Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Swimming-Pool zu sehen, sondern werdet nur durch die Empfangsräume im Hauptgebäude
geführt, aber …«, er lächelte Sarah an, »… dazu gehört auch der Saal für Staatsbankette – der einzige Raum, der noch wie zu Jackie Kennedys Zeit eingerichtet ist. Das ist der Saal auf dem Bild, das du uns gezeigt hast.«
Sarah legte ihre Hand kurz auf seine. Ich merkte ihr an, dass sie sich wünschte, sie hätte dieses verdammte Weibsbild nie erwähnt. »Danke, das wäre großartig. Trotzdem hoffe ich, dass du uns selbst führen kannst, denn das wäre noch viel schöner.«
Er schmolz beinahe dahin. »Yeah, ich weiß, was du meinst, mir würd’s echt Spaß machen, euch alles zu zeigen.
Ehrenwort, ich ruf gleich morgen früh an – mehr kann ich vorläufig nicht versprechen.«
»Glaub mir, er schafft’s bestimmt«, versicherte ich Sarah.
»Ich hab ihm angedroht, dem Weißen Haus von der Gummi-Ente zu erzählen, wenn er sich nicht schrecklich anstrengt.«
»Von der was?«
Josh grinste verlegen.
»Hier geht’s um eine gelbe Gummi-Ente«, erklärte ich ihr,
»die bei den verschiedenen Secret-Service-Abteilungen und in Joshs Einheit herumgereicht wird.«
Sarah unterbrach mich: »In seiner Einheit?«
Sie wusste recht gut, wovon ich sprach, aber sie war sich 504
auch darüber im Klaren, dass Josh erwarten würde, dass sie das nicht wusste. »Delta Force«, antwortete ich. »Gewissermaßen das amerikanische SAS-Regiment. Jedenfalls geht’s dabei um Fotos von der Ente in möglichst ungewöhnlicher Umgebung.
Josh sollte sie im Weißen Haus aufnehmen, deshalb hat er ein Foto gemacht, auf dem sie in der Privattoilette des Präsidenten schwimmt, und sie sogar auf dem Schreibtisch im Oval Office
…«
Josh stand höflich gähnend auf. »Mit dieser heiteren Note sollten wir …«
Als wir uns gute Nacht sagten, griff Sarah nach dem Buch über die Kennedys und klemmte es sich unter den Arm, bevor wir alle die Treppe hinaufgingen. Oben bog Josh nach links ab, um noch einmal nach Dakota, Kimberly und Tyce zu sehen.
Als er eine der Türen öffnete, sah ich im schwachen Schein des Nachtlichts das an die Wand gepinnte Poster irgendeines Baseballhelden.
Unser Zimmer lag rechts am Ende des Flurs. Es sah genau so aus, wie man sich das Gästezimmer in einem dieser Häuser vorstellte: blitzsauber, wenig benutzt und mit rustikalen, nur gewachsten Kiefernholzmöbeln eingerichtet. Ich hatte den Eindruck, fürs Dekor sei nicht Josh, sondern allein Geri zuständig gewesen, denn die Vorhänge, Kopfkissen und Bettbezüge wiesen alle ein Blumenmuster auf, das ich ihm nicht zutraute; falls Geris Verschwinden irgendeinen Vorteil hatte, dann bestimmt den, dass Josh für die Innenausstattung des nächsten Hauses zuständig sein würde. Maria hatte das französische Bett frisch bezogen und die Steppdecke einladend zurückgeschlagen. Das wirkte so professionell, dass ich fast erwartete, auf dem Kopfkissen einen Zettel mit der morgen zu 505
erwartenden Temperatur und ein Stück Schokolade
vorzufinden.
Als ich die Tür hinter uns schloss, wühlte Sarah sofort in ihrer Reisetasche herum. Sie holte ihre Pistole und ein Magazin heraus, ging damit ins Bad nebenan und ließ die Tür offen. Ich beobachtete, wie sie das Magazin einsetzte und die Waffe durchlud, indem sie den Schlitten zurückzog, ihn gebremst nach vorn gleiten ließ, um jegliches Geräusch zu vermeiden, und ihn lautlos die letzten zwei Millimeter nach vorn drückte. Dann überzeugte sie sich davon, dass das Magazin wirklich eingerastet war.
Ich lachte. »Rechnest du mit nächtlichen Überraschungen?«
Sie drehte sich um und schüttelte lächelnd den Kopf, bevor sie kontrollierte, ob die Waffe gesichert war. Ich trat zu ihr ins Bad. Sarah drehte den Wasserhahn auf und fing an, sich die Zähne zu putzen. Die Gefahr bei einer flüsternd geführten Unterhaltung ist, dass sie deutlicher hörbar sein kann als eine normale, wenn man’s falsch anfängt. Ich brachte meinen Mund dicht an ihr Ohr heran und sagte: »Bringt er uns rein, tun wir ihm unter keinen Umständen was, okay? Wir tun weder ihm noch sonst jemandem etwas, verstanden?«
Sie nickte, während sie Zahncreme ausspuckte.
»Wir stehen alle auf derselben Seite«, sagte ich. »Werden wir geschnappt oder auch nur angehalten, setzen wir uns nicht zur Wehr. Niemand wird erschossen, und wir nehmen keine Waffen mit, okay? Sie bleiben in unserem Gepäck.« Die Sicherheitskontrollen würden ohnehin so streng sein, dass wir keine
Weitere Kostenlose Bücher