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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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konzentrieren. »Äh, weil ich mich schnell langweile - vor allem, wenn das Essen nicht besonders ist. Unser letztes Motel ist Schiet gewesen, stimmt’s?«
    Eine Pause, dann fragte sie: »Was heißt Schiet?«
    »Es bedeutet, daß etwas nicht sehr nett ist.«
    »Das Zimmer war in Ordnung.«
    »Es ist schmuddelig gewesen. Wir gehen in ein anständiges Hotel, da gefällt’s dir bestimmt besser.«
    »Warum bleiben wir nicht einfach bei mir?«
    Ein Verkehrsflugzeug war gerade gestartet und drehte mit starker Schrägneigung scheinbar in Dachhöhe über uns hinweg ab. Wir beobachteten es eine Zeitlang wie gebannt; sogar Kelly war beeindruckt.
    Als der Triebwerkslärm verhallt war, sagte ich: »Komm, wir müssen dieses Büro finden.«
    Ich starrte weiter nach vorne links und versuchte zu erraten, welches Gebäude es sein würde. In der Ball Street gab es eine verwirrende Gebäudevielfalt: Zwischen alten Fabriken und Lagerhäusern befanden sich moderne einstöckige Bürogebäude mit Parkplätzen und große Abstellflächen für Lkw-Container. Zwischen manchen Gebäuden waren einige der Bäume zu sehen, die in etwa dreihundert Meter Entfernung den Potomac säumten.
    Unterdessen waren wir bei Hausnummer 100 angelangt, also mußte das PIRA-Gebäude bald kommen. Wir gingen weiter bis zu einem noch ziemlich neuen einstöckigen Bürogebäude mit freiliegender Stahlkonstruktion und an der Fassade hochgezogenen
    Lüftungsrohren. Drinnen brannten überall Leuchtstoffröhren. Ich versuchte die Firmenschilder zu lesen, aber der regnerische Tag war so trüb, daß ich näher hätte herangehen müssen, was ich nicht wollte. Auf einem Messingschild stand Unicom, aber die anderen konnte ich nicht lesen.
    Dieses Gebäude hatte wenig Ähnlichkeit mit den SinnFein- oder PIRA-Büros, die ich kannte. In der Cable Street in Londonderry befand sich das Büro beispielsweise in zwei Ober- und Untergeschossen eines Terrassenhauses aus den zwanziger Jahren, und die Zweigstellen in West-Belfast sahen kaum anders aus. Es waren jedenfalls keine High-Tech-Bürogebäude, die ans Centre Pompidou in Paris erinnerten. Hatte Pat sich etwa getäuscht? Ich hätte jedenfalls ein verfallenes altes
    Mietshaus erwartet. Vielleicht war dies nur eine
    Tarnadresse - ein Bürogebäude, in dem legale Firmen ihren ebenso legalen Geschäften nachgingen.
    Ich sah mir das Haus 126 Ball Street im Vorbeigehen genau an, ohne mich jedoch nach ihm umzusehen. Alle wichtigen Informationen muß man gleich auf den ersten Blick erfassen.
    »Nick?«
    »Was?«
    »Ich hab’ nasse Füße.«
    Ich sah mir ihre Schuhe an. Sie waren tatsächlich
    durchgeweicht. Ich hatte mich so sehr auf meinen
    Erkundungsauftrag konzentriert, daß ich nicht auf die Pfützen geachtet hatte, durch die wir gegangen waren. Ich hätte ihr in dem Einkaufszentrum ein Paar
    Gummistiefel kaufen sollen.
    Wir erreichten eine Querstraße. Nach links fiel die Straße leicht zum Potomac hin ab. Beide Straßenseiten waren zugeparkt und von weiteren Schrottplätzen gesäumt.
    Ich sah nach rechts. Am Ende der Straße führte der Highway 1 vorbei, und unmittelbar davor ragte die Satellitenschüssel des Hotels Calypso auf. Ich war sehr mit mir zufrieden. Ich hatte das Zielobjekt besichtigt und eine Unterkunft gefunden - und das alles vor elf Uhr morgens.
    16
    Wir gingen über den Parkplatz des Hotels Calypso. Ich zeigte auf die Lücke zwischen einem Pick-up und einem UPS-Lieferwagen. »Du wartest unter dem Treppenaufgang; dort bleibst du trocken. Ich komme bald wieder.«
    »Ich will aber mitkommen, Nick.«
    Ich tat wieder so, als müßte ich einen jungen Hund erziehen. »Nein ... du ... wartest ... hier. Ich bin gleich wieder da.« Ich verschwand, bevor sie widersprechen konnte.
    Die Rezeption war in einem der Zimmer im Erdgeschoß untergebracht, das als Büro diente, und das Einchecken war ebenso lässig wie die ganze Atmosphäre des Hotels. Zu meiner Erleichterung fand die Story von der bedauernswerten Touristenfamilie aus England hier
    viel rascher Glauben.
    Ich ging hinaus, holte Kelly ab und ging mit ihr das Gebäude entlang zu der Außentreppe, die zu unserem neuen Zimmer im ersten Stock führte. In Gedanken plante ich bereits, was ich als nächstes tun mußte. Plötzlich zog Kelly an meiner Hand. »Doppelter Schiet!«
    »Was?«
    »Du weißt schon - überhaupt nicht nett. Du hast das andere als Schiet bezeichnet. Das hier ist doppelter Schiet.«
    Sie hatte leider recht. Ich glaubte sogar, Erbrochenes zu riechen. »Nein,

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