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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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zwischen Kinn und Schulter und ging zurück, um die Lunchboxen in die Schultaschen der Kinder zu packen. Ich stellte enttäuscht fest, dass er diesmal eine einfarbige blaue Krawatte trug. Er merkte, dass ich sie angewidert anstarrte, und grinste befriedigt, weil er mich um eine Gelegenheit gebracht hatte, ihn wegen seiner Krawatte aufzuziehen.
    Die Schultaschen bestanden aus durchsichtigem
    Plastikmaterial – an manchen amerikanischen Schulen die einzige heute noch zugelassene Ausführung, weil die Kinder zeigen mussten, dass sie keine Schusswaffen, sondern nur Bücher und Lunchboxen enthielten. Ich konnte mir vorstellen, dass sie dem Sicherheitsdienst des Weißen Hauses auch gefallen hätten.
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    Im nächsten Augenblick war zu hören, dass die Kinder den Fernseher im Esszimmer angestellt hatten und sich
    Zeichentrickfilme ansahen. Das machte mir Sorgen, denn es bedeutete, dass sie mit ihrem Frühstück fertig waren und sich nur noch die Zeit vertrieben. In diesem Haus gab es kein Fernsehen, wenn gegessen wurde oder Hausaufgaben zu
    machen waren. Ich sah auf meine Baby-G. Es war 7.32 Uhr.
    »Ich bin’s, Josh«, sagte er, als jemand sich meldete. Danach folgte eine kurze Pause. »Yeah, alles bestens. Ich komme heute sowieso rein, um meine Kinder singen zu hören; dann können wir uns noch unterhalten.« Die beiden fachsimpelten einige Zeit über ihre Arbeit und lachten über einen Insiderwitz.
    Die Bagels kamen aus dem Toaster. Ich legte sie in einen kleinen Korb und trat an den Kühlschrank, um einen dazu passenden Aufstrich zu holen. Sarahs Blicke folgten mir, während sie sich an den Küchentisch setzte. Sie kam mir wie eine Studentin vor, die nervös darauf wartete, das Ergebnis ihrer Abschlussprüfung zu erfahren.
    Ich sah bewusst nicht zu Josh hinüber; falls er sich unerwartet umdrehte, sollten unsere Blicke sich nicht begegnen. Den meisten Menschen gelingt es, niemandem Einblick in ihr Inneres zu gewähren – aber unsere Augen können uns verraten. Ich hatte mein Leben lang geübt, mich in dieser Beziehung zu verstellen, aber Josh hätte ich nicht täuschen können. Dazu hatte er zu viel Erfahrung. Ich konzentrierte mich einfach auf das Bagel, das ich bestrich, und hörte unauffällig zu.
    Josh hörte auf, Konversation zu machen, und kam endlich zur Sache. »Wer ist heute Schichtkoordinator? … Ah, richtig.
    Ist Davy Boy schon da?« Das klang hörbar zufrieden.
    513
    Ich ging durch die Küche und setzte mich zu Sarah. Sie umklammerte den Kaffeebecher mit beiden Händen, trank ab und zu einen kleinen Schluck daraus und schien sich
    ausschließlich für die Molekularstruktur ihres Kaffees zu interessieren. Josh, der noch immer angeregt telefonierte, kehrte uns weiter den Rücken zu und war damit beschäftigt, die Reißverschlüsse der Schultaschen zuzuziehen. Als er damit fertig war, kam er zu uns herüber, stellte die Taschen auf den Küchentisch und redete dabei weiter.
    »Bei mir sind zwei gute Freunde aus England zu Besuch, und ich würde ihnen gern das Weiße Haus zeigen. Glaubst du, dass sich das machen lässt, Kumpel?« Er lächelte über die Antwort seines unsichtbaren Gesprächspartners. »Yeah, ausgerechnet heute … yeah, ich weiß, aber für die beiden ist das die einzige Chance, Mann … yeah, in Ordnung.« Josh sah auf die Küchenuhr, legte auf, sah zu uns herüber und sagte:
    »Ich soll in einer halben Stunde noch mal anrufen.«
    Wir schafften es beide, vor Freude zu strahlen, aber ich musste mich verdammt anstrengen, damit er mir nichts anmerkte. Verließen die Kinder das Haus, bevor unser Besuch genehmigt war, standen wir vor einem großen Problem.
    Ich sah nochmals auf meine Armbanduhr. Es war jetzt 7.39
    Uhr. Josh, der mit dem Verlauf des Telefongesprächs zufrieden zu sein schien, erwiderte unser Lächeln, während er sich mit seinem Kaffee zu uns an den Tisch setzte. Sarahs Stimme klang schon aufgeregt, als sie sagte: »Dann mache ich mich jetzt lieber fertig. Bis gleich!« Sie gab mir einen liebevollen Klaps auf die Schulter und verschwand.
    Josh sah sich in der Küche um. Seine Arbeit war getan. Wir tranken schweigend unseren Kaffee. Er aß einen Bagel und 514
    grinste, als er hörte, wie Maria den Fernseher überschrie, um die Kinder zu ermahnen, nicht so laut zu sein. »Wann fahren deine drei, Josh?«, fragte ich ihn. »Für einen Auftritt um dreizehn Uhr ist’s noch ziemlich früh, nicht wahr?«
    »Gegen acht Uhr. Die Kinder werden von Schulbussen
    abgeholt und hingebracht. Zur

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