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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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dass sie überhaupt nicht zugehört hatte. Ich konnte nur hoffen, dass dies nicht einer dieser schrecklichen »Morgen danach« werden würde, an dem beide Beteiligten jeglichen Blickkontakt mieden und sich nichts mehr wünschten, als ganz woanders zu sein. Das hoffte ich vor allem deshalb, weil ich 509
    wusste, dass diese Reaktion bestimmt nicht von mir, sondern nur von Sarah ausgehen konnte.
    »Für Recherchen aufgewendete Zeit ist selten vergeudet, Nick«, sagte sie, sah auf und lächelte mir zu. Das war immerhin ein gutes Zeichen.
    Ich stützte mich auf den rechten Ellbogen und begutachtete meinen linken Unterarm. Die Bisswunden waren verschorft und schienen gut abzuheilen; ihre Umgebung war
    blutunterlaufen und sehr druckempfindlich. Ich rückte etwas näher an Sarah heran und warf einen Blick in den Bildband. Er dokumentierte, wie grundlegend Jackie Kennedy das Innere des Weißen Hauses in den Sechzigerjahren umgestaltet hatte.
    Die nützlichen Informationen fanden sich im Anhang:
    Grundrisse aller Geschosse des Hauptgebäudes sowie des Ostund Westflügels. Ob sich an diesen Grundrissen etwas geändert hatte, konnten wir nicht beurteilen; wir mussten uns auf sie und meine Erinnerungen an die Besichtigung des Weißen Hauses unter Joshs Führung verlassen.
    Als unsere Blicke sich begegneten, sah ich, dass Sarah in Gedanken schon den Presseraum des Weißen Hauses betrat.
    Sie war ganz auf unseren bevorstehenden Einsatz konzentriert.
    Ich schlug die Steppdecke zur Seite, stand auf und ging unter die Dusche. Als ich zehn Minuten später geduscht und rasiert zurückkam und mir mit einem Handtuch die Haare frottierte, war Sarah bis auf Jacke und Schuhe bereits fertig angezogen. »Komm, wir gehen runter und sehen nach, was dort los ist. Duschen kann ich später noch.« Sie wartete ungeduldig, bis ich mich angezogen hatte, und ging dann voraus.
    Im Esszimmer herrschte ziemliches Chaos. Löffel knallten 510
    in Teller mit Cornflakes, Stühle scharrten über die
    Bodendielen, der Toaster spuckte Weißbrotscheiben aus, Maria bemühte sich vergeblich, für Ordnung zu sorgen, und die Kinder übten ihre Songs. Das Problem war nur, dass sie alle durcheinander sangen, was wie Katzengejaule klang. Nur gut, dass ich wusste, dass diese Songs keine Kriegserklärung, sondern eine Friedensfeier begleiten sollten.
    Josh, der uns den Rücken zukehrte, war damit beschäftigt, die Lunchboxen der Kinder zu packen, und sah wie ein Fernsehkoch aus, der zehn Dinge gleichzeitig tut: Er wickelte Sandwiches in Frischhaltefolie, wusch und trocknete Äpfel ab und warf in jede Box eine Hand voll Käsekräcker. Er trug eine marineblaue Anzughose und ein frisch gebügeltes weißes Hemd, unter dem ein weißes T-Shirt und seine braune Haut zu erkennen waren. Ich konnte es kaum noch erwarten, seine Krawatte zu sehen. Sorgen machte mir nur, dass Josh hinter dem rechten Hüftknochen ein hellbraunes Pfannkuchenhalfter und hinter dem linken eine Gürtelhalterung für zwei Magazine trug. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht dazu kommen würde, dass er die Waffe, die er später dort tragen würde, auf uns richten würde.
    Josh sah sich nicht einmal um, als wir hereinkamen, sondern rief nur: »Morgen! Kaffee ist in der Maschine links von euch.«
    Dort hörte ich eine Kaffeemaschine blubbern. »Bagels liegen neben dem Toaster. Kann jetzt nicht aufhören, muss alles fertig haben, bevor die Kinder für ihren Auftritt abgeholt werden.«
    Ich trat an den Toaster, teilte einige der schon
    aufgeschnittenen Bagels und steckte sie ins Gerät, während Sarah uns Kaffee eingoss. Wir taten so, als wüsste ich seit langem, dass sie zum Frühstück nichts lieber aß als getoastete 511
    Bagels, während sie natürlich nicht zu fragen brauchte, wie ich meinen Kaffee am liebsten trank. Sarah fragte Josh, ob er auch einen Kaffee wolle; er sah kurz auf, lächelte und nickte dankend.
    Sie goss Kaffee in einen dritten Becher. »Also, wie stehen unsere Chancen, Josh?«
    Er kehrte uns wieder den Rücken zu und war damit
    beschäftigt, viel zu viel Essen in eine Lunchbox der Marke Little Mermaid zu packen. »Ich wollte kurz nach der vollen Stunde anrufen«, erklärte er ihr, »gleich nach dem
    Schichtwechsel.«
    Nachdem Josh die Lunchbox voll gestopft hatte, sah er auf seine Uhr. »Passt auf, ich versuche gleich mal, den Mann zu erreichen.«
    Er trat an das an der Wand hängende Telefon, wählte eine Nummer, klemmte sich den Hörer mit der etwa drei Meter langen Telefonschnur

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