele. Warum wagte ich nicht einfach einen Fluchtversuch? Ich konnte Pässe stehlen und mein Glück auf dem Flughafen versuchen, aber die Aussichten, damit durchzukommen, waren sehr gering. Es gab jedoch auch unkonventionellere Routen zurück nach England. Von Kanada aus konnte man teils mit Fähren, teils auf dem Landweg zurückgelangen - eine bei Studenten beliebte Route. Oder ich konnte mich nach Süden, nach Belize oder Guatemala, durchschlagen. Ich hatte dort jahrelang im Dschungel gelebt und kannte die Insel San Pedro vor Belize, die Drogenschmugglern als Absprungbasis diente. Von dort aus konnte ich den nächsten mittelamerikanischen Hafen erreichen, in dem sich ein Schiff nach England finden ließ.
    Noch bizarrer war eine weitere Möglichkeit: Einer meiner Regimentskameraden war mit einer einmotorigen Cessna von Kanada nach England geflogen. Außer

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